Hebammenmangel im Vergleich Deutschland – Österreich (Tirol)

Hebammenmangel in Deutschland - jetzt auch für Tirol zu befürchten?
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Tu etwas gegen Hebammenmangel! Engagiere dich für den Erhalt der Geburtshilfe und die Hebammen! Was kannst du tun? Wie sehr ist der Hebammenmangel in Deutschland und in Tirol bereits fortgeschritten?

Neben den vielen schönen Momenten, die Mütter während der Schwangerschaft erleben, werden sie auch vor viele Herausforderungen gestellt. Eine davon ist, die richtige Hebamme zu finden. Das Thema Hebammenmangel zieht sich bereits seit Monaten durch die deutschsprachige Medienlandschaft. Bislang fehlten allerdings konkrete Zahlen, die dem aktuellen Missstand Ausdruck verleihen. Geleitet von diesem Motiv befragte das Marktforschungsinstitut Skopos kürzlich 1.000 deutsche Mütter zu ihrer Suche nach einer Nachsorgehebamme. Wir haben einen Blick auf die Ergebnisse der Studie geworfen und diese mit der Hebammensuche in Österreich verglichen. Die gesamte Studie zum Hebammenmangel ist beim Auftraggeber der Studie, die kartenmacherei, abrufbar.

Hebammenmangel in Deutschland auch für die Nachsorge

Aus der Studie geht hervor, dass etwa 20 Prozent der werdenden Mütter in Deutschland keine Hebamme für die Nachsorge in Anspruch nehmen konnten. Was ein Drittel nicht wusste: Nach der Geburt gibt es für sie sogar einen gesetzlichen Anspruch auf Hebammenhilfe für die Wochenbettbetreuung. Dazu gibt es in diesem Beitrag zur prekären Lage der Hebammen mehr Information.

Ähnliches gilt in Österreich. Jede Frau kann die Hilfe einer Hebamme in Anspruch nehmen. Denn diese Hilfe ist eine Leistung, die Krankenkassen erbringen. Das Österreichische Hebammengremium hat hierfür einen nützlichen Überblick erstellt. Hier sind sämtliche Leistungen aufgeführt. Zusätzlich gibt es eine hilfreiche Tarifübersicht, welche Leistungen von den Krankenkassen übernommen werden.

Nach der Geburt bleiben viele Unklarheiten

Die Studie zeigt ebenfalls einen der häufigsten Gründe für die fehlende Versorgung. Es fehlt für jede zweite Mutter eine Hebamme in ihrem direkten Umfeld. Viele Fragen kommen jungen Müttern trotz akribischer Vorbereitung erst nach der Entbindung. Viele der Befragten wünschen sich eine einfühlsame und kompetente Ansprechpartnerin, die ihnen beratend zur Seite steht.

Laut Studie fallen bei den Müttern vor allem Fragen zur Gesundheit des Kindes (87 Prozent), zur Säuglingspflege (85,6 Prozent) sowie zum Stillen (80 Prozent) an.  Aufklärung über die eigene Gesundheit interessieren 74 Prozent. Emotionalen Beistand erhoffen sich 64 Prozent der Teilnehmerinnen von einer Hebamme.Hebammenmangel in Deutschland - jetzt auch für Tirol zu befürchten?

Deutsche Verhältnisse drohen nach Tirol überzuschwappen

Eine hochschwangere Frau kommt mit Wehen im Krankenhaus an, muss aber von dem Personal abgelehnt werden. Der Grund: Heillose Überlastung. Dieses fürchterliche Szenario könnte auch in Tirol bald Realität werden. Wie in einem Interview der Tiroler Tageszeitung aus dem Februar bekannt wurde, machen bereits jetzt viele Fachkräfte Überstunden – teilweise bis zu hundert Überstunden im Jahr, berichtet Christian Deetjen, Primar der Gynäkologie am Bezirkskrankenhaus St. Johann.

Öffentliche Krankenhäuser kämpfen mit dem Problem, dass auf viele ausgeschriebene Stellen lange keine Bewerber eintreffen. Hierzu hat Kathrin Schwarzenberger, Leiterin der Landesgeschäftsstelle Tirol des Österreichischen Hebammengremiums, zwei Ursachen beschrieben.
„Kleine Häuser arbeiten mit einer Rufbereitschaft, die finanziell schlecht bezahlt wird und dabei nur minimale Freizeit erlaubt.“ Denn bei zwölf bis 24 Stunden Einsatzbereitschaft minimiert sich das stündliche Gehalt auf „real“ zwei bis drei Euro brutto. Das Gehalt beträgt in Tirol mindestens 2623,38 Euro in Vollzeit. Diese Arbeitsbedingungen sind mitunter Gründe, weswegen viele Fachkräfte die Selbstständigkeit und vor allem Teilzeitausübung bevorzugen.
„Das Problem ist seit Jahrzehnten bekannt, hier hat man eindeutig zu lange geschlafen.“ konstatiert Kathrin Schwarzenberger.

Hebammenmangel in Deutschland - jetzt auch für Tirol zu befürchten?

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Aktionen gegen Hebammenmangel

Viele Mütter und Bloggerinnen haben sich bei so großartigen Aktionen wie „Dein Brief für Hebammen“ (Mehr Infos im Link) persönlich beteiligt und den längsten Brief der Welt für Hebammen verfasst, um sich bei diesen für ihre hervorragende Arbeit zu bedanken. Der Brief war direkt an die Bundeskanzlerin adressiert. Vor allem ging es aber darum, auf den Beruf und Notstand aufmerksam zu machen. Doch auch wenn diese Aktion bereits vorüber ist, gibt es Möglichkeiten sich im eigenen Umfeld zu engagieren und etwas zu verändern.

Zu erinnern ist ebenfalls an den 5. Mai, den Internationalen Hebammentag. Dieser Aktionstag klärt weltweit unter dem Motto „Hebammen am Puls der Zeit – durch qualitative Betreuung“ auf.
Zusätzlich arbeitet man an einer umfassenden Studie für Österreich. Im Zuge dieser ist es möglich, seit dem 11. Februar an einer Online-Befragung hinsichtlich Zugang und Inanspruchnahme von Hebammenleistungen teilzunehmen.

 

Mach mit bis 31. März 2019 bei der österreichischen Hebammenumfrage!

Dabei werden die Befragten unter anderem nach ihren Ansprüchen an Hebammen und den konkreten Dienstleistungsbedürfnissen während und nach der Geburt befragt. Bis zum 31. März 2019 kann man unter www.hebammenumfrage.at an der Befragung teilnehmen. Diese richtet sich an Paare mit Kinderwunsch, Schwangere und Frauen, die bereits ein oder mehrere Kinder haben. Aber auch Väter sind willkommene Teilnehmer.

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