Zum 12. Vollmond des traditionellen thailändischen Mondkalender feiern die Menschen Loi Krathong, ein wunderschönes Lichterfest in Thailand, dieses Jahr von 23-26. November: Sie lassen bunte Gebilde aus Blumen, Räucherstäbchen und Kerzen mit guten Wünschen für das kommende Jahr davonschwimmen. Gleichzeitig verabschieden sie sich auf diese Weise von Vergangenem, vom unbequemen Ballast, der über Bord geworfen werden kann. Berühmte Orte, um das Lichterfest in Thailand zu begehen, sind Chiang Mai uns Ayutthaya.
Ich habe das Lichterfest in Thailand, genauer in Bangkok, erlebt. Begleitet wurde unser Grüppchen von einem Freund aus dem Süden Thailands, der in Bangkok Kunst studiert hat und die Stadt daher gut kennt. Zunächst ging es mit einem der zahlreichen Tuk Tuks, den tollen und preisgünstigen Dreiradler-Taxis à la APE in ein Viertel nahe dem Chao Phraya, dem breiten Strom Bangkoks. Auf seinen Rat hin wollten wir die Krathongs, traditionell aus dem Strunk der Bananenstaude gefertigt, aber nicht im großen Fluss schwimmen lassen. Wir suchten uns einen trägen Kanal mit weniger Wellengang. Dann begaben wir uns auf die Suche nach “unserem” Blumenboot, das uns geeignet schien, den überflüssigen Ballast unserer Seele hinwegzuschwemmen, um das Leben von einer neuen Warte aus zu beginnen.
Dazu bummelten wir durch die faszinierenden Nachtmärkte der Stadt, vorbei an feiernden Menschen und zahlreichen Ständen, die bunt geflochtene Blumengebilde in Schiffsform feilboten, von der Machart her ähnlich den blumigen Tempelgaben. Die Boote gab es von bescheiden klein bis protzig luxuriös. Schließlich erstanden wir eines der mittleren Preisklasse und nahmen auf den Stufen zu einem ruhigen Nebenarm des Chao Phraya Platz. Überall am Wasser ließen Menschen ihre Boote zu Wasser, manche von ihren Kähnen aus, viele am Ufer, alle andächtig, im Gebet versunken und glücklich im trauten Kreis. Die vielen schwimmenden Lichter taten das ihre um diese feierliche, andächtige Atmosphäre zu verdichten.
Auf Geheiß schnitten wir ein jeder etwas Fingernagel und eine Haarsträhne ab und legten sie mit einigen Münzen, zur Huldigung der Flussgottheit, in das Boot. Erstere symbolisieren das Vergangene, das wir gehen lassen wollen. Loslassen, eine gute Übung für mich. Dann zündeten wir Kerzen und Räucherwerk zwischen den Blumen an und schickten unser Schicksalsschiff auf gute Reise. Ich verabschiedete mich vom letzten Jahr und stimmte mich auf das kommende ein.
Auch wer das Fest nicht in Thailand feiert, kann es bei uns begehen – mit oder ohne Blumenschiff. Der November ist ohnehin eine gute Zeit, um sich einzustimmen auf Neues, um Bilanz zu ziehen und Dinge zu vollenden. Komisch, warum schreib sie uns das an Mittsommer? Tja, zum einen regnet es bei uns seit Tagen in Strömen und ich trinke heißen Tee, bin erkältet und denke doch tatsächlich an November! Und zum anderen können Flüge nach Bangkok jetzt gut gebucht werden. Im November sind die Flüge übrigens sehr günstig, da noch Low Season ist und in vielen Regionen zu der Zeit Stürme toben.
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