Die liebe Sabine Rueland vom Yogastadl aus dem Südburgenland verrät uns alles über Handstand und die Umkehrhaltungen. Diese werden auch Inversionsübungen genannt. Sie erzählt heute, wie sie den Handstand im Yoga gelernt hat. Der Handstand ist sogar ihre Lieblings-Asana geworden. Zum ersten Mal verstehe ich, warum ich mich vielleicht doch dazu bequemen sollte, meine bisher eher halbherzigen Versuche zum Handstand wieder aufnehmen sollte.
Warum ist der Handstand Deine Lieblings-Asana?
Meine Lieblings-Yogastellung ist definitiv der Handstand! Warum? Weil ich jahrelange SO VIEL ANGST hatte, zu fallen.
Wie wir in unserer Yoga-Praxis auf herausfordernde, intensive oder fortgeschrittene Körperhaltungen reagieren, sagt viel darüber aus, wie wir auch in der realen Welt auf Herausforderungen reagieren.
Die Yogamatte ist meiner Meinung nach einer der besten Orte, um zu „üben“ sich auch mit dem „Unbequemen“ vertraut zu machen. Das lässt mich nicht nur in meiner Yoga-Praxis mutiger werden sondern hilft mir auch im Leben im Allgemeinen mutiger zu sein.
RAUS AUS MEINER KOMFORTZONE – Der Handstand und WAS ICH DARAUS LERNEN DURFTE:
Wenn du das Gefühl hast gewisse Asanas „nicht zu schaffen“, immer wieder aus dem Gleichgewicht gerätst oder in kraftvollen Haltungen zitterst! Dann erinnere dich daran, dass du aus deiner Komfortzone herauskommst, wenn du Dinge tust, die dir schwer fallen.
Beobachte dich selbst mal ganz bewusst, wie du in Situationen in der Yoga-Praxis reagierst, in denen du dich unwohl fühlst. Kannst du anfangen, über dich selbst zu lachen, wenn du kämpfst, anstatt dich selbst zu verurteilen? Kannst du es erneut versuchen, obwohl du eigentlich aufhören möchtest?
Ich hatte immer große Angst vor Umkehrhaltungen. Vor dem „Umfallen“, also habe ich mich am 1.1.2018 als 47-Jährige „selbst verpflichtet“ ein ganzes Jahr Handstand zu üben. Und dies täglich zu dokumentieren, damit ich mich nicht „drücken“ kann. Jeden einzelnen Tag.
Die Welt sieht jetzt anders aus.
Lass mich dir sagen, warum… #MyYearOfHandstands auf Instagram war eine sehr aufschlussreiche, motivierende und manchmal sogar quälende Herausforderung. Es war jeden Tag in meinen Gedanken. Jeden Tag „musste“ ich einen Handstand üben. Ich muss sagen, dass ich aus so vielen Gründen so viel gelernt habe, einschließlich Selbstbeobachtung, Engagement, Hartnäckigkeit und dem buchstäblichen Umdrehen meiner Welt jeden Tag.
Die ersten drei Monate bestanden daraus, mich „irgendwie“ an der Wand hochzukicken und Kraft aufzubauen. Im Frühling habe ich begonnen wieder „Räder in der Wiese“ zu schlagen, wie als Kind. Diese Angst zu überwinden war eine Herausforderung. Aber ich nahm sie an. Und ganz langsam kam die Unbeschwertheit und Leichtigkeit zurück. Plötzlich machte es mir Spaß, kopfüber zu sein und auch hinzufallen!
Jeder einzelne Tag war eine Gelegenheit, meine Gefühle und Bindunge an diese Praxis zu beobachten. An manchen Tagen war ich aufgeregt und motiviert, meinen Handstand festzuhalten. Und an manchen Tagen ging ich die ganze Bandbreite an Ausreden und Rechtfertigungen durch, um dies vollständig zu vermeiden. Aber ich habe keinen Tag ausgelassen.
Der Handstand kehrt die Wirkung der Schwerkraft im Körper um. Anstatt dass alles zu den Füßen gezogen wird, verschiebt sich die Ausrichtung in Richtung Kopf. Ebenso auf emotionaler und psychischer Ebene wird alles auf den Kopf gestellt und wirft ein neues Licht auf alte Muster von Verhalten und Sein.
Ich bin so oft gefallen. Doch das Üben von Versagen und Fallen hat mir in meinem Leben immens geholfen. Als Perfektionistin, die ich bin, war die Praxis des Fallens wirklich großartig. Ich stellte mich meiner Angst, nicht perfekt zu sein.
Warum sind Umkehrhaltungen so wichtig im Yoga?
Während dem üben von Umkehrhaltungen werden wir daran erinnert, neugierig und mutig zu bleiben. Der Geist tritt akuter in das Körperbewusstsein ein. Das Vertrauen und die Offenheit der Haltung eines Yogis entwickeln Fähigkeiten zur Problemlösung. Gleichzeitig erforschen sie Grenzen, Fähigkeiten und Entdeckungen des Körpers. Die Ausführung der Asana wird weniger wichtig. Das echte Yoga hat bereits begonnen.
Es ist jedoch die emotionale und psychologische Reise, welche die Inversionspraxis so wertvoll und bereichernd macht. Tatsächlich ist es nicht ungewöhnlich, dass man sich nach einer Umkehrhaltung sofort euphorisch fühlt. Diese positiven Effekte können eine alternative Möglichkeit darstellen, um psychischen Gesundheitsproblemen entgegenzuwirken.
Yogis sind oft überrascht, wieviel sie durch das Üben von Umkehrhaltungen erreichen und über sich selbst herausfinden können. Das Unmögliche scheint erreichbarer zu sein. Ein Erfolgserlebnis kann die Stimmung auf ein neues Niveau heben und Selbstvertrauen und neue Motivation in den Alltag bringen. Wenn jedoch ein gewünschtes Ergebnis nicht erreicht wird, kann die Akzeptanz des Lernens auch die Selbstliebe fördern. Inversionspraxis dient als Katalysator für persönliches Wachstum.
Hier findet ihr die Erfahrungen meiner lieben Freundin Ulli mit dem Kopfstand. Und hier lest ihr das vollständige Interview der Reihe “Der Schatz der Yogalehrerin” von Sabine.
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