Mein Mentalload frißt mich auf. Überwuchert meine Ruheknospen wie der mächtige Giersch meine Wildblumenwiese. Das tägliche Gedankenkarussel alias To-Do-Liste nimmt an Fahrt auf, wuchert wie Unkraut, aber ich springe auf die Bremse und buddel im Beet. Das erdet. So der Plan.
Damit meine Wildblumen und Heilkräuter im Garten richtig vielfältig gedeihen, bin ich grad schwer beschäftigt. Deshalb habe ich mir für heute vorgenommen im Garten zu arbeiten, damit Löwenzahn, Giersch und Nesseln nicht meine wilden Blühstreifen komplett für sich einnehmen und zarten Pflänzchen gar nicht erst die Chance geben ans Licht zu wachsen. Doch wieder einmal kam alles anders.
Heute morgen hat doch glatt ein Hund an der Tür gebellt.
Es war Aska, unser Nachbar. Dazu kam auch der Mensch um die Ecke, der die Kinder, gerade auf dem WEg in die Schule, nach der Mama fragte. Meine Wenigkeit hat sich sehr gefreut, das jemand sie zum Spazieren abholt. Wie durch eine Fügung war ich auch schon angezogen, was für mich Homeoffice-Tigerin keineswegs selbstverständlich ist.
Dass ich manchmal bis mittags im Schlaf- ähem Jogginganzug bleibe habe ich dir jetzt nicht verraten. Und dann ist es ja eh schon fast abend. Aber hin und wieder verlasse ich auch das Haus. So wie heute morgen. Wir sind hoch in den Schlosspark und das Schneidertörl war wieder geöffnet. Und das, obwohl die Österreichischen Bundesgarten unlängst telefonisch Auskunft darüber gaben, dass aufgrund fehlender Mittel, der Garten geschlossen bleibt, da Gefahr für Mensch und Tier aufgrund schief hängender, quasi entwurzelter Bäume bestünde. Die geringen Mittel, die zur Verfügung stünden, würden wohl eher in den mannigfaltigen Bundesgärten der Landeshaupstadt Wien eingesetzt werden – nicht im den Wienern ohnehin eher befremdlich aufstoßenden fernen Tirol, für dessen Bundesgärten man – warum auch immer – ebenfalls zuständig sei.
Nun gut, wir durften wieder hinein, allenthalben den Blick ein wenig skeptisch auf schräg über den Weg abgesackte Bäume werfend, doch guter Dinge. Nachdem wir eine wohl sanierungsbedürftige und daher mit “betreten verboten” versehene wunderhübsche Holzbrücke über eine Schlucht umgangen waren, erreichten wir endlich unseren kiefernumstandenen Kraftplatz im höher gelegenen, hintersten Winkel des alten Geländes.
Die noch junge Morgensonne begrüßte uns hinter den Kiefern und wir hielten spontan an und machten ein paar Gymnastik- und Dehnübungen. Hauptsächlich, um noch länger an diesem schönen Ort zu verweilen.
Gut gelaunt zurück an den Schreibtisch
Dann kam ich heim und hatte doch glatt den Kaminkehrer verpasst, der sich für heute angesagt hatte. Das war aber nicht weiter schlimm und ich startete verspätet, aber gut gelaunt ins Home Office.
So verging der Vormittag mit meinen immer spannenden Marketing-Arbeiten für den Lebensgut Verlag, einen kleinen Münchner Indie-Verlag für die weibliche Perspektive im Leben.
Wie fast jeden Tag erschrak ich fast als es klingelte. WIeder hatte ich kein Mittagessen vorbereitet. Und wieder mal musste ich kurz den Stress energisch zur Seite drängen, der in mir aufstieg.
Mittagspause mit diversen Aufgabenstellungen
Geh weg, schlechtes Gewissen und verzieh dich, Hektik. Heute ist Freitag. Mit Hilfe des bereits angekommenen Kindes schäle ich Karotten, koche Nudeln, wasche Wäsche, mariniere Salat und decke den Tisch.
Das nächst ankommende Kind leidet unter der gestern neu eingesetzten Zahnspange und wir müssen zur Gaumenerweiterung ein Rad im Gaumen des Kindes drehen. Schrecklich. Aber ich meistere auch diese Arschloch-Aufgabe, die mir als Mutter zugefallen ist. Das Kind ist nicht belastbar und muss ruhen. Das dritte Kind reinigt inzwischen unermüdlich die Eismaschine, die ich nicht mag und die das Kind aber so liebt, dass es sie unaufgefordert und sorgfältig putzt. So sehr mag das Kind Eiswürfel, sobald die Sonne ein wenig vom HImmel lacht.
Alle reden durcheinander, aber wir verbringen ein nettes Mittagessen gemeinsam auf der Terrasse. Anders als gewöhnlich erlaube ich den Kindern ihre Smartphones am Tisch zu behalten. Eigentlich tue ich das mitnichten. Aber einer erzählt, dass sie in Technischem Zeichnen ihr Traumhaus konstruieren und plötzlich halten alle drei Kinder ihre Handys in der Hand und zeigen mir verwunschene Märchenschlösser, Hobbithäuser, Tiny Houses, Luxusvillen und Infinity Pools. Soweit so gut.
Da das Zahnspangenkind nicht gut kauen kann, bekommt es das Mousse au Chocolate und wir seine Gummibären. Dann verschwinden alle, die einen ins Zimmer, die anderen holen sich die Saisonkarte fürs Freibad um morgne pünktlich mit Schwimmbad-Eröffnung in die zum Glück beheizte Badesaison zu starten. Ich bin mir noch nicht so sicher, ob ich so hart im Nehmen bin und morgen meinen käsig bleichen Körper bereits der immerhin endlich vorhandenen Sonne aussetzen will.
Gartenarbeitet hilft gegen Wildwuchs und Mentalload
Und ich habe endlich Zeit für den Garten. Jetzt geht es dem Unkraut an den Kragen. Ich steche, ich rupfe, ich grabe um, ich entwurzele, ich freue mich, tappe in Schnecken und zerre und ziehe. Alles in gebeugter Haltung oder Hockstellung. Zwischendurch schleppe ich Eimer voller Giersch, Löwenzahn, Taubnessel und Topinambur zum Komposthaufen. Ja, ich weiß, das ist kein Unkraut sondern alles tolle Heilpflanzen, habe ich ja schon xmal darüber berichtet. Aber trotzdem wuchern sie wie verrückt und ich will ja auch noch anderen Wildpflanzen eine Chance geben in meinen Wildblühstreifen.
Topinambur bleibt ohenhin trotzdem genug im Garten und die anderen genannten Pflanzen sind auch alle unausrottbar. Während ich rupfe und zerre, grabe und werkle, geschieht ein Gutes: All die Anspannung und ide 10000 Dinge, an die ich gerade denken muss, nicht vergessen darf oder noch tun muss, fallen von mir ab. Es bleiben nur ich und der Garten. Und deshalb tut mir die Gartenarbeit so gut. Dieses Wochenende möchte ich nur dhaeim im Garten sein. Nachdem ich letzte Woche in Leipzig auf der Buchmesse war, und sehr viel positiven Input bekommen habe und viele neue Impulse und Projekte gerade verarbeite und plane, brauche ich jetzt eine Pause im Garten. Wie schön. In diesem Sinne war heute ein super entspannter Tag und ich geh jetzt die Wäsche aufhängen. Ansonsten zieh ich bloß noch den Schlaf- ähem Jogginganzug an und lese mein Fantasy Buch weiter.
Ich wünsche Dir einen schönen Feierabend. Liebe Grüße, Verena
Mehr WMDEDGT Tagebuchbloggen findest du an jedem 5. des Monats bei Frau Brüllen.
1 Comment