Mama, können wir Butter selbst herstellen? Seit er drei Jahre ist, fragt mich mein Sohn in regelmäßigen Abständen, vor allem beim Sahne schlagen, ob wir Butter selbst herstellen könnten. Ehrlich gesagt hatte ich nie Lust dazu. Aber als ich las, dass es im Kaiserwinkl einen Workshop zum Butter selbst herstellen gibt, haben wir uns angemeldet.
Die Naturerlebnispädagogin Stephanie Hager kannte ich schon von einer Kräuterwanderung diesen Sommer. Ihr ist es ein echtes Anliegen, Kindern wie Erwachsenen die Natur und die Traditionen der Alpen näher zu bringen. Sie weiß viel über Kräuter und die Almhütte, in der sie einige ihrer Seminare abhält, birgt wahre Schätze.
Die original Hütte, mit teilweise 500 Jahre alten Balken, wurde in Kelchsau abgebaut, da sie dort weichen musste und in Durchholzen, Walchsee, auf dem Produktionsgelände der Käserei Plangger wieder originalgetreu aufgebaut. Sie befindet sich von Oberaudorf über den Inn kommend links unmittelbar nach der Ortseinfahrt Durchholzen und kurz vor der Sommerrodelbahn.
Nach oder vor so einem “Natur erleben” Seminar – wie Butter selbst herstellen – ist ein Besuch der Sommerrodelbahn der Highlight für die Kinder schlechthin. Sohn sagt, die Bahn mit zwei Rodelspuren ist die beste, die er kennt. Es sei obercool, gleichzeitig mit einem anderen Kind zu starten und “richtig Rennen zu fahren”. Es gibt dazu Doppelrodel. So einen nahm ich mit der Tochter zusammen. Wir haben auch den Tipp bekommen, die Sommerrodelbahn mit einer Wanderung zur Aschinger Alm zu verbinden. Das steht schon fest auf unserer Ausflugsliste.
Bei dem Freizeitpark der zur Rodelbahn gehört und bei der Bergbahn Zahmer Kaiser in Durchholzen (Ortsteil der Gemeinde Walchsee) gibt es übrigens auch ein Wildgehege und Ziegen.
Butter selbst herstellen
Aber zurück zum Buttern: Zuerst haben wir uns Gedanken gemacht über Kühe, wieviel Milch sie normal produzieren und wieviel in Massentierhaltung, über die Lebenserwartung von Kühen und über so ein Kuhleben überhaupt.
Auch darüber wie das Leben der Menschen in den Alpentälern früher so gewesen ist, haben wir Interessantes erfahren. Dass sie den Sommer mit ihrem Vieh auf den Almen verbrachten, habe ich schon gewusst.
Aber in so einer echt alten Almhütte zu stehen und die ganzen Geräte anzuschauen, die sie brauchten, um zu kochen, um Käse zu machen oder eben Butter selbst herstellen zu können, so genau habe ich mir das noch nie vorgestellt. Wer hätte gedacht, dass die Käsespätzle oder Gröstl oder was eben im offenen Kamin auf einer Pfanne gegart wurde, dann gemeinsam an einem kleinen Holztisch aus eben dieser Pfanne gegessen wurde? Teller gab es nicht, Platz war auch nicht viel und den Abwasch konnte man sich getrost sparen angesichts der vielen schweren Arbeit, welche die Sennerinnen und Senner von der Schneeschmelze weg bis zum Almabtrieb im September in und um diese Hütten herum hatten. Angefangen vom Instandhalten der Hütten und ihrer Dächer, über das Bereitstellen von ausreichend trockenem Holz für die nächste Saison bis hin zu Brot backen und Wäsche waschen. Dafür waren spezielle Wochentage vorgesehen.
Hier durften wir aus einem Sack Gegenstände ziehen, die früher zum Alltag auf der Alm dazugehört haben. Um das Heu von den steilen Wiesen zu holen, benutzte man so eine Stoffhaube, damit der Heuberg auf dem Kopf einen nicht so kitzelte und stach.
Nachdem wir uns noch überlegt haben wieviel Arbeit und Zeit es eigentlich braucht, so einen Käse herzustellen und wieviel Geld das eigentlich Wert sein sollte, durften alle Teilnehmer einmal selbst melken. Dazu hatten wir ein hölzernes Kuhgestell und ich habe mal wieder gar kein Wasser melken können. Das habe ich schon mal an einer echten Kuh ausprobiert. Die Kinder haben sich da geschickter angestellt, muss ich zugeben.
Der Hut war beim Melken wichtig. Er schützte den Menschen auf dem einbeinigen Melkschemel vor dem direkten Kontakt mit der Kuh.
Dann durften wir zugucken, wie Steffi die Sahne (Rahm) in das Butterfassl goss. Nacheinander drehten wir die Kurbel des fest verschlossenen hölzernen Gefässes, am besten immer im gleichen Rhythmus. Wer kein so ein Buterrfass hat, kann Butter auf verschiedene Weise machen: vom klassischen Mixer bis hin zum Schneebesen gibt es weitere Handrührgeräte zum Sahne schlagen. Es gibt kein bestes Gerät: wichtig ist allein die konstante und gleichmäßige Bewegung.
Nicht zu schnell, nicht zu langsam. Währenddessen zeigte sie uns noch die verschiedensten anderen Butterfässer in allen Größen. Das Rühren ging bei uns sehr schnell, nacheiner guten halben Stunde wich das monotone Drehgeräusch und es hörte sich an wie der Schonwaschgang zuhause in der Waschmaschine. Wir durften gucken und siehe da Butter und Buttermilch hatten sich getrennt.
Insgeheim war ich doch recht froh, dass es bei uns so schnell ging. Es gibt Tage, an denen man weit über eine Stunde an der Butter drehe. Das hinge mit den Außen- und Innentemperaturen sowie der des Rahms zusammen.
Belohnt wurden wir für unsere Ausdauer mit einer Jause mit Brot und Butter, Kräuterlimo und natürlich Buttermilch.
Aufs Butterbrot konnte man sich neben Honig auch Steffis Marmelade aus dem drüsentragenden Springkraut (!) oder ihre nussig schmeckenden Spitzwegerich– oder Brennesselsamen legen.
Außerdem probierte ich ihr aufwendig hergestelltes Brombeersalz. Hier noch ein Foto von unserem Kräuterseminar, bei dem wir mit selbst gesammelten Kräutern Pesto und Kräuterquark herstellten. Auch “große” Jungs haben Freude an so was.
Ja, Zeit braucht man schon, um einen Kräutertopfen oder Butter selbst herstellen zu können. Die Kinder nehmen sich diese Zeit gerne und ich mit ihnen. Sie waren begeistert und wünschen sich nun ein altes hölzernes Butterfassl vom Flohmarkt.
Wer hierher kommt, lässt sich den zauberhaften Walchsee hoffentlich nicht entgehen. Von Durchholzen aus sind es ungefähr noch 10 Kilometer zu diesen schönen und gar nichtkleinen Bergsee. Wenn es schon zu kalt zum Schwimmen im klaren, oft türkisblau leuchtenden Wasser ist, lohnt sich ein schöner Spaziergang, um das herrliche Panorama des Kaiserwinkls, der Region um Kössen und Walchsee, mit vollen Zügen einzusaugen.
Mehr Wochenende in Bildern gibt es bei Frau Mierau von geborgen wachsen und grüne Ideen beim Grünzeug von Carolines Naturkindern.
2 Comments