Hast du schon einmal vom Große-Muttergöttin-Kult der Vorgeschichte, Herstory und der Großen Göttin gehört? Was weißt du über Matriarchate? Glaubst du auch, dass Matriarchat das Gegenteil von Patriarchat ist und in dieser Gesellschaftsform, Männer unterdrückt werden? Da muss ich dich enttäuschen! Matriarchale Gesellschaften sind egalitär und zeichnen sich durch Gewaltfreiheit und die Gleichberechtigung von Frauen und Männern aus.
Es gibt viele Mythen über Matriarchate. Schon so manches Mal wurde sogar ihre Existenz angezweifelt. Doch wie so vieles in grauer Vorgeschichte ist in Jahrtausenden patriarchaler Herrschaft bewusst verzerrt, verdrängt und verschleiert worden. Die Wiege der Geschichte stand keinesfalls im antiken Griechenland. Die Wurzeln der Menschheit reichen viele Tausend Jahre weiter zurück und diese Vorgeschichte ist weiblich!
Matriarchale Symbolik und Mysterienfeste
Im Februar 2023 ist das neueste und lang erwartete Buch “Symbolik von Erde und Kosmos: Matriarchale Mysterienfeste, Tarotkarten, Astrologie” von Heide Göttner-Abendroth im Christel Göttert-Verlag erschienen. Es ist das Ergebnis von 40 Jahren spiritueller Forschung und Praxis der Wissenschaftlerin und Matriarchatsforscherin. Besonders die farbigen Bilder zu den von der Autorin umgestzten matriarchalen Mysterienfesten sind einzigartig und inspirierend.
Im ersten Teil dieses Buches beschreibt die Ikone der Matriarchatsforschung ihre Praxis der acht matriarchalen Mysterienfeste mit zentralen Zeremonien und Ritualen. Ihre kulturhistorische Bedeutung zeigt sich in Volksbräuchen. Bis heute haben sich in volkstümlichen Traditionen Fragmente und Reste erhalten.
Der zweite Teil des Buches zeigt die Lebensstadien-Feste in ihrer Parallelität zu den acht Mysterienfesten, die im Jahreskreis die Zyklen der Natur feiern. Ebenso verbanden matriarchale Kulturen den Jahreslauf mit dem Lebenskreislauf. Ein Jahreskreis ist ein Lebenszyklus. In ihm finden wir alle Phasen des Lebens von Geburt bis Tod und Wiedergeburt.
Die Phasen im Leben einer Frau reichen von Menarche über Reife bishin zu Wechseljahren und Alter. Diese weiblichen Lebensphasen sind durch Übergänge geprägt. Was für eine wunderbare Idee diese Übergänge zu zelebrieren: allein, im Frauenkreis, Tochter und Mutter.
Auch die Tarotkarten haben matriarchalen Wurzeln! Sie haben als „Bilderbibel der Göttinnen“ lange in patriarchaler Zeit überlebt und beziehen sich auf die Symbolik des matriarchalen Jahreskreises, was der dritte Teil des Buches veranschaulicht.
Um die matriarchalen Aspekte der Astrologie geht es im vierten Teil. Sie beruht in ihrer ältesten Schicht ebenfalls auf der matriarchalen Symbolik. Diese Erkenntnis erlaubt diverse und umfassendere Deutungen als bisher.
Spannend kann für dich die Hagia Akademie sein. Bis Anfang November kannst du dich für den Studiengang in englischer Sprache zur Referentin in Matriarchatsforschung 2025/2026 eintragen.
Der Christel Göttert Verlag – eine wahre Fundgrube für feministische Forschung und Lektüre
Dieses und weitere spannende Bücher finden sich in reicher Fülle im Christel Göttert Verlag, der seit mehreren Jahrzehnten Bücher ausschließlich von und für Frauen publiziert.
Viele wichtige Bücher aus dem Dunstkreis des Mailänder Frauenbuchladens Libreria delle donne di Milano wurden in diesem Verlag übersetzt und auf Deutsch herausgegeben. Von den Werken der italienischen Philosophin Luisa Muraro, die 1975 gemeinsam mit anderen Frauen die Libreria delle donne di Milano ins Leben gerufen hat, finden sich mehrere Übersetzungen ins Deutsche. 2019 erschien etwa die deutsche Übersetzung “Vom Glück eine Frau zu sein” von “Non è da tutti, L’invincibile fortuna di nascere donna” 2011 in Rom bei Carocci Editore.
Unter den Autorinnen sind Persönlichkeiten wie die feministische Sprachforscherin Luise F. Pusch, die französische Philosophin Luce Irigaray, die kritische Religionswissenschaftlerin Christa Mulack oder die oben vorgestellte Begründerin der Matriarchatsforschung Heide Göttner-Abendroth. Weltweit verbreitet ist das astrologische Jahrbuch WE’MOON einer amerikanischen Autorinnengruppe. Bei Christel Göttert erscheint es seit Jahren in deutsch-englischer Ausgabe.
Die Sprache unsrer Ursprungs-Mutter MA
Dieses Kompendium ist schlichtweg ein Hammer-Buch und absolutes Muss für alle, die sich mit Vorgeschichte (Prähistorie) und weiblicher Geschichtsschreibung beschäftigen. Es vereint bilderreich sämtliche Kulturen rund um den Globus, in denen der Große-Mutter-Göttin-Kult zentral war. Es lässt sich einfach nachschlagen, wo welche Felsenmalereien, Artefakte, Figurinen, Megalithen, Höhlen, Ritual- und Gebrauchsgegenstände, Kultstätten etc. gefunden wurden.
Der Große-Muttergöttin-Kult dominierte über Jahrtausende universal
Das prall gefüllte, wichtige Buch erstellte Dr. Annine van der Meer. Die holländische Historikerin, Theologin und Symbolforscherin, geb. 1953, arbeitete zunächst zur göttlichen Weiblichkeit im Juden- und Christentum (“Van Sophia tot Maria”, “De Zwarte Madonna”). Danach ging sie auf Reisen und suchte weltweit in der Ur- und Frühgeschichte nach Spuren der universellen Muttergöttin. Bis heute finden wir Beweise ihrer Existenz in Bildern und Symbolen.
Weitere Veröffentlichungen von ihr in den Niederlanden behandeln auf Holländisch zu Nehalennia, der Großen Göttin der Niederlande, die Drei Matronen und die Göttin Holle. Ja, in der Märchenfigur der Frau Holle ist uns die große Göttinnenmutter erhalten geblieben.
Dr. Annine van der Meer lehrte von 2008 bis 2019 in der von ihr gegründeten Akademie PanSophia, Schule der Weisheit – Wissenszentrum für Matriarchat und Einheitsbewusstsein. Mit ihren Vorträgen ist sie auf der ganzen Welt unterwegs. Auch einen eigenen Verlag hat sie in den Niederlanden gegründet: Pansophia-press.
Ihr gebührt das Verdienst, erstmals die Universalität der weiblichen Vorgeschichte und des Große-Muttergöttin-Kult aufzuzeigen. Sie gibt einen Überblick über die weltweit gefundenen urzeitlichen weiblichen Symbole von erstaunlicher Einheitlichkeit.
Fundiertes Nachschlagewerk zur Menschheitsgeschichte
Die Funde und Kultstätten reichen vom Nahen Osten über Japan, Indien, Algerien, Amerika und Westeuropa bis nach Sibirien.
Diese Idole zeigen weder steinzeitliche Pin-ups noch geht es nur um Fruchtbarkeit. Urzeitliche weibliche Skulpturen oder Felszeichnungen sind Darstellungen der Urmutter.
Annine van der Meer
Geordnet hat sie die vielen archäologischen Funde nicht nur zeitlich und geographisch, sondern auch nach Themen. Sie erläutert Bezüge zu Tieren, Pflanzen, Orten und Symbolen. Erklärt die Bedeutung von Körperhaltungen, Körperteilen, Gewändern, Frisuren, Accessoires. Und sie bettet ihre Forschung in aktuelle Bezüge ein.
Ein fundiertes Nachschlagewerk zur Menschheitsgeschichte für interdisziplinäre Forschungen, das die grundlegende Bedeutung des Weiblichen aufzeigt. Eine reichhaltige Quelle für KunstliebhaberInnen, die wissen wollen, was die einzelnen Objekte und Darstellungsformen über das Verhältnis von Frauen und Männern, Individuum und Gesellschaft, Schöpfung und Tod aussagen. Eine überaus üppige Bildersammlung zur Großen Göttin.
“›Die Sprache der MA‹ ist eine direkte Fortsetzung der Arbeit von Marija Gimbutas”, sagt Prof. Dr. Veronika Bennholdt-Thomsen.
Eine Wieder-Aneignung ursprünglicher weiblicher Symbole
Mit den heiligen Tieren im Große-Muttergöttin-Kult beschäftigt sich Edith Marmon in diesem Buch. Sie beschreibt wie und warum die der Großen Göttin zugeordneten Tierwesen zu Symbolen des Bösen wurden. Die einst positiven Kräfte der ältesten Symbole der Menschheit und Erkennungszeichen der Göttin gingen verloren. Drache und Schlange waren Bestandteile vieler Schöpfungsmythologien und genossen in frühgeschichtlicher Zeit hohe Verehrung. Sie stehen für die Ur-Mutter im Ur-Ozean, die aus dem Chaos alle Wesen schuf.
Mit der Entstehung patriarchaler Kulturformen wurde die weibliche Schöpfergöttin von männlichen Göttern verdrängt, verfolgt und getötet – analog zur Abwertung der Frau und des Weiblichen.
Frauen wurden durch diese Ächtung von ihren ursprünglichen Werten, für die diese Symboltiere standen, abgespalten. Anhand eines Märchens, das diesen Übergang zum patriarchalen Denken verdeutlicht, und mit zahlreichen kulturgeschichtlichen Zeugnissen bietet dieses Buch Frauen einen Zugang zu verschütteten spirituellen Kraftquellen. An Traumbeispielen, Reflexionen un Sequenzen aus Therapiegesprächen zeigt die Psychotherapeutin, was deren Integration für die Bewältigung des Alltages von Frauen bedeuten kann.
Der weibliche Faden. Geschichte weitergereicht
Das Sachbuch von Birgitta M. Schulte hat mir persönlich sehr gut gefallen. Ich habe es in wenigen Tagen ganz gelesen.
Geschichte ist Generationenfolge, der Faden, der Frauen verbindet, wird weitergereicht.
Birgitta M. Schulte
Die Idee ein Buch über die großen Forscherinnen der Weiblichkeit zu machen, finde ich großartig. So knüpft die Autorin den Faden von Marija Gimbutas zu der Journalistin Joan Marler, ihrem Alter Ego, Editorin und Vertrauten der späten Lebensjahre. Weitere Fäden webt sie in den 1990er Jahren von Felicitas D. Goodman zu Gabriele Fischer, von Marie E.P. König zu Gabriele Meixner, von den steinzeitlichen Figurinen zu Gabriele Johannsmann. Viele dieser Forscherinnen waren mir bisher unbekannt. Zum Teil wurden sie von der männlich dominierten Wissenschaft verdrängt und ihre Sichtbarkeit minimiert.
“Der Ursprung war weiblich. So läßt sich das einheitliche Ergebnis höchst unterschiedlicher Forschungen zusammenfassen. Das erste Bild vom Menschen war das der Frau. Das erste Gottesbild war weiblich. Die erste Paardarstellung war die von Frauen. Die Erkenntnisse aus Archäologie, Anthropologie, Tanz und Tranceforschung, von prägendem Einfluß auf das Leben der Entdeckerinnen, wurden von diesen an Schülerinnen weitergegeben, die das Wissen feministisch zuspitzen.”
Leben in matriarchalen Gesellschaften
Es gibt eine ganze Reihe Autorinnen, die sich mit matriarchalen Gesellschaften beschäftigt haben. Die Matriarchatsforschung erstarkte in den 1970er Jahren. Trotz meines Hochschulstudiums in Ethnologie, Volkskunde und Literaturwissenschaften, habe ich die Matriarchatsforschung und den Große-Muttergöttin-Kult erst nach Abschluss meiner Studienjahre entdeckt. Immerhin bin ich dank einer Professorin mit Gender Studies in Berührung gekommen. In der akademischen Welt war auch in den späten 1990er und 00er Jahren keine Sichtbarkeit für diese Themen. Wer nicht gezielt nach weiblicher Vorgeschichte und dem Große-Muttergöttin-Kult sucht, wird nichts davon erfahren. Das Patriarchat bröckelt.
“Als alle Menschen Schwestern waren” von Irene Fleiss
Nur wenn wir wissen, dass es bessere Strukturen und Lebensweisen gab und dass sie auch heute noch bei einigen Völkern existieren, sind wir in der Lage, die unseren zu ändern und nicht einfach hinzunehmen. Erst wenn Frauen mehr als ein Frauenbild kennen lernen, haben sie eine echte Wahlmöglichkeit.
Irene Fleiss
Daher entwirft Irene Fleiss in ihrem zweibändigen Werk ein umfassendes Bild von matriarchalen Gesellschaften. Sie zeigt, dass in ihnen der Schutz des Lebens im Zentrum steht. Im 1. Band beschreibt sie Alltagsstrukturen, spirituelle Vorstellungen und das gewaltfreie Zusammenlebens der Geschlechter. Sie benennt die Kulturleistungen der Frauen und erläutert, wie mit Macht und Aggression umgegangen wird. Gewaltfreiheit ist ein Wesenmerkmal von Matriarchaten.
Auch dieses Buch ist ein reichhaltiges Nachschlagewerk. Die Autorin bezieht Ergebnisse der inzwischen umfangreichen Matriarchatsforschung anderer ein. Das Buch eignet sich als Lektüre zum Einstieg ins Thema. Auch Männer sind Zielgruppe. Die gegenwärtigen einengenden Strukturen schaden beiden Geschlechtern.
Ein Werk in zwei Bänden, das mich froh stimmt und von der ersten Zeile an faszinierte.
Gudrun Nositschka, Vorsitzende der Gerda-Weiler-Stiftung