Regional ist Trumpf: Natur und Alpenpanorama gibt es satt in Zell, einem Ortsteil von Bad Aibling im bayrischen Voralpenland, gar nicht weit von der A8 entfernt. Hier hat Hubert Lang ein Gasthaus realisiert, das mit exzellenter Küche und bewusstem Einsatz regionaler Zusammenarbeit ein kleines Paradies geworden ist – für Kinder und Erwachsene.
Da steht es vor mir, mein Wildererpfandl. Die Wildschweinlende ist umrahmt von Spätzle, Waldpilzen und Himbeeren in Rahmsauce. Alles andere ist plötzlich unwichtig: ich esse, ich genieße. Mit dem langsamen sich Leeren der gusseisernen Pfanne dringt die Umgebung wieder durch – die strahlende Sonne, die Aussicht auf die Bergformation der „schlafenden Jungfrau“ und die bayrische Musik, die mit Hackbrett und Trompete aufspielt. Zum Heiss heißt dieses Bayerische Gasthaus, das ich unbedingt einmal wieder besuchen will. Auf jeden Fall im Herbst, denn dieser Ort ist wundervoll, um den bayrischen Altweibersommer und den goldenen Oktober zu genießen. geschützt an der Hauswand, mit einem Lammfell im Rücken werde ich hier wieder sitzen und die letzten Sonnenstrahlen vor dem Winter tanken. Das steht schon fest.
Kombinieren lässt sich dieser Restaurantbesuch etwa mit einem Aufenthalt in der Therme Bad Aibling, mit einer Partie Mini-Golf im Ort oder einfach mit einem tollen Spaziergang und einem Besuch der nachbarlichen Gärtnerei. Für alle die auf der Durchfahrt die A8 entlang rauschen, macht doch einmal einen Stopp hier, wenn die Autobahn mal wieder in Stau versinkt. Es ist gar nicht weit von der Ausfahrt Bad Aibling entfernt.
Ausgefallene Speisekarte – keinesfalls nur traditioneller Gasthof
So mancher Neider könnte jetzt sagen: Das ist doch ein Selbstläufer: Oberbayern, Natur und Alpenpanorama, Touristenparadies und Bad Aiblinger Kurgäste – kein Wunder, dass es solchen Wirten gut geht. Doch Hubert Lang, der das Wirtshaus Zum Heiss mit Erfolg führt, ruht sich nicht auf der Tradition aus. Die wöchentlich von ihm gestaltete Speisekarte klingt bayrisch und ist es auch. Eine der Maximen heißt, diese als deftig und schwer bekannte Küche zum leichten, frischen Genuss zu machen. Das gelingt mit à la Minute gekochten Speisen.
Es geht nicht nur um kleinere Portionen. Bewusst gewählte Zutaten, zu 90 % aus der Region sowie der Verzicht auf Zusatzstoffe und Vorgefertigtes erreichen diese Aufgabenstellung. Neben Klassischem wie dem Zwiebelrostbraten gibt es jede Woche ein vegetarisches Gericht, z.B. Tofuwürfel mit Herbstgemüse und Kartoffelecken. Die Mischung von Altbewährtem mit Unerwartetem kann beim Autodidakten Hubert Lang so aussehen: Zanderfilet mit Tiger Prawns in Limonen-Knoblauch-Öl auf Kräuterreis. Schwerpunkte sind neben Saisonalität und Regionalität das Wild, das der Jäger manchmal selbst erlegt hat, manchmal von seinen zahlreichen Jagdkameraden erhält. Gerne werden besondere Stücke frisch vom Lava-Grill serviert.
Kräutertage
In der kommenden Saison will der gelernte Elektriker und Betontechnologe, der vor über zehn Jahren zur Gastronomie fand, sich zudem stärker auf Kräuter konzentrieren. Dazu kooperiert er mit der Pflanzenkundigen Evi Gampl, die in der unmittelbaren Nachbarschaft die Gärtnerei Salubrium leitet. Die Teilnehmer ihrer „Kräutertage“ können dann „Zum Heiß“ auf ein Kräuter-Menü kommen. Darüberhinaus sollen Kräuter stärker auf der Speisekarte erscheinen. Dieses Beispiel zeigt, wie regionale Zusammenarbeit funktioniert.
Kunsthandwerk und Bauernmarkt
Nach demselben Muster strickt der einfallsreiche Gastronom seine Events. Beliebt sind seine Weihnachtsmärkte mit dem Schwerpunkt regionales (Kunst-)Handwerk und Bauernmarkt im Advent. Auch die bayrische Volksmusik, die während der Saison jeden Sonntag aufspielt, kommt an bei den Gästen. Das Publikum reicht von 18 bis 80 Jahren, von jungen Biergartenbesuchern über Familien bis hin zu Patientenbesuch und Kurgäste aus den nahen Kliniken. Auch private Feiern sind hier immer willkommen. „Zu uns kommen viele Vereine, für die wir“, erklärt der Wirt, „anders als oft üblich keine gesonderte Raumgebühr berechnen. Sie bezahlen lediglich den Konsum. Es sei denn dieser beläuft sich auf ein Minimum“.
Nah an den Bedürfnissen der Gäste zu bleiben, ist ihm ohnehin ein Anliegen. So bleibt die Küche geöffnet bis zum letzten Gast. Durchschnittlich ist das im Sommer bis 23.00 Uhr und im Winter zwischen 20.00 und 21.00 Uhr.
Investieren in Altbewährtes
Schon als kleiner Bub gefiel ihm das Gasthaus in dessen unmittelbaren Nachbarschaft er aufwuchs. 2015 feierte es übrigens sein 50-jähriges Bestehen. Als Hubert Lang das Objekt angeboten bekam, befand sich darin ein Café im Stil der 1960/70er Jahre. Daraufhin investierte er knapp 200.000 Euro in Umbau und Modernisierung. Neben einer Totalentkernung bekam das Lokal eine neue Küche. Der von ihm angelegte Gartenbereich mit Terrasse und Spielplatz entwickelt sich zu einem richtigen Kinderparadies. Hecken umranden das Anwesen, so dass Familien sich vollends entspannen können.
Natur und Alpenpanorama satt
Dazu kommen eine große Liegefläche und Parkplätze vor dem Haus. Ansonsten umgeben das Wirtshaus Wiesen. Der Blick auf die schlafende Jungfrau ist phänomenal schön. Auf der nach Süden ausgerichteten Terrasse mit Garten lässt es sich selbst im Winter gut aushalten: Von den Außenplätzen sind 30 im Winter nutzbar. Mehrere, unter dem Balkon des ersten Stocks angebrachte Heizstrahler und die vielen Lammfelle auf den Bänken entlang der windgeschützten Hauswand wärmen den Gästen den Rücken. Einige Liegestühle mit Tischchen für zwei und eine Feuerstelle für Abende am Lagerfeuer und Sonnwendfeiern runden den zauberhaften Garten ab. Wer Natur und Alpenpanorama liebt, ist hier an der richtigen Adresse.
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