Was passiert am Innsbrucker Weltacker

Innsbrucker Weltacker

Der Innsbrucker Weltacker zeigt: Es könnte genug für alle da sein. Seit Ende Mai veranschaulicht ein Feld mit 2.000m², was derzeit auf globalen Ackerflächen angebaut wird.

Im Jahr 2022 leben rund 7,9 Milliarden Menschen auf diesem Planeten. Teilt man die global verfügbare Ackerfläche von 1,5 Milliarden Hektar durch diese Zahl, ergibt das durchschnittlich 2.000m² pro Nase. Das ist genau die Fläche, die der neue Innsbrucker Weltacker zwischen Andechser-, Egerdach- und Klappholzstraße einnimmt.

Maßstabsgetreu bildet er nach aktuellen Zahlen der Welternährungsorganisation FAO ab, wie die Menschheit das zur Verfügung stehende Ackerland derzeit nutzt. Was nicht aus dem Meer, aus dem Wald (5.200m² pro Person) oder von der Weide (4.400m² pro Person) stammt, muss hier wachsen. Neben Getreide (mehr als 50 Prozent), Mais, Soja und Ölfrüchten wachsen dort Hülsenfrüchte, Gemüse, Gründüngung, Obst und Nüsse.

2.000 qm misst der Innsbrucker Weltacker in der Reichenau

Auf den 2.000 Quadratmetern wachsen aber auch Baumwolle für Kleidung, Öl und Stärke für die Industrie, Kautschuk für Reifen und Gummi. Ob T-Shirts aus Baumwollfasern, Bio-Sprit, Tabak oder Soja-Anbau für Schweinefutter: „Wir bauen hier Ackerkulturen im gleichen Verhältnis an, wie sie auf den Feldern weltweit wachsen. Die ganze Welt auf einem Acker. Einige Kulturen haben spezielle Ansprüche. Sie sind für Tirol unüblich oder können hier nicht wachsen“, erklärt Claudia Sacher von der feld:schafft.

Kürbisse gedeihen prächtig am Innsbrucker Weltacker! ebenso Süßkartoffeln, Mangolf, Sonnenblumen und autochthone Tiroler Gettreidesorten wie der Obernberger Schwarzhafer

Gemeinsam mit dem Stadternährungsprojekt Feed’INN hat die Genossenschaft das Projekt inhaltlich und praktisch umgesetzt. In Kooperation mit dem Österreichischen Institut für nachhaltige Entwicklung (ÖIN), der Stadt und der Universität Innsbruck.

Sacher zeigt vor Ort, welche Pflanzen in Vertretung der Exoten wachsen, zum Beispiel Dinkelreis statt Reis oder die heimische Wildpflanze Faserlein statt Baumwolle. Erdnuss, Mango oder Kakao zieht der Botanische Garten momentan als Anschauungsobjekte vor.

Auf dem Weltacker werden globale Strukturen der Welternährung erlebbar

Fragen tauchen auf, wenn der Innsbrucker Weltacker studiert wird. Die Besucher:innen beginnen nachzudenken, über Herkunft, Produktion und Transport von Lebensmittel, aber auch über die wertvolle und endliche Ressource Boden.

Ist es möglich, sich mit der Ernte, die auf diesem Platz in unserem Klima reift, komplett zu versorgen? Worauf wollen wir auf keinen Fall verzichten und müssen es importieren? Unter welchen Umständen reichen 2000 m² aus, um den menschlichen Pro-Kopf-Verbrauch ein ganzes Jahr lang zu decken – fair für alle?

Stolz ist das Team auf die gute Zusammenarbeit mit einem großen, österreichweiten Netzwerk an Bäuerinnen und Bauern, die Samen von alten Getreidesorten und regionalen Arten wie dem Oberndorfer Schwarzhafer oder der Tiroler Ackerbohne ausgeholfen haben. Für die nächste Saison will es eigenes Saatgut gewinnen. Sobald sich die Grundbepflanzung des Weltackers etabliert hat, können Interessierte auf den angelegten Wegen hindurchgehen, sich informieren und bei der Gartenarbeit mitmachen. Im Sommer gibt es ein buntes Programm an Bildungsveranstaltungen und Erntewochen.

Nachhaltig im Alltag: Reparieren, einkaufen & kochen

Ökologisch wertvoll wird die ehemalige Wiese, weil die Biodiversität und das Nahrungsangebot für Insekten und Vögel sich erhöhen und Humus angereichert wird.

Claudia Sacher, expertin für bodenkultur

Dafür wurden zahlreiche Fachleute in die Umsetzung miteinbezogen. Ausgedacht hat sich das alles übrigens der Agrarexperte Benedikt Haerlin erstmals im Jahr 2013. Im Netzwerk „Weltacker 2000m²“ sind die verschiedenen Projekte vernetzt: neben sechs Äckern in Deutschland, gibt es zwei in der Schweiz sowie je einen in Luxemburg, Frankreich, Liechtenstein, Kenia und in Indien.

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Erwachsenenbildung, Workshops für Kigas und Schulklassen

Der Innsbrucker Weltacker eignet sich sowohl für Kindergartenkinder wie für die Klärung komplexer Oberstufenthemen und die Erwachsenenbildung, und zeigt ein großes Spektrum an bildungspolitischen Fragen rund um die lokale und globale Lebensmittelversorgung auf.

Dass es sich dabei um zentrale Themen der menschlichen Zukunft handelt, zeigt aktuell der Krieg in der Ukraine, aber auch die Pandemie der letzten Jahre. Interessant ist beispielsweise das rote Plastikband, das im Innsbrucker Acker anzeigt, wie viel von der landwirtschaftlichen Weltproduktion bereits am Feld entsorgt wird – nämlich ein Drittel. Das macht deutlich: Es könnte genug für alle da sein! Wir müssten den Acker nur richtig einteilen.

Übrigens auch sehr interessant für Lehrerinnen und Lehrer für Besuche mit Schulklassen und anschaulichen Unterricht. Wie Ihr als Ehrenamtliche (Treffen immer mittwochs) und auf andere Art mitmachen könnt:

feldschafft.at/weltacker-innsbruck/

Hier lest ihr mehr zum europaweiten und sogar globalen Weltackerprojekt auf 2.000 qm

Einen weiteren spannenden Artikel hat Elisabeth für den Blog von Innsbruck Tourismus über den Weltacker und Foodsharing Innsbruck geschrieben.

Und in den Schaufenstern von Patagonia Innsbruck seht ihr die Weltacker inspirierte Kunst von Melanie Gandyra. Einfach wow!

Dieser Artikel wurde zuerst im 20er, der Tiroler Straßenzeitung veröffentlicht.

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