Willst Du E-Carsharing in Kufstein nutzen? Vielleicht gibt es in Deiner Gemeinde ähnlich Angebote. Die sind dringend nötig! Denn Österreich erreicht die in 2018 beschlossenen Klimaziele nur, wenn die Menschen weniger Auto fahren. Dafür braucht es Konzepte, damit der eigene PKW an Attraktivität verliert – sei es durch preisliche und steuerliche Anreize sei es durch Carsharing-Angebote. Anstatt zu sinken, steigen die CO2-Emissionen seit Jahren. Beinahe zwei Drittel entstehen im Personenverkehr. Sich an den durch Corona gesunkenen Werten zu erfreuen, ist eine Illusion und widerspiegelt kein gesellschaftliches Umdenken.
E-Carsharing in Kufstein: Auto nutzen anstatt besitzen
Sabine Peinsipp-Hölzl ist Bildungsmanagerin und Klimabündniskoordinatorin im Tagungshaus Wörgl und leiht sich heute zum ersten Mal ein Beecar aus. Gerade bekommt sie eine Einführung in das Kufsteiner Carsharing-Modell. Sie erhält eine Kundenkarte, um das E-Auto zu entriegeln. Das geht auch mit der App, über die man im Vorfeld die benötigte Zeit festlegt. Der Mitarbeiter erklärt ihr, worauf sie achten muss. „Im Prinzip ist es wie mit Automatik fahren. Der linke Fuß hat nichts zu tun, denn es gibt ja keine Kupplung“, bemerkt sie. Heute hat sie kein eigenes Auto zur Verfügung und deshalb online einen Single-Tarif gebucht. Sie kann sich vorstellen, das Angebot beruflich zu nutzen, wenn sie zu Vernetzungstreffen innerhalb von Tirol unterwegs ist, ebenso für Erledigungen oder Taxidienste für die Kinder. Gut findet die zweifache Mutter auch, dass in allen Autos Sitzerhöhungen auf der Rückbank liegen. Kindersitze gibt es auf Wunsch.
So ladest Du Dein E-Auto auf
Nachdem der Stecker vom Ladekabel unterhalb der Motorhaube entfernt ist, braucht sie bloß noch einsteigen und das Bremspedal durchdrücken. Dann bedient sie die Automatik und das E-Auto surrt leise davon.
E-Carsharing in Kufstein ist die umweltfreundliche Alternative zum eigenen Auto auf dem Land. Die Beecars der Kufsteiner Stadtwerje oder das Wörgler flomobil, das sein Angebot bereits bis ins Oberland ausgeweitet hat, helfen Hemmschwellen in der Bevölkerung abzubauen. Kunden, die ein Abo für Vielfahrer nutzen, nennen als Vorteile kein eigenes Auto mehr zu besitzen, dass sie sich weder um Reparaturen noch Instandhaltung kümmern müssten und Geld sparen würden.
Auf Tirols Straßen fahren heute laut VCÖ über 4.000 emissionsfreie Elektro-Pkws. Ihr Anteil am KFZ-Bestand beträgt in Tirol 1,3 Prozent – und das auch nur in Innsbruck sowie den Bezirken Kitzbühel, Kufstein und Reutte. Den niedrigsten Elektro-Auto-Anteil hat Osttirol mit 0,6 Prozent. Noch immer gibt es in Tirol über 50 Mal so viele Diesel-Fahrzeuge und fast 40 Mal so viele Benziner. Dies belegt eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria. Auch wenn vor fünf Jahren noch über 700 Mal so viele Diesel herumfuhren und Kufstein bereits 2019 den Klimanotstand ausgerufen hat – reicht diese Entwicklung aus? „Die Energiewende im Autoverkehr nimmt langsam aber sicher Fahrt auf. Aber um das Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2040 zu erreichen, ist deutlich mehr Tempo nötig“, betont VCÖ-Experte Michael Schwendinger.
Energiewende fürs Land
Die meisten alltäglichen Autofahrten – ob beruflich oder privat – sind kürzer als 50 Kilometer. Die Reichweite der E-Auto-Batterien beträgt bereits zwischen 250 und 500 Kilometer. „Das hängt von mehreren Faktoren ab: Neben dem Fahrzeugtyp spielt auch die Jahreszeit eine Rolle. Im Winter bei Eis und Schnee sinkt die Leistung um etwa 100 Kilometer“, erklärt Thomas Lins, Projektmanager der Beecars. Das E-Carsharing in Kufstein gibt es seit 2018. „Unsere Kunden sind zwischen 18 und 60 Jahren alt, wobei die Gruppe bis Mitte 40 am stärksten vertreten ist. Momentan fallen natürlich viele Business-Fahrten weg. Dafür verzeichnen wir einen Zulauf bei Leuten, die öffentliche Verkehrsmittel wegen der Ansteckungsgefahr meiden“, sagt Lins.
Durch eine Kooperation zwischen Energie Tirol, dem Verkehrsverbund Tirol (VVT) und Tirols Carsharing-Betreibern profitieren Bahnfahrer mit Jahresabo bereits vom Mobilitätsprojekt des Landes Tirol “So fährt TIROL 2050”. Mit “Carsharing TIROL 2050” können sie für einen Aufpreis Autos an allen Standorten in Tirol ausleihen.
Mobility as a Service
In der Fachwelt heißt dieser Ansatz „Mobility as a Service“. Er bündelt Sharing-Angebote und vereinfacht deren Nutzung – von der Information bis zur Bezahlung. Für den Erfolg im ländlichen Raum ist es unumgänglich, Anschlussangebote von Bahnhöfen zum Zielort zu schaffen, etwa mit regelmäßigem Busverkehr, Sammeltaxis oder Leihfahrzeugen.
Beim E-Carsharing in Kufstein unterstützt die öffentliche Hand mit gut sichtbaren Plätzen für die Lade- und Ausleihstationen. Außerdem ist ein Fahrradverleihsystem in Planung. Sharing, Bushaltestelle und Leihräder befinden sich dann jeweils gebündelt an einem Ort zur besseren Nutzung.
Beecar in der Region Kufstein
Beecar arbeitet derweil an der Verdichtung der Stationen. Denn auch Verfügbarkeit ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Zurzeit gibt es 14 Beecars an elf Standorten in allen Stadtvierteln Kufsteins sowie in Kössen und Niederndorf. In diesen Dörfern gibt es jeweils nur ein Leihauto, dass dann natürlich auch dementsprechend oft bereits reserviert ist. „Kunden springen auch schnell wieder ab, wenn sie nie ein Auto bekommen. In Kufstein dagegen sind wir bereits so aufgestellt, dass sich stets ein Auto in Laufnähe befindet“, erklärt Lins. Er rät Gemeinden, die sich für E-Mobilität interessieren, direkt mit zwei Autos zu beginnen und Geduld zu haben.
Damit sich das Mobilitätsverhalten der Menschen ändert, sind mehr Angebote dieser Art dringend nötig. „Wir sind in Gesprächen mit weiteren Gemeinden im Unterland, aber unsere Erfahrung nach klappt es nur, wenn Bürgermeister wirklich dahinter stehen und ein paar treibende Kräfte in der Gemeinde sitzen“, sagt Lins.
„Das Ausleihen von Elektroautos ist leider für viele Menschen am Land noch unerreichbar und konzentriert sich auf Knotenpunkte wie Kufstein oder Wörgl“, bedauert Peinsipp-Hölzl, die das E-Auto gerade wieder ans Stromnetz hängt. Sie findet Carsharing sehr zukunftsfähig und hofft, dass das Netz im Unterland schnell ausgebaut wird. Dann verabschiedet sie sich und steigt zu ihrem Mann ins Auto. Er holt sie ab, denn in ihrem Dorf gibt es noch kein Leihauto.
Mehr Lesen zur Region Kufstein, zum Beispiel Ausflugstipps bei Kufstein, die prima mit dem E-Carsharing in Kufstein erreicht werden können.
Dieser Artikel ist zuerst im 20er – Der Tiroler Straßenzeitung – erschienen.