Heute ist Weltfrauentag – ich nenne ihn den Tag der Frauen. So kenne ich den Weltfrauentag am 8. März aus Italien. Wie vielleicht einige von Euch wissen, bin ich in Rom groß geworden. Dort blühen um diese Zeit im Jahr schon die Mimosen. Das sind hohe Bäume, an denen kleine luftige kugelförmige Blüten sitzen von leuchtend gelber Farbe. Der Frühling liegt schon so viel mehr in der Luft. Alle Blumenhändler, Blumenverkäufer an den Straßenkreuzungen, Supermärkte und Alimentari verkaufen kleine Sträuße mit den gelben puffrigen Blumen.
Farbe bekennen am Weltfrauentag
Viele Frauen tragen ein paar Mimosen am Revers, ihre Männer und Freundinnen schenken ihnen diese Blumen. Aktivisten und alle, die ein Statement zum Weltfrauentag anbringen möchte, kleiden sich heute gleich ganz in Gelb.
Für mich ist gelb die richtige Signalfarbe für den Weltfrauentag. In Italien treffen sich heute junge und alte Frauen mit ihren Freundinnen, in Gruppen, zu zweit und zu mehreren. Mütter mit ihren Töchtern, Schwestern, Frauen überall. Heute gehen sie aus und feiern sich selbst. Viele der Frauen, die dabei sind,wirken so als ob sie das ganze Jahr als Hausfrau oder was sie sonst auch immer machen, ihrem Alltagstrott verhaftet sind und niemals ausgehen würden. Eben nur an diesem einen Tag, dem Weltfrauentag am 8. März, den sie mit anderen Frauen begehen.
Gleichberechtigung von Frauen
Mancherorts finden auch Demos und Frauenmärsche für die Gleichberechtigung der Frauen statt. Es gibt Regionen auf dieser Welt, in denen die Frauen noch immer viel weniger Rechte haben als in Italien, Österreich oder Deutschland. Auch wenn es bei uns an der Oberfläche alles sehr gleichberechtigt und demokratisch ausschaut. Ist das aber wirklich so? Der Weltfrauentag stiftet an zum Nachdenken.
Wie geht es Euch damit? Seid ihr zufrieden mit der Rollenverteilung in Eurer Familie? Findet ihr, die Aufgaben in der Beziehung, als Eltern, als Partner sind zwischen Euch gerecht verteilt? Oder macht ihr den Haushalt und die Kinder noch nebenher mit, obwohl ihr beide berufstätig seid? Ihr wisst schon, das bisschen Haushalt…. wieviel hat sich geändert seitdem dieser Schlager in den 1960ern ein Hit war?
Oder vielleicht fühlt ihr Euch total emanzipiert und modern, seht aber die eigentliche Ungleichheit gar nicht mehr, weil es eben immer so war?
Kennt ihr Beziehungen, in denen Frauen leiden, weil ihnen immer wieder psychische oder sogar physische Gewalt angetan wird? Aber keiner redet drüber? Mischt sich ein?
Und was erlebt ihr so im Job? Wieviele von Euch haben weibliche Chefs? Bekommen Männer und Frauen in gleicher Position das gleiche Gehalt?
Wieso tun sich Frauen so schwer mit Gehaltsverhandlungen? Fühlen wir uns weniger wert?
Wie oft suggeriert uns die Gesellschaft, Kindererziehung und Haushalt sei kein vollwertiger Job, weniger Wert als die Lohn- und Brotjobs der Männer.
Wie sieht es mit den Leistungen aus, die für die Rente während der Jahre mit den kleinen Kindern zuhause oder für lange Jahre der Pflege von Angehörigen an viele Frauen nicht weiter bezahlt werden? Ist das also der Bescheid von offizieller Stelle, dieser Dienst an der Gesellschaft sei weniger Wert als ein Angestelltenverhältnis?
Individuelle Belange der Frauen präsent halten
Ich habe es ausprobiert. Mein Mann ist letztes Jahr komplett zuhause geblieben und hat sich um die Kinder gekümmert. Mich hat dieses Jahr sehr gestresst. Denn ich hatte viel Arbeit und meine Rolle zuhause als Mutter. Die war ich auch nicht bereit aufzugeben, ich konnte das nicht. Ich konnte und wollte meinem Mann diese Rolle nicht abgeben. Daher habe ich mir viel mehr aufgehalst, als ich tragen konnte: nämlich Chef daheim und der Job.
Jetzt haben wir wieder getauscht. Ich bin wieder weniger frei in meiner Terminplanung, habe dafür nicht das schreckliche Gefühl der selbständige Haupternährer einer Familie zu sein. Mir geht es viel besser, wenn diese Verantwortung gleichmäßig auf vier Schultern verteilt ist. Dazu kommt, dass ich wieder viel mehr kreative, künstlerische Projekte angehen kann, Zeit mit den Kindern verbringen und einfach daheim sein. Das gefällt mir besser. Für jeden passt eine andere Lösung und ich finde nichts schlimmer als Schwarz-weiß-Malerei. Es gibt so viele Modelle wie es Menschen und Familien gibt. Der Indikator ist die innere Zufriedenheit. Deshalb habe ich mir heute einen schönen Vormittag gemacht mit lauter Dingen, die ich gerne tue. Und ein bisschen über den Weltfrauentag nachgedacht.
Das wichtigste ist für mich, das Thema Unterdrückung von Frauen und Gleichberechtigung der Geschlechter immer präsent zu halten. Vieles wird in unserer Gesellschaft als selbstverständlich abgetan, obwohl sich nicht alles wie selbstverständlich zum besseren gewandelt hat. Deshalb finde ich es gut, dass es den Weltfrauentag gibt.