Ich bin gut genug, oder? Niemand sagt das zu mir. Gerade fühle ich mich wie zäher Kaugummi, wie ein stiler Sumpf, der meine Schritte lähmt, alles schluckt und stille macht.
Nichts geht voran, nichts bewegt sich. Alles ist stumm und jedes Geräusch verschluckt. Die Kinder streiten. Streiten aufgrund tagelanger Quarantäne kann ihnen auch niemand etwas vorwerfen. Einfach wegrollen und schlafen? Das kann ich nicht. Sofort überkommt mich das Gefühl, als Mutter versagt zu haben. Doch das stimmt nicht. Ich habe das starke GEfühl, diese Streitereien auflösen zu müssen.
Streiten und Reden
Doch erst einmal mir reißt der Geduldsfaden. Immerhin habe ich dann eine gute Idee, einen Redekreis zu veranstalten. Nachdem ich erst alle zum Aufräumen und Putzen verdonnert habe und wir ein bisschen voran kommen, merke ich das tatsächlich Redebedarf besteht und einige wirklich sauer aufeinander sind.
#deshalb hören wir mit Putzen auf und setzen uns im Kreis nieder. Nach unzähligen Runden Reden herrscht Friede wie lange nicht. Das Aussprechen scheint doch zu helfen. Wie gut, das tut. Anfangs ist alles sehr emotional und dann werden alle ruhiger. Schließlich gibt es sogar vereinzelte Lacher und dann gemeinsames Gelächter.
Kann ja nur besser werden. WIr beschließen die Talking Sticks ab jetzt wieder jede Woche kreisen zu lassen. Mal schauen wie lange das klappt. Aber immerhin haben alle den Redekreis dankend angenommen. Nicht wie früher, wo ihn alle blöde fanden. Seit langem haben wir das daher nicht mehr gemacht. Aber so ein Familienrat ist schon eine feine Sache.
Ich bin gut genug
Ich bin gut genug, bin gut genug, gut genug – genug. Das sollte sich jeder Mensch immer mal wieder vorsagen. Es hilft an Tagen, an denen einfach keine Leitung erzielt werden kann. Es gibt diese Tage. Das ist ganz normal. Nicht immer muss man etwas fertig machen, etwas neues anpacken, etwas schlaues schreiben oder toll aussehen. Man darf auch mal gar nichts machen, am Handy daddeln und glotzen.
Deshalb haben wir auch heute nur ein bisschen aufgeräumt, nichts fertig bekommen und jetzt einen Film geschaut.
Den ganzen Tag über habe ich nicht gewusst was schreiben, wollte schon gar nicht am Tagebuch bloggen WMDEDGT von Frau Brüllen teilnehmen. Was soll ich denn schon groß erzählen von diesem grauen Einerlei, Alltagsbrei.
Inneren Winter zulassen
Dann ist mir der Ich bin gut genug Gedanke gekommen. Ja, es ist gut. Mein innerer Winter darf sein. Es muss nicht immer voll effizient sein. Die innere Winterruhe ist wichtig und richtig. Ich muss auch nicht ekzessiv nach draußen gehen und Wintersport treiben nur weil andere das können. Ich kann es nicht und ich gönne mir die Zeit des Winterschlafs.
Dauernd das GEfühl zu haben, du musst, du musst, du musst, ist nicht gesund für mich. Ich habe oft dieses Gefühl, wie ein Marathonläufer durch den Tag zu brausen, bis endlich alles erledigt ist. Bis jeder zufrieden ist und ich für jeden getan habe, was ging. Oft geht es auch nur um das Erinnern an Dinge, die – meiner Meinung nach – getan werden müssen. Doch es ist auch nicht so schlimm, wenn ich das mal nicht tue. Die anderen finden wahrscheinlich ohnehin, dass mit mir besser Kirschen zu essen ist, wenn ich etwas langsamer durchs Leben rausche.
Ich bin gut genug und ihr seit es auch. So wie ihr seid. Ich wünsche Euch noch ein schönes Restwochenende. Und vielleicht ist morgen ja schon wieder ein bisschen mehr Luft drin. Für ein paar klitzekleine Frühlingstriebe, die mit mir in den warmen Sonnenschein wachsen.
Nicht perfekt sein, darüber habe ich schon öfter geschrieben, wie diese Anregungen zum Unperfekt sein. Aber das gut genug sein zu zulassen muss ich immer wieder von Neuem üben.
P.S. Yoga habe ich übrigens seit einer Woche nicht geschafft. Meditiert immerhin ein paar Minütchen! Yeah!
Haben Sie vielen Dank für diesen Text.