Damit ich mehr Autarkie in mein Leben als Selbstversorger bekomme, habe ich weitere Fragen an Theresa Mai, Chefin und Gründerin von Wohnwagon. Hier kommt Teil 2 des Interviews zu ihrem Buch “Wie wir leben könnten”. Erschienen ist es im Löwenzahn Verlag (siehe Link). Ich bin ein großer Fan dieses Innsbrucker Verlags und seinem überaus spannenden und vielfältigem nachhaltigen Programm.
In ihrem Buch beschreibt Theresa Mai ihre Versuche und wie sie mehr und mehr autark ein Leben als Selbstversorger lebt.
Welche Gemüsesorten und Obstbäume eignen sich zum Einstieg in ein Leben als Selbstversorger?
Ich habe im ersten Jahr mit einem kleinen Feld mit Erdbeeren und Kresse begonnen, einige Kartoffel in die Erde gesteckt und Salat, Kürbis und Zucchini angepflanzt. Die Ernte war da schon ganz ordentlich! In den weiteren Jahren kam dann eine bunte Mischung dazu, von Safran bis zum Topinambur, Bohnen, Steckzwiebel, Sellerie … es klappt nicht alles, den Brokkoli konnte ich bisher noch nicht überzeugen essbare Röschen zu bilden, er hat nur geblüht, aber im nächsten Jahr weiß man schon wieder mehr über den richtigen Zeitpunkt für das Auspflanzen, den passenden Dünger und dann klappt es vielleicht!
Wie kann man im eigenen Garten beginnen, ohne gleich komplett autark zu leben?
Ganz klein begonnen habe ich als Kind mit Kressesprossen auf Watte! Es macht einfach unglaublich Freude, die Samen die man sät keimen zu sehen und dann genussvoll in das Butterbrot mit der frischen Kresse zu beißen. Im Gemüsebau bin ich tatsächlich auch ein ziemlicher Anfänger und hole mir viele Tipps von meiner Mama und Oma und auch von unserem Gemüsebauern Erich.
Kleine Schritte in Richtung eines selbstbestimmten, autarken Lebens zu gehen steht jedem Menschen offen. Klar hat man in verschiedenen Lebenssituationen andere Voraussetzungen und kann unterschiedlich weit gehen, aber es gibt eigentlich immer Möglichkeiten, das wollte ich auch in meinem Buch zeigen. Man muss nicht gleich zum kompletten Aussteiger werden und es darf auch Spaß machen, sich einfach mit einem kleinen Schritt nach dem anderen auf den Weg zu machen!
Kennst Du Projekte und Gemeinschaften (oder diesbezügliche Plattformen), die nach interessierten Menschen suchen?
Wir bieten in Gutenstein Seminare und Workshops an und möchten in den nächsten Jahren unser Angebot auch noch ausbauen, neben Autarkieworkshops und Planungsworkshops für autarkes, nachhaltiges Wohnen möchten wir auch Kurse rund um Gemüseanbau und Permakultur und nachhaltiges Bauen geben und auch Partner einladen, sodass der Gutensteiner Hof auch zum Zentrum für dieses Thema werden kann, wo ich Inspiration und Wissen tanken kann, um dann wieder sein eigenes Projekt umsetzen zu können. Es gibt ansonsten einige Plattformen zu den einzelnen Themen (Permakultur, Tiny House, gemeinschaftliches Wohnen, ökologisches Bauen, …) – je nachdem was dich speziell interessiert wirst du sicher fündig!
Habt ihr einen speziellen Tipp für Familien um mit einem Leben als Selbstversorger zu beginnen?
Wer mit drei Kindern in der Stadt wohnt kann sicher kein eigenes Gemüsefeld bestellen, aber mit einem bewussten Einkauf etwa bei einer FoodCoop schon mal einen großen Schritt machen, vielleicht mit dem Wurmkomposter sogar eine eigene Kompostierung in die Stadtwohnung bringen und mit einem Balkonkraftwerk einen Minischritt in Richtung eigener Stromproduktion gehen. Gerade für Kinder sind Lösungen schön, die einen Bezug zu den Dingen herstellen, Strom kommt dann nicht einfach aus der Steckdose und das Gemüse nicht mehr aus dem Supermarkt, es entsteht eine Beziehung zu den Dingen, die ihnen auch einen anderen Wert gibt. Das ist für mich auch das eigentlich schöne am Thema Selbstversorgung und Autarkie, diese Verbindung, die wieder greifbar und verständlich wird.
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