Das hört sich immer alles so schön an. Ach, du lebst auf dem Land, ein Haus mit großem Garten, wie schön, und ach sogar eine Katze habt ihr! Alles super, alles toll – doch wenn Du selber mal anfängst ein Beet umzugraben, und die Blumenrabatten um die Terrasse – alles bepflanzt mit anspruchslosen Blumen, Sträuchern und Kräutern – auch nur ansatzweise von Unkraut befreien willst, weißt Du was es heißt einen großen Garten inklusive Gemüsegarten (alter Bauerngarten siehe Bild) zu pflegen. Um die Landidylle im Garten zu erreichen muss einiges getan werden.
Projekt Landidylle im Garten failed?
Den Rasen mäht ja der Mann, aber da gibt es auch noch eine Hecke, unter und in der Wildpflanzen mit Brombeerranken ein gemütliches Plätzchen gefunden haben. Ich mag ja Wildwuchs und wenn der Garten sich ganz natürlich bildet, aber wenn die blöden Ranken die Hecke zu ersticken drohen, dann reicht es. Dazu kommen unzählige Meter Rand der Rasenfläche, an dem der Rasenmäher nicht hinkommt – das heißt, da muss jemand hin zum Nacharbeiten – ich, weil der Mann arbeitsmäßig mehr oder weniger dauerabwesend ist – gerade jetzt, wo die Vegetation draußen explodiert.
Desweiteren wären da meine beiden Hass-Unkräuter, ziemlich blödes Gras und eine Pflanze, deren Blätter so ähnlich aussehen wie Erdbeeren – beide zeichnen sich aus durch ellenlange Wurzeln, die quer durchs Erdreich wuchern, so dass immer irgendwo was nachwachsen kann. Du rupfst und ziehst und es nimmt kein Ende. Dazwischen höre ich mich immer wieder murmeln, wenn ich auf ein anderes ungeliebtes Wucherkraut stoße, das bis auf die Blüte den schönen Bartnelken ähnelt: Falscher Fuffziger, falscher Fuffziger und zack, zack, zack, wieder eine handvoll Unkraut im Arm.
Heute morgen, nachdem ich die Kindern in Schule und Kindergarten verfrachtet habe, wollte ich nur mal eben was anbinden und die Pflänzchen gießen, die ich gestern vergaß – nicht schlimm, es regnet ja eh dauernd – ein wahres Schneckenparadies. Als ich wieder in die Küche kam, traute ich meinen Augen kam, 12 Uhr durch. Über drei Stunden Unkraut gejätet – wow. Jetzt, am Abend spüre ich altbekannte Schmerzen in meinen Unterarmen. Fühlt sich nach Sehnenscheidenentzündung an. Kenn ich doch – vom Klavierspielen.
Landidylle im Garten geht anders
Ein Gutes hat das Ganze aber. Die Arbeit in der Erde mag ich trotz aller Plackerei. Denn sie erdet mich. Die Gedanken kommen und gehen, Probleme werden bearbeitet, plötzlich erscheint klar und fügt sich wie Puzzleteile zuammen, was vorher unvereinbar war. Die Landidylle im Garten scheint fern wie der Mond. Ich rupfe und rupfe. Wie jedes Mal fange ich mit bloßen Händen an, weil ich die Erde so gerne spüre. Das ist aber höchstens ratsam beim Einpflanzen. Obwohl ich viele der Wurzeln besser erwische, da ich so mehr Kraft in den Fingern habe. Nach den ersten Dornen hole ich mir Handschuhe, schließlich einen Spaten. Morgen stehen mir die überbordenden Brombeerranken bevor, die jeden Raum für sich beanspruchen. Das Tolle ist die Symbolkraft der Natur. Plötzlich zeigt sie dir Bilder für Deine Situation, für Dein Leben.
Dieses nicht enden wollende Jäten etwa ist ganz klar ein Symbol für mein momentan sehr gehetztes Leben und für mein Gefühl einfach nicht genug zu leisten und nicht genug Zeit für alle Bereiche zu haben. Ich tue mir gerade sehr schwer, alles unter den Vereinbarkeitshut zu stopfen. Stopfe ich da alles rein, springt am Ende wieder etwas heraus. Ungeschriebene Blogposts, längst überfällige Aufträge, ein überfüllter Flickkorb, Frühjahrsputz, Kinderwünsche und immer wieder der Garten. Ehrlich gesagt kriegt der gerade am meisten meiner Zeit ab, ihr wisst schon, wegen der Erdung. Alles andere bleibt gnadenlos liegen und die Kinder genießen es und spielen ganz friedlich, wenn sie mich in ihrer Nähe zupfend wissen. Seit ich darauf gekommen bin, dass mir das gut tut, habe ich schon wieder ein wenig gewonnen.
Außerdem habe ich mir vorgenommen, dass ich mir noch genauere Zeiten zum Bloggen festlege. In denen ich dann auch wirklich schreibe und mich nicht dauernd mit Social Sondermüll zudröhne. Danke fürs Zuhören Leute, hat wiedermal gut getan. Schreiben hilft nämlich auch. Also halten wir fest: Erst Unkraut jäten, dann Erkenntnisse zu Papier bringen bzw. in die Tasten hacken. Vielleicht wird es ja dann doch noch was mit der Landidylle im Garten.
P.S. Meine Liebe zu Pflanzen und Heilkräutern gibt es bald in regelmäßigen Dosen hier auf dem Blog! Mit Anja von Gänseblümchen & Sonnenschein und Birgit von Kids, Cooks and Composts im Wechsel stellen wir unter dem Hashtag #Kräutermamas reihum unsere liebsten Kräuter vor. Hier und hier schon mal ein kleiner Vorgeschmack.
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