So richtig stolz bin ich diesen Winter auf meine Kinder: echte Schi-Hasen alle drei. Doch das Ski fahren selber ist eigentlich nicht der Rede Wert, runter kommt schließlich jeder. Manchmal geschieht das im Kamikaze-Stil vom oberen Ende des Steilhanges bis zum Gatter der Liftanlage, wo sich Schuljungs mit Vorliebe freundlich lächelnd, Pulverschnee stäubend bremsend vor der wartenden Schlange einspuren. Ich sag’s euch, da wird mir schlecht vom zuschauen und wenn die Mama dann, brav Böglein fahrend, auch unten ist, um ihre Skipisten-Verhaltensregeln-Predigt zu halten, ist deren Wirkung bereits so gut wie verpufft. Die wahre Kunst beim Schi fahren ist aber das Erklimmen des Berges. Richtig toll wird es, wenn Kinder Lift fahren!
Eine stolze Ski-Mami!
Es ist wie im Traum, plötzlich können meine drei Kinder Lift fahren! Langsam angefangen haben wir mit dem Tellerlift. OK, das konnten sie schon mit vier Jahren. Doch letzten Winter musste ich damit rechnen, dass ich schwitzend, rückwärts fahrend und mit allem möglichen Muskeleinsatz Kinder aus verstopften Liftspuren zerrend körperliche und nervliche Höchstleistungen zu vollbringen. Wenn es irgendwo etwas zum Abrutschen gab, etwa ein metertiefes Loch an den Verstrebungen des Skilifts oder ein Graben neben der Fahrspur, regten sich schon dumpfe Gefühle in mir, nein positiv denken, er schafft das er stürzt nicht ab, und hoppla, Volltreffer, mein süßer Schatz im grünen Anzug liegt brüllend im Off. Mama verlässt den Lift, schnallt sich die Skier ab oder nähert sich dem wütenden Kind im Seitwärtsgang, je nach Verfahrenheit der Situation. Manchmal geht auch neben der Liftspur wieder abwärts gleiten zum Ausgangspunkt.
Nicht eingreifen
Viel gelernt habe ich von einem Liftling, der gerne in seinem Sonnenstuhl sitzt und die lieben Kleinen beobachtet, was für Faxen ihnen so alles am Lift einfallen. Träumerisch oder mutwillig Meter um Meter aus der Spur fahrend, mit dem Hintermann ein Schwätzchen haltend in den Abgrund stürzend, all das und noch viel mehr ist drin. Jedenfalls gab mir der gute Mann den Rat, die Finger von meinem Sohn zu lassen. “Der kann das!”, war er der festen Überzeugung. Seither mische ich mich nicht mehr groß ein, wenn Kinder Lift fahren – auch wenn der Teller dreimal aus den eifrigen Händen, die ihn greifen wollen, entgleitet. Dann steht der Bärtige auf und schaltet den Lift eine Stufe langsamer. So klappt es garantiert. Manchmal fällt es mir nicht einfach NICHT hinzulangen, aber ich mache es nicht mehr seit ich gesehen habe, wie wichtig es für den Lernerfolg der Kinder ist, allein ihre Fortschritte zu machen. Genauso beim Hinfallen: klar will jeder von der Mama aufgehoben werden, klar ist es manchmal schwierig die Beine mit den Ski dran wieder parallel zum Hang auszurichten und sich hoch zu drücken. Wie ich aber schon öfter aus der Ferne beobachtet habe, im Normalfall können die Kinder gut allein aufstehen.
Bei der Tochter flutscht das Tellerliftfahren schon seit letztem Winter – die Mama kann ja nur mit einem gemeinsam hinauf fahren – und sie hat bereits im Januar souverän den Schlepplift gemeistert. Seitdem sie stolz mit dem großen Bruder bis zur roten Piste hochgefahren ist, gibt es kein Halten mehr. Ob Schanze oder Slalom – geht alles. Als sie dann das erste Mal mit dem Zwillingsbruder gemeinsam Schlepper fahren wollte, ging es prompt schief und ich, eins weiter hinten, bekam die beiden draufgesetzt: ein Kind rechts, eins zwischen den beiden, fuhr ich wie ein stolzer Skilehrer bergauf. Ich sag’s euch, das ist der Stuhl oder Utkatasana – eine ganz fiese Yogaübung – in Reinform, allerdings ohne die Arme zu heben, denn die stützen die Kinder.
Es gibt ja auch noch Sessellifte
Stolz bin ich, dass es mich selbst nicht hingehauen hat. Ich kann nämlich nicht alleine aufstehen – ohne Skistecken schon gar nicht, und die lasse ich bei unseren Übungsfahrten meistens unten. Doch, es hat mich hingehauen: beim Aussteigen aus dem Sessellift.
Aber zuerst ein paar Tipps: Bevor ihr mit den Kindern hoch hinauf fahrt, lasst sie mindestens einen Skikurs mitmachen. Übt erstmal im Tal ganz viel Teller- und Sessellift fahren und verschafft Euch – ganz wichtig! – ein Bild von den Liftanlagen und Pistenverhältnissen in dem betreffenden Skigebiet. Wir haben es jetzt schließlich gewagt und sind mit den Zwillingen – insgesamt 3 Erwachsene und 3 Kinder – mit dem Vierer-Sessellift nach oben gefahren. Meistens stehen Helfer da, die kleine Kinder hochheben oder Ski entgegennehmen und an den Gondeln verstauen. Gondeln oder Schienenbusse sind meiner Meinung nach die bessere Wahl um auf den Berg zu gelangen als Sessellifte, denn diese halten ja zum Aussteigen nicht an und da steht dann keiner mehr da zum Helfen. Für kurze Beine ist es ganz schön hoch zum Abspringen und wumms – schneidet mich einer von links, einer von rechts und Mama liegt auf der Nase.
Irgendwie sind wir auch wieder runter gekommen vom Berg. (Das steilste Stück, denn oft verstecken sich auch in blauen Pisten Steilhänge – die Alpen sind nun mal ein Gebirge – haben die Zwillinge auf meinen Rat hin auf dem Popo rutschend bewältigt, denn der Schnee war nass und schwer.) Premiere geschafft. Und zum Abschluss hat mein Träumerle dann noch vergessen den Tellerlift loszulassen – genau das Kind, das auch in jedes Loch fällt, das irgendwo naht oder querfeldein in einen Acker fährt – und hat sich 2 Meter über uns schwebend hinter der Absperrung dann mit einem Stunt-Sprung, unterstützt von meinem markerschütternden “Lass aus”, in einen Schneeberg im Off gerettet. Zum Glück gibt es Gummibärchen.
Letzter Tipp für Ski-Mamis: Immer eine Packung in der Jackentasche verstauen, nicht im Auto vergessen. So lockst Du Falschfahrer aus dem tiefsten Abgrund im Krebsgang raus. Immer noch einen Bären drauflegen und mit der Tüte wedeln, das weckt ungeahnte Kräfte.
Vielen Dank für den Beitrag zum Thema Skifahren mit Kindern. Mein Cousin möchte eine Ferienwohnung für den nächsten Skiurlaub buchen und seine Kinder in der Skischule anmelden. Gut zu wissen, dass man den Kindern die Möglichkeit bieten muss, ihre eigenen Lernerfolge beim Skifahren lernen zu ermöglichen.