Da ich ja jetzt auf dem Land wohne und stolzer Besitzer eines – noch unbestellten – Bauerngarterns bin, betrifft mich das Thema Urban Gardening nur aus der Ferne. Doch für alle die mit Kindern in der Stadt wohnen, ist so ein Garten zur Miete eine tolle Sache. Kinder interessieren sich so sehr für den Wachstumsprozess. Sie säen mit Begeisterung, interessieren sich für die Arbeiten, die nötig sind, damit die zarten Pflänzchen von Radieschen, Karotten und Kräutern überleben und freuen sich wie Könige zur Erntezeit. Durch das Erleben des Gartens im Kreis der Jahreszeiten bekommen Kinder ein anderes Gefühl für Lebensmittel. Sie verstehen, wieviel Mühe dahinter steckt, Nahrungsmittel zu bekommen und dass es nicht selbstverständlich ist, welche zu besitzen. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass sie auch mal etwas “Grünes” (meinen Kindern sind die meisten grünen Gemüse mit Ausnahme von Avocado und beim Großen noch Broccoli und Spinat, prinzipiell suspekt) probieren. Auch wenn es dann doch nicht schmeckt, haben sie sich wenigstens darauf eingelassen.) Ich erzählte ihnen neulich, dass der Geschmackssinn bis zu 10 Versuche braucht, bis er sich an etwas Neues gewöhnt und dies gut finden kann. Das habe ich gelesen und es brachte meine Kinder zum Nachdenken.
Urban Gardening
Als Definition für Urban Gardening schreibt die Diplom-Ingenieurin der Stadt- und Regionalplanung, Landschaftsgärtnerin, Künstlerin und Filmemacherin Ella von der Haide, in ihrem Buch „Die neuen Gartenstädte“, München 2014, folgendes: „Urbane Gärten im engeren Sinn sind neue Formen öffentlicher oder teil-öffentlicher, bürgerschaftlicher, partizipativer, kooperativer, experimenteller, ökologischer, produktiver DIY-Freiraumgestaltung im Siedlungsbereich.“ Die meisten städtischen Gärten seien in Teilen pädagogische Umweltprojekte. Im Gegensatz zu Kleingärten unterlägen sie keiner Kleingartenverordnung. Beispiele in Deutschland in dieser engen Definition sind z.B. das Allmende-Kontor oder der Prinzessinnengarten in Berlin. „Im weiteren Sinne umfassen urbane Gärten neue und alte Formen von bürgerschaftlicher Hortikultur im Stadtbereich wie Schul-, Kita-, Therapie-, Klein-, Mieter-, Kraut- und Dachgärten…, öffentliche Streuobstwiesen und andere grüne Allmenden“, schreibt Ella von der Haide. Manchmal würden sogar private Hausgärten und Balkone so bezeichnet. Der Grad der Öffentlichkeit solcher Gärten variiere demnach stark. Gelegentlich werde – angelehnt an den angelsächsischen Raum – die Bezeichnung urbane Gärten synonym mit urbaner Landwirtschaft verwendet und bezeichne so Nahrungsmittelproduktionen in Siedlungsbebieten an sich, wie innerstädtische Bauernhöfe. (Zitat aus URI: urn:nbn:de:hebis:34-2015012147238)
Gärtnern mit Kindern
Eine Erfahrung, die ich mit meinen Kindern gemacht habe, möchte ich gerne noch mit euch teilen: Nachdem mit größter Begeisterung im Frühjahr die Beete gehackt und umgegraben wurden, hält der Enthusiasmus nach dem Säen und dem ersten Sprießen der jungen Pflänzchen oft nicht lange vor. Vor allem, wenn es Unkraut jäten heißt und die Schnecken womöglich noch das Groß der Pflänzchen verspeist hat. Der Kampf gegen die Schnecken kann einen selbst ganz schön frustrieren. Deshalb kann ich jedem interessierten Hobbygärtner nur raten: Kümmert Euch um ein Hochbeet, dass man im Herbst bereits wunderbar mit altem Kompost vorbereiten kann. Wem das zu aufwendig ist, der pflanzt seine Salatköpfe, Radieschen und Karotten am besten in große Kästen oder Pflanztröge. Das klappt super. Tomaten pflanze ich auch immer je eine Staude in große, runde Töpfe oder alte Farbeimer – mit dem Akkuschrauber ein paar Löcher in den Boden bohren. Die Tomaten lieben es warm und gedeihen am besten an einer windgeschützten Südwand, Hecke oder Ähnliches. Kräuter wie Rosmarin, Thymian, Lavendel und alles weitere, das stark nach ätherischen Ölen duftet, lassen die Schnecken in ruhe. Das gilt auch für Himbeeren und Brombeeren. Sonnenblume und Kapuzinerkresse ziehe ich in Töpfen vor und pflanze sie erst in die Erde, wenn sie größer und dadurch nicht mehr so angreifbar sind.
Ein weiteres tolles Buch heißt “Vom Gärtnern in der Stadt” von Martin Rasper, vorgestellt hier von Urban Gardening Berlin. Viel Spaß! Und noch etwas, warum schreibt die das im Herbst? Für mich ist der Herbst die Erntezeit und genau richtig, um sich Gedanken zu machen, was ich im nächsten Frühling pflanzen will. So ist auch noch genug Zeit, um sich nach einer eigenen Parzelle umzuschauen. Mietgärten bekommt man mittlerweile in jeder größeren Stadt und z.B. hier. Infos im Überblick sind da verfügbar.
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