Was ist genderneutrales Spielzeug? Gendermarketing erkennen

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Was ist genderneutrales Spielzeug? Warum wir Spielzeug speziell für Mädchen genauso doof finden wie das Spielzeug für Jungs. Denn warum muss Spielzeug für Jungs so kriegerisch sein? Warum muss Lego geschlechterspezifisch sein? Und warum einfaches, genderneutrales Spielzeug OHNE dazugehörige Apps meiner Meinung nach die Fantasie am meisten anregt.

Fremdgefühle Spielzeug für Jungs

Ich stehe mal wieder bei den Kindern und sehe ihnen zu, wie kreativ sie mit ihren Legosteinen bauen. Sie denken sich schöne Sachen selbst aus. Dabei ist es allen dreien – Mädchen und Jungs – ganz egal, ob ein Teil von einem Lego Technics Bagger stammt oder von einer Lego Friends Packung.

Kinder sind offen für alle Spiele und ihre Lieblingsfarbe ist bunt!

“Mama, ich finde Elves und Lego Friends auch toll. Warum sind da fast nur Mädchenfiguren dabei und warum haben die so komische Körper?” Dank meiner Kinder weiß ich, dass es bei den Friends wohl auch zwei Jungenfiguren gibt. Die Packungen sind lila. Auch die Elves haben verpackungs- und marketingtechnisch eindeutig Zielgruppe Mädchen. Warum nur? Warum müssen Legos plötzlich geschlechterspezifisch sein?

So oft höre ich von Jungs, die mit Puppen spielen und sehe Mädchen, die toben und wild sind. Alle drei unserer Kinder haben lange Zeit am liebsten mit Kuscheltieren gespielt, sie versorgt und gepflegt, ins Bett gebracht, ihnen Medizin eingeflösst. Alle Jungs und Mädchen hier haben gerne zusammen gekocht, Sandkuchen gebacken, Hotel gespielt und gemeinsam mit vom Chefkoch zubereiteten Speisen Hochzeitsschmaus gehalten. Warum also, liebe Spielzeuginsdustrie muss dieses Gendermarketing sein?

Hier findet ihr bei Mens Health ein weiterführendes Interview mit Almut Schnerring, die zusammen mit ihrem Mann Sascha Verlan das Buch “Die Rosa-Hellblau-Falle. Für eine Kindheit ohne Rollenklischees” veröffentlicht hat. In dem Interview sagt sie unter anderem, dass das Gendermarketing erst in den 2000er Jahren so extrem zugenommen hat. Gemeinsam haben Schnerring und Verlan das Freispiel-Zeichen geschaffen, eine Auszeichnung für Unternehmen, die eine klare Position für genderneutrales Spielzeug und gegen Gendermarketing einnehmen.

Kinderzimmer ausmisten und aufräumen
Legosteine haben wir jahrelang nach Farben geordnet. Geschlechterneutrales Spielzeug regt die Kreativität an!

Wieso müssen Legosteine Geschlechtern zugeordnet werden?

Was mich als Jungsmama besonders stört: Warum ist fast alles Spielzeug für Jungs so kriegerisch? Wenn ich die Nexo Knights Verpackungen ansehe, denke ich an ein Schlachtfeld. Dann die Star Wars Raumschiffe im Spielzeugkatalog, die ich mir mit den Jungs anschaue. Wir überlegen, was man damit außer Schießen, Gefangennehmen, Angreifen, Ballern und Töten spielen könnte.

Und wissen es nicht. Zum Glück reden wir viel über diese Sachen. Zum Glück verstehen die Jungs meine Bedenken. Auch wenn sie natürlich trotzdem alle diese Spielzeuge erstmal unvoreingenommen cool finden. Warum tun sie das? Liegt es daran, dass es alle Jungs in ihrer Gruppe tun? Weil das alle haben? Oder weil sie gelernt haben, dass die rosa und Glitzersachen für Mädchen sind?

Warum sind Spielsachen für Jungs so kriegerisch?

Fast alle Produkte im Sortiment für Jungs sind kämpferisch. Der ganze Katalog wimmelt von martialischen Waffen, Kriegsfahrzeug getarnt in bunten Faben, bösen Fratzen, kreigerischen Fahrzeugen, alle mit Kanonen.
Zum Glück denken meine Jungs gemeinsam mit mir über diesen Misstand nach. Zum Glück habe ich einen Siebenjährigen, der Nexo Knights liebt, aber von selber sagt: “Mama die Nexo Ritter sind eigentlich ziemlich blöde. Die sagen immer nur…

Ich habe den Jungs gesagt, dass sie sich genauso gut etwas Lilanes oder rosaglitzeriges wünschen können. Sie wissen, dass es egal ist, wenn auf Buchcovern rosa Glitzermädchen drauf sind. Und wenn sie der Titel interessiert und der Klappentext spannend ist, lesen sie die Geschichte trotzdem. Auch dass bei vielen Fantasy-Romanen Mädchen in den Hauptrollen sind, das ist ihnen egal. Aber wer weiß, wie lange sie das noch cool finden. Was sie nicht immer ertragen sind glitzerige Cover. Manchmal ist es einfach zu viel des Guten. Keineswegs mögen alle Mädchen immer nur Glitzer – irgendwann wird es denen auch zuviel! Und es ist oft ganz schön schwierig für Mädchen andere Farben als Rosa und lila zu finden. Auch Jungs mögen übrigens lila, aber nicht unbedingt immer mit Glitzerrüschchen drauf.

Kinderbücher für Große - Lesealter 9 bis 12 Jahre
Ein gelungenes Beispiel für geschlechtsneutrales Spielzeug Design!

Warum gibt es zu jedem Sch.. ein Computerspiel und eine App

Es gibt aber noch eine weitere, viel manipulativere Strategie, die Kinder absolut begeistert von Nexo Knights & Co. zu machen.

Da wären wir bei Kritikpunkt 2: Ich habe die Vermutung, dass mein Junge die Nexos von anfang an so super toll fand, weil der Papa seines Freundes seinen Jungs die dazugehörige App installiert hat. Damit konnten sie die Schilde, die sich auf den Spielzeugpackungen oder Bauplänen befanden, einscannen. So bekommen die Figuren im Videogame fürs Tablet mehr Kraft. Klar ist diese intertextuelle Verknüpfung von analogem Konstruktionsspielzeug und Computerspiel faszinierend. Die Kinder sind von der medialen Welt ja ohnehin total begeistert. Klar habt ihr Euch das gut ausgedacht, liebe Spielzeugentwickler – zu gut. Denn ich habe es einfach satt, dass mein Sohn mir dauernd irgendeinen abstrusen Nexo-Quatsch erzählt. Ich mag sie nicht, die Nexo-Ritter. Ich mag kein Spielzeug, in dem die Helden mit einem Buch der Rache und einem Buch der Vergeltung zu tun haben. (Das Wort haben wir gestern zusammen besprochen). Muss das sein?

Ich liebe Fantasy, aber diese Story ist hohl und leer. Es geht nur um die niederen Instinkte des Kämpfens. Mit den Ninjagos geht es mir nicht ganz so übel. Ich weiß nicht genau, woran das liegt, ob es die asiatisch angehauchte Exotik ist oder der Mythos, welcher die Ninja-Kämpfer umgibt. Von dieser Linie gibt es schöne Bausätze für Jungs: tolle Drachen, ein wunderschönes Schiff mit beweglichen Segeln. Die Fantasie der Kinder wird angeregt. Obwohl natürlich auch hier alle Fahrzeuge Kampfvorrichtungen haben und die Helden bis an die Zähne bewaffnet sind. Aber gut, wenn das so sein muss, dann sehe ich die Kinder jedoch wenigstens eigene Spiele damit erfinden. Vielleicht liegt es daran, dass die Ninjagos, zumindest in unserem Zuhause, nicht so eng mit einem Computerspiel verknüpft sind.

Zwischen den Jahren und Silvester feiern mit Kindern
Alle drei Kinder haben gerne mit Lego gespielt. Die Straßenplatten hatte ich auch schon. Warum bitte müssen die Lego Friends, das Gendermarketing Lego nur für Mädchen eine andere Größe haben als die anderen Legofiguren?

Geschlechterneutrales Spielzeug im Grundschulalter

Die Fantasie ist es nämlich, die auf der Strecke bleibt, wenn Kinder die Geschichten, die sie spielen sollen en detail vorgekaut bekommen. Du sagst, die Kinder können doch trotzdem spielen, mit was sie wollen? Stimmt, doch sie werden durch Filme und Computerspiele schon ziemlich beeinflusst. Wenn ich mitspielen will und nicht genau weiß, was für Eigenschaften welcher Held hat und welcher Hero in welcher Situation was tut, werde ich sofort korrigiert. Manchmal habe ich das Gefühl, da sie die Vorlage haben, empfinden sie nur das als richtig, was darin steht. Wie ein unsichtbares Skript, das hinter diesem Spielzeug schwebt.

Dies ist nicht der Fall, wenn das Spielzeug neutral ist. Damit meine ich, wenn es keinen Film dazu gibt, kein Videogame und nichts sonst. Geschlechtsneutrales Spielzeug meint Spielsachen, die nicht mit geschlechtlich zugeordneten Farben wie rosa und hellblau arbeiten. Dahinter steckt vor allem eine Marketingstrategie, um mehr getrennt nach Geschlechtern mehr Spielzeug zu verkaufen.

Straßenplatten und Lego Technics finden wir in der Tat gelungen ebenso wie andere Technikbaukästen. Aber nur Bausätze zu kaufen, ist auch keine Lösung, wie ich einmal dachte. Wir plädieren für eine gesunde Mischung, denn ich möchte meine Kinder nicht von Dingen ausschließen, die gesamte Schulklassen cool finden, wie etwa Minecraft-Lego. Außerdem denke ich, dass die Kinder mehr lernen, wenn wir über das Kriegerische unserer Welt und das Kämpfen reden.

Mittelalter Holz-Waffen und Kostüme für Halloween DIY
Selbst gebaute Holzwaffen und Verkleidungen für Halloween und Fasching

Gemeinsam über Gendermarketing reden und Kinder selbst ausprobieren lassen

Also nehmen wir unser kriegerisches Spielzeug für Jungs da gleich zum Anlass. Ganz ohne Waffen sind wir übrigens auch nicht durchgekommen. Mädchen und Jungs haben sich irgendwann Holzschwerte vom Mittelaltermarkt gewünscht und diese Holzwaffen haben sie gemeinsam mit dem Papa gebaut.

Übrigens: Ich habe mich sehr gefreut, als mein Zweitklassler neulich sagte: “Mama, eigentlich sind die Nexo-Ritter schon ziemlich doof. Sie haben gar keinen Mut, sondern schreien nur immer nach ihrem großen Helden!” Ich glaube Aaron war es oder Kay? Trotz vieler Nexo-Quizfragen, die ich den Kindern regelmäßig beantworten musste, ist mein Nexo-Wissen noch im Durchfallbereich. Und das wird auch so bleiben!

Wie kannst du deinem Kind helfen, Spielzeug zu finden, das seinen Neigungen entspricht?

Unsere Devise heißt weiterhin: Ausprobieren lassen! Jedes Kind ist verschieden und es sollte sich Wünschen dürfen, was es möchte. Allerdings ist es für die Kinder nicht immer ganz leicht, sich von den geschlechterspezifischen Zuordnungen im Spielzeugkatalog freizumachen.

  • Bestärke dein Kind darin, dass es frei ist zu wählen, was es möchte.
  • Wenn der Spielzeugkatalog zu bescheuert ist, dann schmeiß ihn einfach weg.
  • Biete das Spielzeug ohne Verpackung und Logo an.
  • Versuche, alles anzubieten vom Technickset bis hin zur Puppe
  • Flohmärkte sind eine gute Lösung für den gemeinsamen Spielzeugeinkauf!
  • Nimm die Wünsche deines Kindes ernst: Wenn sich ein Junge eine Puppe wünscht, freu dich darüber!
  • Wenn sich dein Mädchen einen Konstruktionsbaukasten wünscht, musst du ihm nicht unbedingt eine rosa Variante speziell für Mädchen schenken!

4 Comments

  • Tina sagt:

    Ich kenne da auch Eltern, die mit ihrem Buben schon recht früh (ich glaube er war 4) James Bond angesehen haben. Ich finde ja so manche Disney-Filme schon heftig. Also dass die USK 0 sind, will mir oft nicht einleuchten. Mit meinem Großen hatte ich mal Merida angesehen, das hat ihn ewig beschäftigt, dass die Mama da plötzlich ein Bär war, und die den Bären töten wollten. Auch die Eisprinzessin gab’s hier noch nicht, die bei den ganzen Mädels im Kindergarten ja der Hit ist.
    Wahrscheinlich sind diese typischen Mädchenfarben für unsere Mistmatz deswegen auch so interessant, weil wir sie eben daheim nicht übermäßig vertreten haben.
    Mein Großer fängt bei den Klamotten jetzt zu motzen an. Er will nichts mehr “mit Augen” anziehen. Also keine peinlichen Männchen mehr. Das ist ihm wohl zu kindisch. Am liebsten Ringelpullis, was mit Spruch oder so, aber ja keine Männchen. Auch beim Schlafanzug mosert er rum, obwohl den ja keiner sieht.
    LG, Tina

  • Verena sagt:

    Liebe Tina! Das komplette Kindergartenalter konnten wir Spider-, Batman und StarWars eigentlich komplett entgehen. Ich verstehe es auch nicht, warum das Kindergartenkinder brauchen. Aber bei uns gab es doch tatsächlich ein Kind, das mit 5 Jahren Star Wars mit dem Papa gucken durfte und im Vorschulalter ein Handy bekam. Wie immer, einer genügt, um eine ganze Gruppe damit zu infizieren. Aber zum Glück waren sich die anderen Mütter alle ziemlich einig, einfach nicht darauf einzugehen.
    Was die Apps betrifft, von denen Du da schreibst, die kenne ich alle nicht. Bisher habe ich das einfach ausgeblendet. Aber dieses Unboxing hört sich ja wirklich ganz nett an.
    Das einzige was ich bei meinen zwei Jungs und einem Mädchen festgestellt habe bezüglich des Themas rosa-blau ist folgendes: Das Zwillingsmädchen hat sich mit den typischen Mädchen-Farben und Kleidchen tragen eindeutig von den Jungs abgegrenzt. Es war ihre Art zu sagen, hey ich bin eine eigene Persönlichkeit. Das war so im Alter von 3 bis 4 Jahren. Witzigerweise trägt sie heute am liebsten ganz praktische Sachen, weil sie beim Umziehen im Turnunterricht nicht die letzte sein will, sondern möglichst schnell. Farben mag sie mittlerweile wieder alle, Lieblingsfarbe bunt! Bei den Jungs habe ich einen der ohne Probleme lila trägt und einen der alles Mädchenmäßige ablehnt – eben der Zwillingsbruder, der sich wohl dadurch auch wiederum von seiner Schwester abgrenzt. Der lässt sich nichtmal nachts eine rosa Zudecke unterjubeln!
    Liebe Grüße und Danke für Deinen Kommentar, Verena

  • Tina sagt:

    Hallo Verena,
    ja, dieses geschlechterspezifische nervt mich auch ziemlich. Und meine Kinder springen da leider auch voll drauf an. Mein Sohn ist jetzt 5 und sortiert alles was rosa oder lila ist gnadenlos aus. Seine kleine Schwester ist jetzt 3,5 und interessiert sich auch so langsam für Lego. Der hat er gleich die Schachtel in die Hand gedrückt: “Die kannst du jetzt haben!” Und natürlich stürmt sie im Laden sofort auf die rosa und lila Schachteln zu. Ich weiß gar nicht, woran es genau liegt. Wir haben durch den großen Bruder viel Jungssachen daheim und ich selbst bin auch gar nicht der rosa-Fan, aber sie spinnt voll drauf. Sie hat auch damals das Lego-Duplo-Haus nicht bekommen, weil es mir in rosa nicht gefällt. Zum Glück war sie dann mit dem neutraler (und sogar günstigeren) gestaltenen Playmobil 1-2-3-Haus auch glücklich. Und damit haben beide Kinder sehr sehr gerne gespielt. Mein Großer ist momentan noch sehr glücklich mit Lego City. Mit den Nexo Knights und diesem Ninjago kann ich mich nämlich auch nicht anfreunden. Genausowenig aber auch mit den Elves. Mir gefällt das alles schon optisch nicht. Und das Kriegerische bei den Jungssachen nervt mich eh. Ich bin froh, dass er darauf überhaupt nicht anspringt, obwohl seine ganzen Kumpels davon die ganze Zeit schwärmen.
    Was mich aber fast noch mehr stört, als die geschlechterspezifische Farbgebung und kriegerische Gestaltung: Warum zum Teufel brauchen 3-Jährige schon Spiderman oder Batman??? Die sollten das eigentlich noch gar nicht kennen in dem Alter! Aber das Schlimme ist, dass viele Kindergartenfreunde meines Sohnes das tatsächlich schon kennen. Also bei uns wird Grüffelo und Minions geschaut.

    Die Apps, ja die Apps. Ich persönlich muss sagen, dass ich die Lego Duplo Apps und auch die Lego City Apps gut finde. Die Kinder spielen sie gerne. Wie es mit den Apps zu den anderen Sachen aussieht, habe ich noch nicht genau betrachtet. Ich wollte mir das mit dem Lego-Dimensions aber gerne mal genauer ansehen.
    Grundsätzlich habe ich da nichts dagegen. Meine schauen auch gerne mal Unboxings auf Youtube und bauen die Sachen dann nach, wenn sie die Sets auch nicht haben. Aber dann wird eben improvisiert. Und das finde ich auch schon wieder toll. Da hat mein Großer neulich ein Restaurant mit Küche, Gastraum und Schiebetüre gebaut … und das sah toll aus.
    Immer wieder interessantes Thema. Hatte das auch schon vor längerem einmal angeschnitten: https://gadgetina.wordpress.com/2014/02/25/mogen-madchen-wirklich-rosa/

    Liebe Grüße,
    Tina

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