Einen Garten für Insekten und Vögel nützlich zu machen, haben wir seit längerem als Projekt. Die Saat mit wilden Wiesenblumen und Kräutern aus dem letzten Jahr hat dieses Wochenende mit einer tollen Überraschung aufgewartet. Es sind Margheriten aufgegangen, wie ihr im bild oben sehen könnt! Die waren letztes Jahr noch nicht dabei, aber bei Habermalz habe ich gelesen, dass bei Wildsaaten viele Pflanzen erst nach dem Winterfrost keimen. Das heißt Geduld haben, dein artgerechter Garten für Insekten und Vögel braucht Zeit – wie alles im Garten. Im zweiten Jahr sprießt bereits viel mehr von dem, was ihr sät.
Was bedeutet Garten als ökologischer Trittstein?
Es ist überhaupt nicht teuer oder kompliziert in unserer zunehmend versiegelten Umwelt artgerechte, umweltfreundliche Trittsteine anzulegen – ob in der Stadt oder auf dem zunehmend pestizid verseuchten Land, das unter der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung sehr leidet.
Mit Trittstein ist ein Garten für Insekten und Vögel gemeint. Ein artgerechter und naturbelassener Garten, in dem sich Tiere aller Art gerne wieder ansiedeln und einen Lebensraum finden. Dazu brauchen wir Wildpflanzen und Blühpflanzen, die es schon immer bei uns gab, heimische Pflanzen, die wie die Insekten und unsere Singvögel mehr und mehr aus unserer Artenvielfalt verschwinden. Hier geht es zum Artikel über das große Insektensterben.
Das mit den Trittsteinen – auch ein bepflanzter, fast ganzjährig blühender Balkon ist ein Trittstein – habe ich in Christiane Habermalz Bekenntnissen einer Guerillagärtnerin gelesen. Die Anstiftung zum gärtnerischen Ungehorsam der Radio-Journalistin ist genial!!! Absolute Leseempfehlung, ich habe das Buch dieses Wochenende in einem Ruck durchgelesen.
Es liefert wichtige Anregungen, wie ihr einen Garten für Insekten und Vögel anlegen könnt. Die Autorin geht aber noch weiter und sät heimische Wildblumen und Kräuter in Parks und Brachen aus – einfach überall. Ich finde das bewunderns- und nachahmenswert! Ihr bekommt eine Anleitung zum Samenbomben backen und Ideen, wo ihr Samen bestellen könnt. Außerdem lernt ihr viel darüber, welche Pflanzen für einen artgerechten Garten für Insekten und Vögel geeignet sind.
Platz für Blüher schaffen – Rasen wird total überbewertet!
Da ich hier auch gelesen habe, dass viele heimische Blüher und Wildkräuter aussterben, weil es bei uns nur noch fette, überdüngte Wiesen gibt, habe ich für mein Bauerngarten-Projekt (wenn ihr hier runter scrollt, seht ihr die 1,5 mal 10 Meter Fläche, wo der insektenfreundliche Bauerngarten entstehen soll) dieses Jahr neben Wildsamen und heimischen Blühern wie Klatschmohn, Jungfer im Grünen, Sonnenblumen und Akelei auch Kürbis und Kartoffeln eingepflanzt. Diese beiden Nutzpflanzen, die übrigens wie Zucchini auch schön blühen, verarmen den Boden, indem sie ihm Nährstoffe entziehen. So hoffe ich, dass sich dann im nächsten Jahr die Wildpflanzen gerne hier ansiedeln.
Einige Pflanzen wie Bohnen, Kapuzinerkresse und Echinacea – Sonnenhut (zwar nicht heimisch, aber ich liebe diese Blumen und habe die Samen schon länger) ziehe ich gerade vor und verpflanze sie dann noch. die Bohnen, die ich schon ins Beet hatte, haben sich nämlich mal wieder die Schnecken schmecken lassen, hmpf.
Topinambur ist nicht so beliebt bei den Schnecken, er gedeiht prächtig, blüht schön im Spätherbst, wo ansonsten nicht mehr viel im Garten blüht. Hier könnt ihr mehr über die – ebenfalls nicht heimische – Jerusalem-Artischocke Topinambur lesen. Im Herbst und Winter könnt ihr euch ihre schmackhaften, nussigen Knollen ausgraben und als Gemüse roh und gekocht verspeisen.
Auch hier habe ich einen Habermalz Tipp berücksichtigt: Schafft Platz für die blühenden Pflanzen, damit ihr einen Garten für Insekten und Vögel bekommt. Wir haben hier viel von den immergrünen wucherern raus gerissen und so Platz für neues geschaffen, seht ihr auch hier im Garten im April.
Vergesst diese idiotischen Rollrasen und bitte, bitte mäht nur noch halb so oft – es reicht und ermöglicht vielen kleinen Tierchen ihre Wohnung zu behalten. Am besten wäre es sogar nur einmal im Juni und einmal im Oktober zu mähen. Da mein Mann aber nicht mit der Sense mähen will und wir kein dafür geeignetes Gerät besitzen, will er das nicht. Unser Kompromiss: nur einmal im Monat mähen. Außerdem habe ich Bereiche abgegrenzt, wie das Steinherz, wo überhaupt nicht mehr gemäht wird.
Wie ihr seht, haben wir auch keinen englischen Rasen und das ist auch nicht unser Ziel! Wir haben eine bunte Wiese, in der alle möglichen Blumen – Gänseblümchen, Regenblümchen und weitere, deren Namen ich (noch) nicht kenne, vor allem so lila, die überall hochklettern, wo sie können – und Kräuter wie Sauerampfer, Spitz- und Breitwegerich wachsen. In diese kargen Stellen habe ich ebenfalls Wildsamen eingesät von Reinsaat und Arche Noah – zwei gute Adressen für Wildsamen und vor dem Aussterben bedrohte heimische Sorten für Österreich.
Einfach mal was wachsen lassen und Kräuter blühen lassen
Seht ihr diese tollen Disteln im Bild? Sie sind plötzlich hoch ans Licht geschossen und 1,5 Meter hoch. Jetzt blühen sie, habe ich heute entdeckt!
Hier in meinem Gemüse- und Beerengarten wächst alles durcheinander! Absichtlich! DIe Vergissmeinnicht blühen jetzt gerade und danach reiß ich sie irgendwann weg und schmeiße sie auf den Kompost. Dann ist Platz für neues und sie kommen ganz von allein jeden Frühling wieder!
Die Kinder lieben übrigens unseren wilden Flecken, unseren Garten für Insekten und Vögel, denn es gibt viele Ecken zum Spielen.
Auch die Kräuter sind sehr beliebt bei vielen Insekten und Bienen aller Art! Lasst Eure Küchenkräuter doch einfach blühen – und die zwiebeln und Knobläuche gleich mit! Sieht toll aus und macht Euer Beet zur Bienenweide. Die Kräuter schmecken übrigens trotzdem noch sehr gut.Bei manchen, wie beim Thymian sind die Blätter übrigens auch sehr heilkräftig.
Hier seht ihr meinen Borretsch. Der hat letztes Jahr lange schön lila geblüht und dieses Jahr sind überall neue Pflänzchen gewachsen. So viele, dass ich welche davon an andere Orte verpflanzt habe. Also Borretsch Samen brauche ich wohl nicht mehr kaufen. Der Garten erledigt so vieles von alleine!
Garten für Insekten und Vögel ist ein Ort für die Seele
Warum tut uns ein Garten für Insekten und Vögel selbst so gut, warum lieben wir ihn so? Eva Rosenkranz spürt in ihrem Buch “Überall ist Garten” dem Zufluchtsort Garten nach. Das Buch ist sehr philosophisch und erweitert den Blick auf das gartenjahr. Jeden Monat stellt sie ein tier und eine Pflanze im Garten zur Seite. Sie lehrt ihre Leser Geduld und Gelassenheit. dieses wunderschöne, inspirierende Gartenbuch ganz anderer Art habe ich ebenfalls gerade angefangen zu lesen und es soll mich durch dieses Gartenjahr begleiten, über Misserfolge und Niederlagen hinweg trösten und mich lehren, das zu genießen, was ist und was ich habe.
Obwohl vor Corona geschrieben, ist es so aktuell wie nie! Die neu entdeckte Gartenlust und die Hoffnung auf Unabhängigkeit von Strukturen und wieder gewonnene Freiheit im Garten gewinnt bestimmt dieses Jahr noch jede Menge an Zulauf! Gerne zitiere ich für Euch in den nächsten Monaten aus meinem Buchbegleiter!
Was mich sehr berührt, ist ihre Beschreibung wie die intakte Natur ihrer bayerischen Moränenlandschaft Baggern und Schaufeln weichen muss und selbst in idyllischen Landschaften wie im bayerischen Voralpenland immer mehr Natur versiegelt und betoniert wird. Auch die schrecklichen, bei jungen Hausbauern scheinbar so sehr in Mode geratenen Steingärten sind mir ein Albtraum! Warum? Ich erlebe das gerade, wie ihr hier hinter meinem Garten für Insekten und Vögel eine Mega-Baugrube gegraben, wunderbare Bäume gefällt und bald ein Monsterhaus entsteht. Das macht mich so traurig. Vorher stand hier ein altes Haus, umgeben von einem wunderbaren verwilderten, also natürlichem Garten und alten Bäumen!
Um so mehr Leute die Natur zubauen, umso mehr Trittsteine und Guerrilla-Gärtner brauchen wir!
Und was ging Euch dieses Wochenende so durch den Kopf? Mehr WIB bei Große Köpfe und euch allen eine schöne Woche!
Hier findet ihr interessante Links zu Blogposts zum Thema Nachhaltigkeit bei einfach.nachhaltig.besser.leben
Vielen Dank für das schöne Lob zu meinem Buch “Überall ist Garten”. Und ja, es stimmt, obwohl vor Corona geschrieben, erscheint es mir selbst heute vorausschauend. Gute Zeit.