Bald ist es wieder soweit! Wir freuen uns alle wie die Schnitzel auf das Rosenheimer Herbstfest, dieses Jahr von 27. August bis 11. September. Traditionell gleichzeitig mit dem Erdinger Volksfest startet die Rosenheimer Wiesn drei Wochen vor dem Oktoberfest in München. Wiesn bedeutet im Bayrischen Volksfest, weil diese Feste schon immer auf der Festwiese eines Ortes abgehalten werden. Ist es in München die Theresienwiese, dieser wunderbare “concrete Jungle”, der einem inmitten der Stadt so etwas wie Weite vermittelt, gibt es in Rosenheim die Loretto-Wiese. (Auch diese ist zementiert und nicht gerade mit viel Gras gesegnet.)
Seit ich Kinder habe, ist mir die Rosenheimer Wiesn viel lieber als dieses Gedränge und Gestoße auf dem Oktoberfest. Leute, es ist überhaupt nicht wahr, dass jeder mal auf dem Oktoberfest gewesen sein muss. Das ist doch keine Pilgerstätte oder so. Erspart euch den Schmarrn, die vielen Alkoholleichen, die Besoffenen und ihre Ausscheidungen, die ganze Schubserei und diese schrecklichen U-Bahnfahrten. Ganz ehrlich, die Münchner Wiesn ist nur erträglich, wenn Du hackedicht in der Fischer-Vroni hockst, oder vielleicht noch im Schottenhamel – das sind die beiden Zelte in denen Augustinerbier ausgeschenkt wird. Von allem anderen habe ich eh bloß immer Kopfschmerzen bekommen.
Münchner Kindl rechnet ab
Ja, ich habe mehrere Dirndl, bin in München geboren und ich schaffe 3 Maß Bier (3 Liter), wenn es sein muss. Und ich kann dann sogar noch mit dem Rad heim fahren. Mache ich aber nicht mehr. Das dauert entschieden zu lange, weil man dauert falsch abbiegt. Weiß ich aus Erfahrung. Irgendwas muss ich ja schließlich gelernt haben in meinen vielen Jahren in München.
In diesen langen Jahren hatte ich auch Jahr für Jahr meinen Weg zur Uni und später in die Arbeit an der Theresienwiese vorbei mit dem Rad zu bewältigen. Normalerweise liebe ich München wegen seiner vielen Radwege. Es macht einfach Spaß mit dem Fahrrad in München unterwegs zu sein. Doch nicht zur Wiesnzeit. Spießrutenlauf ist ein Kinderspiel gegen dieses Getorkel und Gekotze auf dem Fahrradweg. Es macht echt keinen Spaß, Leute. Und da können die Münchner in Wiesn-Nostalgie schelgen und schwärmen wie sie wollen, mir langt’s.
Ich war sogar einmal als Schwangere auf der Wiesn. Unter dem Dirndl, das die Taille schön hoch angesetzt hat, passt ein Babybauch noch eine ganze Weile hinein. Jedenfalls bin ich mit meinen Arbeitskollegen, wie es halt so üblich ist, mit in die Box gegangen. Das ist eh schon Luxus, denn du sitzt in so einer Box erhaben über dem grölenden Pack in der unteren Etage. Extra Bedienungen gibt es auch. Aber zwei stunden kamen mir nie so lange vor und mir ist dieser ganze Wahnsinn und diese sinnlose Massenverblödung nie so deutlich geworden, wie stocknüchtern im Bierzelt. Geht da also niemals rein, ohne euch besaufen zu wollen. Dann setzt euch lieber in den Biergarten vor dem Zelt.
Familienfreundlichere Volksfeste
Oder noch besser: Besucht mit Eurer Familie gleich eines der zahlreichen kleinen Volksfeste, die ihr rund um München den ganzen Sommer hindurch antreffen könnt. Schöne Volksfeste sind z.B. das Erdinger, das Dachauer oder eben das Rosenheimer Herbstfest. Sie alle haben eines gemeinsam: Nicht nur das Bier ist günstiger, auch die Fahrgechäfte sind es. Wer seine Kinder so richtig nach Herzenslust fahren lassen möchte, kommt mittwochs zum Familientag. Da kosten alle Attraktionen vom Kinder-Karussell über Autoscooter und Ponyreiten bis in zum Riesenrad nur die Hälfte. Mit 20 Euro sind drei Kinder da nicht zweimal gefahren fünf oder sechs verschiedene Sachen.
Die Rosenheimer Wiesn ist auch nicht so überlaufen wie das Oktoberfest. Nachdem ich dort einmal mit dem Kleinkind einer lieben Freundin im Buggy sonntags festgesteckt bin und es den Leuten einfach voll egal war, ob sie den kleinen Bub anrempelten oder nicht, meide ich solche Massenveranstaltungen. Es ist schon auch nett voll, aber kein Vergleich zur bayrischen Landeshauptstadt. Auch die Bierzelte sind nicht ganz so voll und wer zeitig kommt, hat reelle Chancen auf einen Tisch, auch zu mehreren.
Rosenheimer Herbstfest Spezial Tipps
Das einzige, was man noch wissen muss, ist die Parkplatznot zu Herbstfestzeiten in Rosenheim. Die Stadt liebt es leider, Strafzettel zu verteilen. Und da es einfach so gut wie keine freien und erlaubten Parkplätze gibt, nehmt am besten den Zug. Vom Rosenheimer Bahnhof (ca. 30 Minuten Fahrzeit vom Münchner Ostbahnhof) aus fährt jede Stunde eine kleine Bummelbahn, genannt das “Wiesn-Bockerl” hinaus zur Loreto-Wiese. Ich habe Euch den Fahrplan verlinkt. Das macht den Kindern Spaß wie ein Fahrgeschäft und ist umsonst.