Der Schatz der Yoga-Lehrerin: Yoga ist Meditation

Yoga ist Meditation
Meine liebe Freundin Maria begleitet meinen Yogaweg seit 7 Jahren!

Ein Herzenswunsch geht in Erfüllung, schon das zweite Portrait erscheint heute in meiner neuen Yoga-Serie. Ich freue mich, euch nach Bianca Gianroop Kaur nun meine Freundin Maria vorzustellen, mit der mich eine absolut innige Analog-Freundschaft verbindet, die schon viele Jahre währt. Sie begleitet mich seit, wow, nunmehr sieben Jahren auf meinem Yogaweg und (fast) immer wenn wir uns treffen, üben wir gemeinsam Yoga. Beim Lesen ihrer Antworten ist mir aufgefallen wie ähnlich unser Verständnis von Yoga ist. Ja, auch für mich gilt: Yoga ist Meditation für meinen Geist und für meinen Körper. Durch die körperliche Übung gelingt es mir überhaupt erst, meinen Geist zur Ruhe zu bringen. Aber lest, was Maria für super Tipps für Euch hat.

 

Was hat Dich zu der Entscheidung bewogen, eine Ausbildung in Yoga zu absolvieren?

Ich hatte vor meiner Ausbildung nicht besonders viel Yogaerfahrung, aber einige intensive Erlebnisse beim Yoga. Ich habe relativ früh angefangen, die Übungen auch regelmäßig zu Hause zu machen. Als ich dann mit meinem Studium fertig war und mit einer Teilzeitstelle in meinen neuen Beruf als Sozialpädagogin eingestiegen bin, habe ich die Gelegenheit genutzt, begleitend eine zweijährige Yogalehrerausbildung zu machen. Motiviert hat mich hauptsächlich, mehr über Yogaphilosophie und die verschiedenen Yogawege zu lernen und auch durchgängig eine Lehrerin zu haben, der ich meine Fragen stellen kann. Das Üben in der Gruppe war ebenfalls toll, es sind einige tiefe Freundschaften entstanden.

 

Was ist Deine persönliche Richtung, Dein Stil im Yoga?

Meine Ausbildung habe ich bei Yoga Vidya gemacht im Stil des Sivananda Yoga. Das ist ein integraler Hatha Yoga Weg, mit einer festen Übungsabfolge von Asanas (Körperstellungen) zur Stärkung und Flexibilisierung des Körpers, Atemübungen zur Energielenkung im Körper und Entspannungsübungen vereint mit Elementen aus dem Bhakti Yoga. Es werden vor und nach den Asanas gemeinsam Mantras gesungen. Yoga ist Meditation: Das “zur Ruhe bringen des Geistes” ist dabei das Ziel aller Körper- und Energieübungen. In diesem Yogastil spielt die Verbindung zum Lehrer Swami Sivananda eine große Rolle. Sie soll helfen, persönlich zur Selbstverwirklichung zu gelangen.
Außerdem ist der Yogastil eng mit den klassischen Yogaschriften wie der Bhagavad Gita, dem Yogasutra nach Patanjali und der Hatha Yoga Prapidika verbunden. Für mich persönlich hat sich schon währen meiner Ausbildung in Zeiten intensiven Übens gezeigt, dass die Übungsabfolge für meinen Körper nicht optimal ist, mir sogar orthopädische Beschwerden bereitete. Daher habe ich in den letzten Jahren in einigen anderen Stilrichtungen Erfahrungen gesammelt und bin nun seit ca. einem Jahr bei Patrick Broome “hängengeblieben”. Er kommt aus der Jivamukti Tradition, unterrichtet aber mittlerweile auch mit vielen Einflüssen aus der energetischen Körperarbeit. Das schätze ich sehr und es tut mir einfach gut. Für meinen Körper ist es wichtig, mich – z.B. bevor ich in den Schulterstand gehe – gut aufzuwärmen und viele Vorübungen zu machen. Das habe ich hier gefunden. Aus dem Sivananda Yoga habe ich meine Liebe zu den Mantren entdeckt, es ist für mich auch sehr wichtig, vor und nach der Stunde zu singen. Eine große Orientierung und Alltagshilfe ist für mich nach wie vor die Yogaphilosophie, vor allem die Yogasutren. Regelmäßige Meditation halte ich außerdem für eines der größten Heilmittel.

 

Was bedeutet Yoga für Dich?

Yoga bedeutet für mich einen bewussteren Lebensweg. Durch die Asanapraxis wird ziemlich schnell die Körperwahrnehmung geschult und manche selbstzerstörischen Dinge wie übermäßig Alkohol konsumieren, Rauchen oder sich über einen längeren Zeitraum hinweg energetisch sehr schlecht zu ernähren (Fast-Food, viele Süßigkeiten, etc.) gehen schlichtweg nicht mehr. Die wichtigste Anregung für sämtliche Entscheidungen im Leben ist für mich die Unterscheidungskraft (in Sanskrit: Viveka) geworden, worüber es in Patanjalis Yogasutren sinngemäß heißt: Entscheide zwischen Vergänglichem und Unvergänglichem. Für mich bedeutet das, mich vor einem Projekt welcher Art auch immer zu fragen, zu welchem Anteil geht es hier tatsächlich darum, meine Seele “weiterzuentwickeln”? Und mit wieviel Energie arbeite ich hier für Vergängliches? Es gilt also auch für meinen Alltag: Yoga ist Meditation!

 

Wer waren Deine Lehrer/innen?

Während meiner Ausbildung war das Purnima Elisabeth Kaiser von Yoga Vidya. Weiter sehe ich mich als Schülerin von Sukadev, der Yoga Vidya gegründet hat und der eine große Inspirationsquelle für mich ist: in seinem Wesen, seinem unglaublichen Erfahrungsschatz und seiner bescheidenen, zurückhaltenden und dabei humorvollen Art dies an seine Schüler weiterzugeben. Seit ca. 1 Jahr gehe ich regelmäßig in die Yogaklassen von Patrick Broome, wo ich viel über den Aufbau von Asanas und alternative Übungsabfolgen gelernt habe.

Yoga ist Meditation!

Purnima hat uns oft gesagt: “Die Dinge kommen zur rechten Zeit zu dir. Du kannst deine Ziele haben und Pläne schmieden, aber letztenendes bist nicht du diejenige, die den Lauf der Dinge bewirkt.” (Sie meinte damit die Karmalehre). An ihr habe ich oft bewundert, wie sie aus dieser Haltung heraus mit vermeintlichen Schicksalschlägen gelassen umging. Mich selbst beruhigt der Gedanke daran auch immer wieder, wenn ich mich gerade über etwas schrecklich ärgere, weil es nicht “wie geplant” läuft.

 

Deine Lieblings-Asana?

Momentan schätze ich die Kriegerstellungen sehr, aber das wechselt immer wieder. So wie ich mich mit der Yogapraxis verändere und auch jeden Tag in einer anderen Verfassung an die Asanas herangehe.

 

Meine Tipps zum Üben für Euch:

Sehr gut ist es immer wieder Augen-Übungen zu machen. Zum einen weil es hilft, die Sehschärfe zu erhalten oder zu verbessern, zum anderen weil über Muskelketten die Augenmuskeln bis hinab ins Becken mit Muskeln und Organen verknüpft sind und sich an ganz anderer Stelle Verkrampfungen oder ein Rückgang der Augenmuskeln bemerkbar machen können. Manche kennen die Augenübungen vielleicht aus ihrem Yoga-Anfänger-Kurs, danach wird es leider häufig kaum noch angesagt. Hier sind einige davon:
  • Blicke zunächst geradeaus, ohne bestimmtes Ziel. Nun mache dein oberes Ende deines Blickfeldes aus, ebenso das untere, links und rechts. Jetzt lenke deinen Blick nach oben, soweit wie möglich, dein Kopf bleibt dabei gerade. Anschließend fahre fort, indem du auf diese Weise deinen Blick an den unteren Rand deines Blickfeldes wandern lässt, dann nach links und rechts. Du kannst nun die Augen auch in diagonal von rechts oben nach links unten lenken und umgekehrt. Wenn du jeweils dabei einatmest und den Atem anhältst (Kumbhaka) solange du den Blick in der jeweiligen Richtung hältst, kannst du die Übung noch verstärken, da du damit deine Lebensenergie (Prana) in die entsprechenden Teile deiner Augen lenkst und sie sich dort ausbreiten kann.
  • Lasse deine Augen wie bei einer liegenden Acht kreisen, wechsle die Richtung. Dann umkreise dein Blickfeld, indem du mit den Augen zu beiden Seite große Kreise ziehst, auch hier ändere nach einigen Kreisen die Richtung.
  • Übung zum “Scharfstellen”, besonders gut bei Kurz-und Weitsichtigkeit: Hebe deinen gestreckten rechten Arm hoch und strecke den Daumen nach oben aus, in Höhe deiner Nase. Nun fixiere abwechselnd deine Nase (dabei entsteht ein Schielen), den Daumen und einen Punkt an der Wand gegebüber auf gleicher Höhe. Wiederhole das einige Male.

 

Welche Übungen sind für dich am wichtigsten im Yoga?

Für mich ist es wichtig mit einigen Runden Sonnengrüßen mit Variationen zu starten, bis ich wirklich gut warm bin. Danach praktiziere ich mindestens eine Umkehrhaltung (z.B. Kopf- oder Schulterstand), den Fisch als Rückbeuge, eine vorwärtsbeugende Haltung (klassiche Vorwärtsbeuge im Sitzen oder im Stehen) und den Drehsitz. Als Kurzprogramm kann man so gut in den Tag starten. Wenn ich länger übe, gibt es natürlich unzählige Variationen. Sehr wichtig ist für mich, entsprechend meiner Tagesform zu praktizieren. Also wenn ich mich erschöpft fühle oder krank bin, übe ich sehr sanft, um mich zu regenieren und nicht fordernd, das würde mich in dem Fall Energie kosten anstatt mich während der Praxis wieder aufzuladen.

 

Hast Du einen Tipp, um Yoga in den Alltag zu integrieren?

Ich finde es gut mir einmal am Tag Zeit einzuplanen, mich einen Moment zu besinnen. Das klappt erfahrungsgemäß am besten morgens, bevor ich mich auf den Weg zur Arbeit mache. Meistens plane ich mit einer halben bis dreiviertel Stunde um Asanas und Atemübungen zu machen, sowie einige Zeit in Stille zu verbringen. Auch während des Tages kann man durch Atemkonzentration oder auch kleine Übungen zwischendurch, z.B. sich einfach mal nach vorne aushängen lassen in der stehenden Vorwärtsbeuge, sich auf dem Bürostuhl gegendrehen wie beim Drehsitz, oder Schulter-/Nackenübungen einlegen. Du kannst dich auch während des Tages immer wieder ins Hier und Jetzt holen, deine Gedanken beobachten und dich fragen, ob deine Gedanken, Worte und Taten hilfreich für dich und andere sind. Wenn du zu dem Schluss kommst, dass einige davon dich oder andere eher behindern oder abwerten, hast du jetzt die Möglichkeit das zu ändern. Wenn ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs bin, höre ich mir auch gerne Podcasts der “täglichen Inspirationen” auf der Yoga-Vidya Seite an, oder lese in einem der mittlerweile zahlreichen Yogablogs. Meine Lieblinge sind Yogan, Fucklucky und Asana Yoga. Sehr gut ist es auch, sich immer mal wieder für eine bestimmte Zeit in ein Yogaseminarhaus oder ähnliches zurückzuziehen, um neue Anregungen für die eigene Praxis und wieder mehr Schwung zu bekommen.

 MariaDengler_Kopfstand

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