Warum Hörspiele für Kinder so wichtig sind

als Rückzugsmöglichkeit – Zeit statt Zeug - Unsere Kinder haben ein Recht auf Spiel und freie Zeit - hindert sie nicht daran

Hörspiele für Kinder sind essentiell wichtig – als Rückzugsmöglichkeit, als Auszeit, zum Runterkommen und Abschalten. Seit Kindergartentagen lieben unsere Kinder es, sich Geschichten anzuhören. Als junge Mutter mit drei Kleinkindern bemerkte ich irgendwann die totale Reizüberflutung – gerade am Spätnachmittag mit zunehmender Müdigkeit der Kinder und Tagen mit dichtem Programm. Dann waren Machtkämpfe mit mir, Tränen und Geschrei an der Tagesordnung. Wie konnte ich meinen Kindern helfen beim Runterfahren?

 

Hörspiele für Kinder im Kindergarten- und Schulalter

Der Kindergarten oder die Kita ist für kleine Kinder wirklich sehr fordernd. Es passiert einfach so viel Aufregendes und Neues. Das Zusammentreffen mit vielen anderen Kindern, neuen Regeln und die vielen tollen Spielsachen und Möglichkeiten müssen erst einmal verarbeitet werden. Das geschah dann täglich nachmittags im vertrauten Rahmen zuhause. Gerade in aufgekratzter Stimmung, wenn die Kinder eigentlich müde und ausgelaugt sind, aber nicht von alleine zur Ruhe kommen, kam es bei uns oft zu viel Geschrei und Tränen. Machtkämpfe vor allem zwischen Kindern und Erwachsenen blieben nicht aus.

Bis ich erkannte, dass die Kinder die Hilfe der Erwachsenen brauchten, um sich zurückzuziehen und auszuruhen. Mittags schlafen wollten sie aber niemals – alle unserer drei Kinder haben im Alter von 2,5 Jahren aufgehört am Nachmittag zu schlafen. Verpassen wollte schließlich keiner was.

Hörspiele für Kinder als Rückzugsmöglichkeit

Um richtig lange Hörspiele für Kinder zu hören, sind sie mit drei Jahren auch noch zu klein. Nichtsdestotrotz schienen sie aber die Geschichten und die Stimmen von Benjamin Blümchen, den Glücksbärchis, Vipo oder Regina Regenbogen zu beruhigen. Es machte gar nichts aus, dass sie die Zusammenhänge der Geschichten nicht komplett mitbekamen. Sobald Hörspiele für Kinder den Raum mit Klängen und fremden Stimmen erfüllten, wurden sie merklich ruhiger. Sie griffen sich ein Spielzeug oder lagen auf einem Kuschelfell, die Beinchen in die Luft gestreckt, das Köpfchen zum Ausruhen ins Kissen gebettet.

Manchmal spielten sie eine Stunde lang ruhig und entspannt. Oft alle drei Kinder in einem Kinderzimmer. Jeder spielte etwas für sich oder gemeinsam. Da alle drei extreme Frühaufsteher sind und waren, begannen wir auch in der Früh Hörspiele zu hören. Mama durfte noch ein wenig länger schlafen, sobald die Kinder gelernt hatten, sich selbst ein Hörspiel anzuschalten. Auf diese neu gewonnen Selbständigkeit waren sie auch sehr stolz.

 

Vorgelesene Geschichten und Klassiker

Ganz toll funktionierten auch Kinderlieder, oder am allerbesten, Hörspiele von Otfried Preussler wie der “Räuber Hotzenplotz”, “Der kleine Wassermann” oder “Die kleine Hexe”. Beim Räuber Hotzenplotz zum Beispiel mischen sich die Geschichten von Kasperl und Seppl mit lustigen Liedern und einfachen Refrains zum Mitsingen. Auch Hörbe mit dem großen Hut ist ein wunderbares Hörspiel für die Kleinkind- und Kindergartenzeit.

Mittlerweile suchen sich unsere “Großen” ihre Hörspiele für Kinder selbst aus. Sie kennen viele Serien und Fortsetzungsromane, die sie dann auch gerne in der Hörspiel-Version hören wollen. Sehr beliebt sind z.B. die Bücher von Cornelia Funke, J.K. Rowling, Astrid Lindgren und Christine Nöstlinger. Auch Klassiker wie Pumuckl, Bibi Blocksberg, Bibi und Tina, Hanni und Nanni, TKKG, ??? Kids und ??? oder Die fünf Freunde und andere Bücher von Enid Blyton erfreuen sich bei ihnen großer Beliebtheit.

 

Hörspiele als Ausstieg von Machtkämpfen

Dieser Rahmen des Hörspiels, die neue Geräuschkulisse gab ihnen schon im Kleinkindalter die Rückzugsmöglichkeit, die sie brauchten. Plötzlich kam der “Große” nicht mehr alle fünf Minuten zu mir in die Küche gerannt, wo ich noch mit dem Füttern der Zwillinge beschäftigt war. Das Kinderzimmer fungierte von da ab wirklich als der Rückzugsort, als das wir es für ihn gedacht hatten. Schließlich war das für unseren Ältesten auch nicht immer leicht, dass schon nach 16 Monaten gleich zwei neue Familienmitglieder da waren, um die wir uns kümmern mussten.

Immer wenn ich rechtzeitig die Situation erkannte habe, bevor sie zu kippen drohte, ersparte ich mir und meinem Kind diese fiesen Machtkämpfe, die zu so gar nichts führten. Oft geht es da ja um Lappalien, wie dass das Kleinkind sich nicht die Schuhe ausziehen will, wenn es ins Haus geht oder etwas anderes als die Mama meint. Zum einen habe ich die Kinder dann eben einfach machen lassen und dann haben sie eben einen Rüschenrock über der Jeans getragen, wenn ihnen danach war.

Wenn aber mein Flur gleich voller Schlamm und Sand sein würde, wollte ich dem natürlich vorbeugen – und steckte schon im heftigsten Machtkampf über Schuhe ausziehen. Nicht aber, wenn im Kinderzimmer schon die fröhliche Musik des Lieblings-Hörspiels aus den Lautsprechern schallte. Wie von selbst verlor das Kind im Gang seine Schuhe und verschwand in seinem Zimmer. Gerade kleine Kinder brauchen oft eine Erinnerung an ihren Rückzugsort. Vor lauter Reizüberflutung und Müdigkeit vergessen sie ansonsten einfach, das diese Möglichkeit zum Ausruhen existiert.

Zusammenleben von Kindern und Erwachsenen

Wie schön wäre es gewesen, wenn wir dieses nützliche Buch da schon zum Vorlesen gehabt hätten. Machtgeschichten von Anne Sophie Winkelmann hat der kleine, aber sehr feine Verlag edition claus in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz herausgegeben.

Diese Buch ist etwas Besonderes. Auf der einen Seite ist es an die Kinder selbst adressiert. In kleinen, bebilderten Geschichten aus dem Alltag entsteht ein Bewusstsein für Machtkonstellationen – ob beim gemeinsamen Vorlesen oder selber lesen. Auch unsere großen Kinder haben sich das Buch übrigens von sich aus aus dem Schrank geholt und darin gelesen. Die Beispielgeschichten zeigen alternative Lösungswege aus für Groß und Klein. Eine diesbezüglich brenzlige Situation muss nicht immer in einem Machtkampf enden. Bewusstsein bei Kindern und Erwachsenen hilft immens. Von der anderen Seite her gelesen entpuppt sich das Wendebuch als kompetenter Ratgeber für Eltern und Pädagogen. Sie lernen wie sie besser auf Gefahrenpotential achten und wie sie aus solchen Situationen herauskommen.

Hier findet ihr einen spannenden Artikel der Autorin zum Thema. Gerade in Zeiten von Lockdown und viel zuhause hocken verschärfen sich die Konfliktsituationen im Zusammenleben ja oft. Anne Sophie Winkelmann weist daraufhin, dass es ebenso wichtig ist, sich selbst zu hören, warum einen etwas gerade so aufregt, wie die Hinwendung zu dem, was die Kinder beschäftigt. Es gehe keineswegs darum alles gelassen und stoisch zu ertragen.

„Diese Corona-Zeit außerhalb des regulären Alltags ist eine Möglichkeit, Schritte zu machen, die vielleicht sonst niemals möglich wären“

 

Runter von der Machtwippe – wie geht das?

Autoritätsprobleme manifestieren sich auf vielfältige Weise – nicht nur zwischen Eltern und Kindern, sondern auch im beruflichen Umfeld oder in Beziehungen und in allen Bereichen natürlich im ganz normalen Familienalltag. Wie oft habe ich schon gemerkt, dass ich mit einer anderen Situation unglücklich bin und dann meinen Grant an anderen Personen auslasse – leider auch an meinen Kindern. Immer wieder verfällt man zudem in die immergleichen Muster, die bis in unsere eigene Kindheit zurückreichen. Dort waren sie vielleicht gute Strategien, um in der Erwachsenenwelt zurecht zu kommen. Selbst erwachsen geworden, fällt es uns oft ganz schön schwierig, Verhaltensweisen zu ändern.

Dieses Buch hilft sie zu durchbrechen. Erst einmal muss man sich aber mit der eigenen Vergangenheit und Herkunftsfamilie beschäftigen, um zu schauen, wo Autoritätsprobleme herrühren. Wer sich bewusst macht, welche Denken- Fühlen- Handeln-Kreisläufe automatisch ablaufen, die geradewegs auf die Macht-Wippe führen, bekommt die Chance hier auszusteigen.

Anhand einer eingängigen Typologie erkennt die Leserin, ob sie ein Löwe, Adler, Chamäleon oder eine Schildkröte ist und welche – oft unbewussten – Trigger zu den persönlichen Verhaltensmustern führen. Die Beispiele und Übungen unterstützen dabei, sich neue – bessere – Strategien anzueignen, um bisherige Muster zu durchbrechen. Ziel ist es, die Machtwippe zu verlassen – ganz gleich, ob man oben oder unten sitzt.

Runter von der Macht-Wippe von Ulrike Strubel ist bei Klett Cotta erschienen. Hier finden sie auch einige weitere spannende Ratgeber für ein harmonischeres Familienleben.

 

Wichtige Rituale für Kinder

Kinder brauchen den Familienalltag ebenso wie feste Rituale. Das eine gehört zum anderen. Hörspiele für Kinder können zu solchen liebgewonnenen und gepflegten Routinen werden. Mit den Jahren haben die Kinder begonnen sich selbst daran zu erinnnern, wie gut sie bei einer erzählten Geschichte ausspannen können. Sehr oft beginnen sie ein gemütliches Wochenende mit einem Hörspiel. Sie streamen sich Hörspiele, haben CDs und Kassetten und leihen sich selbständig neue Geschichten in der Stadtbibliothek aus. Der Fundus ist unerschöpflich.

Wie das Vorlesen ist es zu einem wichtigen Ritual geworden. Meine anfängliche Sorge, dass sie irgendwann nur noch Hörspiele haben wollen, aber nichts mehr von mir vorgelesen, war vollkommen unbegründet. Alle Formen Geschichten zu hören, sind bei Kindern willkommen. Lange Zeit war unsere Gutenachtgeschichte ein wichtiges Ritual für die Kinder. Wir haben viele dicke Wälzer zusammen gelesen. Doch jetzt mit zehn, elf Jahren lesen die Kinder mehr und mehr selber. Manchmal lese ich ihnen immer noch etwas vor, aber nicht mehr mit dieser täglichen Regelmäßigkeit.

Oft kommt es auch vor, das jeder in seinem Bett eine eigene Geschichte hören will. Jeder hat da eben mittlerweile auch seine eigenen Vorlieben für Hörspiele für Kinder. Der eine liebt Alltagsgeschichten von Lausbuben à la Gregs Tagebuch und Tom Gates, der andere schwört auf Fantasy à la Michael Ende.

 

Macht und Hackordnung zwischen Kindern

Damit da auch nicht immer nur ein Kind bestimmt, was gehört wird, war es uns ganz wichtig, dass jeder sein eigenes Kinderzimmer bekommt. Das war bei uns aus Platzmangel zeitweise nicht immer möglich. Deshalb haben wir darauf geachtet, dass jedes Kind dennoch eine Rückzugsmöglichkeit hat, wenn auch kein eigenes Zimmer. Fakt ist aber, das unser Familienleben viel harmonischer ist, wenn jeder der Kinder seinen eigenen Raum hat. Seinen Ort, an dem er bestimmen kann, was gespielt und gehört wird.

Deshalb ist so gut wie jedes Zimmer mit einem CD-Player oder Audio-System ausgestattet. Eine gute Möglichkeit für mehr Harmonie in der familie sind auch Kopfhörer. Gerade wenn es sich um Hörspiele aus dem Internet handelt, können sich einzelne Kinder so mit Kopfhörern zurückziehen. Das machen wir vor allem, wenn jedes Kind ein anderes Hörspiel zur gleichen Zeit hören will.

Für gute Startbedingungen zu sorgen, vermeidet Streit, Wettbewerb und Konkurrenzgerangel. Auch Gechwisterkinder müssen nicht immer alles miteinander teilen. Das passiert ohnehin von allein. Teilen ist gut und richtig, wenn die Kinder das von sich aus wollen.

 

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