Einfach mal was zeichnen, nähen, plotten

Einfach mal was zeichnen, nähen, plottern

Wenn zum Nähen die Liebe zum Zeichnen hinzu kommt, bist du vielleicht ein Fall fürs Plotten? Auf das Plotten aufmerksam geworden bin ich durch Sabine und Fadenvogel. Ich freu mich sehr, das sie uns diesen ermutigenden, mutigen und Mut machenden “Einfach Machen” Beitrag geschrieben hat:

Ich bin mitten im Leben. Eine Frau Anfang vierzig, bisschen dicker als noch vor zehn Jahren und mit drei Kindern im Schlepptau. Meine Kinder sind im Grundschul – und Kindergartenalter. Ein lauter Haufen aus Plastikschwertern, Minecraft-Phantasien und Lego-Hörspielen. Als das letzte Kind in die Krippe kam, dachte ich, ich könnte jetzt wieder jobmäßig durchstarten. Und dann kam die Pandemie. Und seither kam viel in unserem Leben vorbei, aber Pläne – Pläne gehören nicht dazu.

In dem ständigen Pläne-wieder-umwerfen und Lehrer-spielen und Homeoffice organisieren kam verstärkt das Nähen wieder zurück. Ich nähe wirklich gerne. Meistens abends. Ich habe einen ständigen Nähplatz und muss ihn nicht immer wieder aufräumen. Es lohnt sich jede Naht und ich nähe wirklich schnell.

Seit zwanzig Jahren mache ich jetzt irgendetwas Handarbeitsmäßiges, um mich zu entspannen. Ich mag es, wie es die Gedanken so bindet. Man denkt halt über Nähte, Schnittmuster oder Farben nach. Alles so leichtes Zeug. Keine schweren Entscheidungen. Das reinigt ein bisschen den Geist. Man kniffelt herum und ärgert sich, man übt sich in Geduld und alles ist still. Und am Ende ist irgendwas Schönes entstanden.

Seit mehreren Jahren stelle ich manche Nähsachen und Gedanken im Internet zur Schau. Ich habe einen Blog unter dem Namen Fadenvogel. Der Blog hat sich immer wieder verändert und wurde mal über ein Jahr überhaupt nicht beschrieben. Dann wieder fast wöchentlich. Ein Auf und Ab.

Was ist plotten? Ach, das sind eigene Bügelbilder?

Irgendwie kristallisierte sich dann heraus, dass ich einfach gerne meine Nähsachen mit einem Bügelbild verschönere. Bügelbilder kann man mit einem Schneideplotter selbst herstellen. Ein Plotter schneidet eine Bügelfolie nach einer digitalen Vorlage. Eine Bügelfolie ist eine spezielle Folie, die aus einer Schicht Folie und einer Schicht Trägerfolie besteht. Der Plotter schneidet genau zur Hälfte – die Trägerfolie unten bleibt als Ganzes bestehen. Danach muss man von der Trägerfolie alle Teile entfernen, die nicht mit auf den Stoff gepresst werden sollen. Dazu verwendet man einen kleinen Haken, einem sogenannten Entgitterungswerkzeug und dann am Ende hat man nur noch das Bild auf der Trägerfolie. Diese presst man dann mit Hitze auf den Stoff und zieht die Trägerfolie vorsichtig ab. Fertig. Ein eigenes Bügelbild.

Die ersten digitalen Vorlagenbilder habe ich mir aus dem Netz zusammengesucht. Es gibt spezielle Shops, die solche Vorlagen verkaufen. Ich bin ein bisschen technikbegeistert. So habe ich mir die Programme, die zur Erstellung notwendig sind, nach und nach erobern können. Aber am Anfang steht ja immer das eigene Bild, die eigene Zeichnung. Ich kann nicht zeichnen, sagte ich mir und das war’s.

Und ja, dann kam die Pandemie, alle Kinder waren zu Hause, mein Job litt wie ein angeschossener Fuchs, alles wurde ständig neu strukturiert und überarbeitet und nie war es still.

Zeichnen, digitalisieren, plotten

Ich brauchte ein Lichtblick. Etwas, was meine Gedanken ablenkt. Und dann kam das Zeichnen. Das Zeichnen geht immer. Man kann es zusammen mit Kindern machen, man kann es auch neben Kindern machen, man kann sich auch nur im Kopf damit beschäftigen.

Es gibt einfache Kurse im Internet. Es geht auch nur abends ein bisschen was. Ich denke, ich war so genervt von der Pandemie, dass es mir auf einmal egal war, ob ich mich selbst für talentiert genug hielt oder nicht. Die Zeichnungen habe ich digitalisiert und zu Plottdateien, also Bügelbilder zum Plottern umgewandelt.

Für die erste Vorlage habe ich ewig gebraucht. Ständig hat etwas nicht geklappt, der Plotter hat geschnitten und es war zu dünn. Oder zu klobig.

Genderneutrale, altersgerechte Mode für Kinder

Jetzt muss ich noch etwas einfügen. Ich habe Jungs. Motive auf Klamotten für Jungs sind meistens sehr – sagen wir mal – stärkebetonend. Nicht, dass das was grundsätzlich Schlechtes ist, aber ich wollte Sachen machen, die freundlich sind und niedlich und altersgerecht. Jungs mit 7 oder 8 Jahren müssen doch nicht rumlaufen wie kleine Vierzehnjährige. Das ist mein Anspruch an die Klamotten, die ich nähe. Ich wollte, dass es genderneutral ist. Dass es altersgerecht ist. Dass cool nicht auch gleich motzend oder genervt sein muss. Ich wollte, dass es etwas mit ihnen zu tun hat.

In einem langen Nachtgespräch mit meinem Mann haben wir beschlossen, dass wir aus dem Fadenvogel ein richtiges Label machen und die Dateien digital verkaufen. Man muss das Beste aus der Zeit machen. Das ist alles erst ein Jahr her, aber inzwischen habe ich über 40 digitale Vorlagen in meinem Sortiment und es werden immer mehr. Ich habe vergessen, dass ich nicht zeichnen kann. Letztens habe ich eine Anfrage bekommen von einer Freundin, ob ich ihr eines meiner Plotts auf ein Shirt machen kann.

Ich bin bisschen erschrocken, denn sie ist eine echte Künstlerin mit Ausstellungen und Kursen und so – im Gegensatz zu mir, dachte ich. Sie hat geantwortet, dass der Unterschied zwischen Talent und Nicht-Talent nicht das Können ist, sondern nur das Machen. Das Können kann man lernen, das Machen nicht.

Mach das Beste draus, aber mach einfach

Und genau das möchte ich dem Karmakalender mitgeben für dieses Jahr, dass uns alle viel abverlangt hat. Wirklich bei niemanden ist es so gelaufen, wie man geplant hat.

Ich selbst habe immer den Eindruck, den Überblick zu verlieren. Die Kinder müssen lesen lernen, die Sportstunde findet statt oder nicht. Es gibt Homeoffice oder nicht mehr. Alles zerbricht in Minutentakt.

Da ist es das Beste, alle negativen Gedanken, die einem bis jetzt gehindert haben, dass zu machen, was man gerne macht, über Bord zu werfen. Bei mir war es das Zeichnen und Plotten. Was ist es bei dir?

Mit diesen positiven Gedanken möchten wir uns für diesen Karmakalender verabschieden. Ich danke vielmals allen Teilnehmern für ihre inspirierenden Beiträge und wünsche Euch frohe Weihnachten!

Weiterlesen in diesem Beitrag über Kreativität und Selbstliebe

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