Die Kufsteinerin Moni Egger unterrichtet Jivamukti Yoga für Frauen aus ihrer Region und ihrer Generation. Ihr liegt es besonders am Herzen Yoga für Frauen ihres Alters attraktiv zu machen. Sie hat mit Jivamukti Yoga ihren Stil gefunden, versucht aber dieses hippe, amerikanische Trendsetter Yoga so zu unterrichten, dass es zu ihrer Generation und ihrer Lebenseinstellung passt. Sie schafft so ein Yoga für Frauen – voller Weiblichkeit, Spiritualität und bezugnehmend auf die eigenen Wurzeln.
Gemeinsam mit ihrer Freundin Libby Love führt sie das Love Yoga-Studio in Kufstein, das ich die letzten drei Jahre immer wieder gerne besucht habe. Dank des praktischen, unkomplizierten Stempelkartensystems – hier auf dem Land eine Seltenheit – war es mir möglich immer wieder zu kommen, sobald ich wieder neue Motivation zum alleine weiter Yoga üben gebraucht habe.
Was hat dich zur Entscheidung bewogen, eine Ausbildung in Yoga zu absolvieren?
Ich bin mit 49 Jahren beruflich ziemlich auf dem trockenen gesessen und bin zum Arbeitsamt getigert, ja Umschulung sie können ja schon alles, einen anderen Job, der mich erfüllt hätte, habe ich nicht mehr gefunden. Ich hatte dann zwar schon zwei bis drei kleinere Jobs, und habe nebenher mein Yoga intensiviert. Dann wurde mir klar: Jetzt ist der Zeitpunkt da, die Yoga-Ausbildung zu machen. Die Jobs halten mich nicht mehr, die Kinder sind so groß, dass ich mit meinen Mutterinstinkten das Gefühl hatte, sie alleine lassen zu können. Ich wollte die Ausbildung schon zwei, drei Jahre früher beginnen, habe es aber immer wieder nicht gemacht. Es war immer die Überlegung da, Job kündigen und nur noch Yoga machen. Diese Entscheidung wurde mir dann abgenommen, weil ich meinen Job verloren habe. Ich war plötzlich vogelfrei.
Zuletzt habe ich bei einem Lebensmittelunternehmen gearbeitet im Vertrieb. Dann gab es einige Umbrüche und durch personelle Umwälzungen habe ich meine Arbeit verloren und wurde dazu gezwungen im Einkauf zu arbeiten. Das war für mich der schlimmste und stressigste Job meines Lebens. Ich habe das mit meiner ganzen Grund- und Lebenseinstellung nicht vereinbaren können und bin dann auch krank davon geworden.
Dann bin ich für vier Wochen nach Indien gegangen und habe eine heulende Tochter zurück gelassen. Die war fünfzehn und das schwächste und ärmste Glied in der Kette. Mein Mann und mein großer Sohn haben dann das ganz gut gemanagt. Aber sie hat furchtbar gelitten. Und das wiederum hat mir sehr zugesetzt.
Aber ansonsten waren für mich diese vier Wochen die schönste Erfahrung seit langem wieder. So eigen bestimmt, nur an sich denken, an seine persönlichen Grundbedürfnisse, nur an seinen Kopf und sein geistiges Eigentum, einfach nur herrlich. Ich war zwar mit die älteste Teilnehmerinnen an der Ausbildung, aber das war mir gleich. Bis auf eine 60-Jährige und eine 70-Jährige, die hobbymäßig Yoga macht, waren das alles Mädels Anfang 20, die sich in der zweiten und dritten Ausbildungssession befanden. Es war Hardcore-mäßiges Jivamukti-Training!
Was ist Deine persönliche Richtung, dein Stil im Yoga?
Ich unterrichte Jivamukti Yoga, eine sehr sportliche Form des Yoga. Sie hat mich persönlich sehr angesprochen. Davor kannte ich nur “Wollsocken-Yoga”, was auch anstrengend war und obwohl ich auch immer sehr tiefenentspannt aus den Stunden kam, war ich immer noch auf der Suche nach etwas. Dann kam ein Freund von mir aus den USA zurück. Ich wusste bereits, dass er eine Amerikanerin geheiratet hatte, die Yogalehrerin ist. Da war mir klar, wenn die beiden retour kommen, muss ich da den Kontakt anknüpfen.
Dann habe ich mir die erste Jivamukti-Stunde bei Libby Love angeschaut und zack, ich wusste, das war es.
Ich bin ja nun doch etwas älter und merke schon, dass ich körperlich diesen extremen Ehrgeiz nicht mehr so verspüre. Daher habe ich automatisch in unserem gemeinsamen Yoga Studio Love Yoga Kufstein die Stunden für ältere Menschen oder die Anfängerkurse übernommen. Gerade Yoga für Frauen meiner Generation liegt mir sehr am Herzen.
Ich habe mir auch überlegt wie man die Jivamukti-Stunden einfacher gestalten kann. Denn meiner Meinung nach ist diese Yoga-Richtung nicht für alle Menschen praktikabel. Mir war immer wichtig, dass mehr ältere Menschen – gerade auch Yoga für Frauen in meinem Alter – mit Yoga beginnen, weil es mir selbst soviel gebracht hat. Ich habe mich in dieser Richtung weitergebildet und es freut mich total, dass es mir gelingt, Menschen zu integrieren, die weniger gelenkig sind oder auch aus gesundheitlichen oder konstitutionellen Gründen gar nicht die Elastizität für ein normales Jivamukti-Training mitbringen.
Es freut mich so sehr, zu sehen, wie die Menschen plötzlich anders gehen, ihre Haltung sich verbessert. Wenn ich meine Schüler bewusst beobachte, schon nach drei, vier Stunden, aber auch dann erst nach zwei oder drei Jahren Yoga-Praxis – die Veränderungen, die sie durchlaufen, sind wirklich beeindruckend.
Was bedeutet Yoga für dich?
Zu Beginn war Yoga ein Ausgleich zum Alltag für mich. Relativ schnell habe ich dann immer gesagt, Yoga für Frauen ist für viele Frauen so der Kirchenersatz. Früher sind sie in die Kirche gegangen, wenn sie etwas Abstand und Ruhe brauchten, denn es war immer legitim in die Kirche zu gehen, mittlerweile gehen sie zum Yoga, nicht nur um sich körperlich zu ertüchtigen, sondern auch um das Weibliche, ihre Spiritualität wieder zu finden.
Ich selbst vertiefe mich immer mehr in die philosophischen Aspekte des Yogas. Vielleicht klingt es salopp zu sagen, jedes Plaisirchen hat einen energetischen Hintergrund, aber je mehr ich mich damit beschäftige, desto mehr entdecke ich, dass hinter Rückenschmerzen oder Verdauungsprobleme auch seelisches Ungleichgewicht steckt. Yoga ist zumindest, wenn man es beginnt und nicht so tief rein geht, ein schönes Rundum-Programm, das gleich zu Anfang viel löst.
Ich habe im Gegensatz zu dem amerikanischen Jivamukti-Stil eine sehr viel europäischere Herangehensweise entwickelt. Ich habe schon immer gefunden, wenn man über Gott, über Spiritualität redet, klingt das im Englischen ganz anders als im Deutschen. Im Deutschen ist das nicht so einfach, diese Gedanken zu transportieren. Deshalb bin ich sehr froh, dass es mittlerweile auch einige interessante Jivamukti-Lehrer gibt, die in Deutsch unterrichten. So kann ich mir einfach einmal anhören, wie transportieren sie die Bhagavad Gita in deutsch?
Ich möchte Jivamukti auf das Europäische, vielleicht sogar das österreichische und auf meine Generation herunterbrechen. Ich bin nicht der hippe, stylische Trendsetter, sondern ein im Alpenraum verwurzelter Mensch, der in seiner ländlichen Region lebt und in diesen Normen verhaftet ist. Ich möchte meine Gegenwart mit dem Yoga verbinden. So entstanden Projekte wie das Sonnenaufgangs-Yoga auf dem Berg, das ich gemeinsam mit dem Tourismusverband entwickelt habe.
Wer waren Deine Lehrer und was haben Sie Dir mit auf den Weg gegeben?
- Ich habe vor über 10 Jahren angefangen mit Yoga, sehr viel Online und über CDs gelernt, z.B. von Anna Trökes.
- Toni Misslinger, Kufstein
- Libby Love
- Sehr geprägt hat mich im Teacher-Training Jules Febre, ein New Yorker, der Yoga-Inhalte mit einer wahnsinnig attraktiven Lässigkeit transportiert. Das ist mein absoluter Liebling! Wenn der in Europa irgendwo ist, fahre ich hin. Das ist auch das schöne an Jivamukti, dass alle Lehrer sehr viel unterwegs sind!
- Lady Ruth: Die Dame ist in meinem Alter und sie fasziniert mich, weil sie das Dharma Talking bis zur Perfektion beherrscht. Es geht darum, philosophische Schwerpunkte in jeder Stunde zu transportieren. Sie beherrscht die Kunst, Beispiele aus dem eigenen Leben zu erzählen ohne peinlich zu werden und gekonnt auf Punkt zu kommen.
- Gabi Bosic macht das ähnlich wie Lady Ruth auf Deutsch. Sie greift sehr das Thema Yoga für Frauen auf, ermuntert Frauen ihren weichen Kern, die eigene weibliche Spiritualität neu zu entdecken. Das liegt mir sehr am Herzen. Lange Zeit war es so, dass Frauen in ihrer Doppelbelastung von Familie und Beruf nur noch funktioniert haben, und es ist so wichtig diese Weiblichkeit für sich neu zu entdecken. Frauen dürfen wieder viel weicher werden, sich wieder fühlen und spüren. Es ist so wichtig von dieser Doppel-, ja Dreifachbelastung wegzukommen. So viele Frauen werden krank dabei, es geht den Frauen nicht gut. Man kann seinem Körper wirklich zuviel abverlangen!
Was ist Deine Lieblins-Asana?
VIelleicht der Kopfstand, weil ich Jahre gebraucht habe, den zu lernen. Genauso wie der Unterarmstand und der Handstand, den ich nach wie vor gegen die Wand mache. Aber ich bin stolz, dass ich so weit gekommen bin. Außerdem alle Vorwärtsbeugen.
Teilst Du mit uns drei kleine Übungen Deines Yoga für Frauen?
- der herabschauende Hund
- Vorwärtsbeugen: im Stehen nach vorne beugen und mit den Händen auf den Boden kommen oder auf die Füße. Die Knie dabei leicht gebeugt halten.
- gerade hinstellen in der Berghaltung und die Schultern nach hinten rollen
Welche Übungen sind für dich am wichtigsten im Yoga?
Rückbeugen und Umkehrhaltungen, wie das Rad oder das halbe Rad. Das intensive Öffnen ist sehr wichtig.
Hast Du einen Tipp, um Yoga in den Alltag zu integrieren?
Eine Matte fix fest zu installieren an einem Platz zu hause. Dann kann man isch schnell draufstellen und macht eher ein paar Übungen. Schön ist natürlich, wenn man sich diesen Platz dann auch noch nett herrichten kann, mit ein paar Kerzen, einer schönen Statue.
Weitere Portraits meiner Yogalehrerinnen findet ihr in folgendenYogalhererinnen Interviews der Serie der Schatz der Yogalehrerin.
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