Heute habe ich ein sehr interessantes Interview zum Thema Öko-Perfektionismus für Euch. Anlass ist Kerstin Mayers neues Buch “Zero Waste ohne Stress”. Kerstins Blog Laboratorium Nachhaltigkeit kennen wahrscheinlich einige von euch. Mir ist ihr Blog mit vielen Tipps zu einem nachhaltigen Zero-Waste-Leben durch die gemeinsame Arbeit in den Nachhaltigkeits-Gruppenboards aufgefallen. Sie hat richtig gute Tipps, um sich durch Öko-Perfektionismus nicht unter Druck setzen zu lassen. Diese hat sie auch in ihrem neuen Ratgeber-Buch Zero Waste ohne Stress zusammengefasst und schön bebildert. Ihr Buch ist 2021 im Kosmos Verlag erschienen.
Danke Kerstin für Deine tollen Tipps, mit denen es prima gelingt, Euch von jeder Art von Öko-Perfektionismus zu verabschieden. Ich weiß genau, wovon bei Öko-Perfektionismus die Rede ist, ihr auch?
Warum heißt Dein Buch “Zero Waste ohne Stress“?
Du merkst, dass du deinen Beitrag leisten willst für die Zukunft deiner Kids und Enkel auf der Erde – Und stehst erst mal vor einem riesigen Haufen Öko-ToDo’s. Wie schafft man es Klarheit zu gewinnen? Wo lohnt es sich anzufangen? Welches Vorgehen ist sinnvoll? Bei vielen Menschen, die ich kenne, und auch bei mir konnte ich das beobachten: Zero Waste und ein nachhaltiger Lebensstil insgesamt kann durchaus stressig sein, wenn man es möglichst gut und möglichst richtig machen will.
Was ist Dir besonders wichtig bei dem Thema Zero Waste?
Der Öko-Perfektionismus, der in den Zeilen oben mitschwingt, macht einem das Leben schwer. Dabei muss das überhaupt nicht sein, im Gegenteil! Ich habe erlebt, wie bereichernd es ist, sich aus diesem Öko-Perfektionismus herauszuschälen und stattdessen ganz fokussiert die eigene Lebensqualität in den Blick zu nehmen. Plötzlich geht das dann Hand in Hand: Müll und Plastik reduzieren, Körper und Geist Gutes tun, Ballast abwerfen und Leichtigkeit finden, statt nur „Beruf“ die eigene Berufung leben. Genau das möchte ich meinen Leser*innen mitgeben: Sich nicht verrückt machen durch diesen Öko-Perfektionismus, sondern Schritt für Schritt vorangehen, effizient und entspannt, dabei die Fülle der Möglichkeiten entdecken und den Weg zu mehr Nachhaltigkeit gleichzeitig zum eigenen Weg zu einem glücklicheren Leben zu machen.
Hast Du besondere Tipps für Familien? Mit Kinder ist Zero Waste oft in der Praxis schwer umzusetzen!
Ja, der Familienalltag ist natürlich komplexer als ein Singlealltag. Gleichzeitig tut es gut zu erkennen, dass man in einem mehrköpfigen Haushalt durchschnittlich sowieso eine bessere Ökobilanz hat, denn man teilt sich Infrastruktur (z.B. Bad, Küche, Auto) oder kann Müll reduzieren, indem man z.B. Großgebinde an Lebensmitteln kauft. In vielen Familienhaushalten macht Müll durch Lebensmittelverpackungen tatsächlich den größten Teil aus. Generell sollte man sich das aber erst mal genau anschauen – Dabei hilft die Übung im nächsten Abschnitt.
Was ist Deiner Meinung nach die effektivste Methode, um Müll zu sparen?
Bei meinen Kund*innen und Follower*innen sowie bei mir selbst habe ich erlebt, dass es sie besonders gut voranbringt, wenn sie einen Mülltonnen-Scan machen. Dabei beobachtet und notiert man einige Tage lang alles, was man in den Müll wirft. Oder man kürzt ab und schaut ein Mal genau nach, was sich aktuell in den Tonnen und Säcken befindet. Was wiederholt sich? Was findet man in besonders großen Mengen? Wer eine Liste erstellt – oben die Dinge, die am häufigsten weggeworfen werden bzw. die den größten Anteil ausmachen – hat den wichtigsten Schritt schon geschafft: Klarheit zu bekommen. Die obersten ein bis fünf Punkte kann man sich für die nächsten z.B. zwei Wochen vornehmen, Alternativen finden und neue Gewohnheiten etablieren. Mit dieser Methode kommt man wirklich super effizient und erfolgreich voran.
Was rätst Du Menschen, die sich keine neuen vermeintlich “grünen”Produkte anschaffen wollen, um nicht erneut in eine Konsumfalle zu tappen?
Ganz ehrlich? Kaffee oder Teechen kochen, aufs Sofa sitzen und in gemütlichen Hosen einfach nur relaxen. Pause machen. Gar nix tun. Denn nur, weil wir DENKEN, wir SOLLTEN dies kaufen, jenes tun, heißt das noch nicht, dass es uns wirklich voranbringt. Geschweige denn glücklich macht. Als besondere Herausforderung erleben viele Eltern die „Materialschlacht“, die Flut an Spielzeug, Kleidung, Equipment für die Kids. Hier hilft es bewusst von oben auf das eigene Zuhause zu schauen: Welche Materialströme gibt es? Wer bringt welche Dinge mit, was davon ist sinnvoll, also gebraucht und geliebt, was eher nicht? Welche Dinge stauen sich zuhause? Was fällt auf beim Materialstrom aus dem Zuhause heraus? Was verlässt als Müll das eigene Zuhause und was davon hat das Potenzial, statt Müll eine wertvolle Ressource zu sein?
Im zweiten Schritt kann man aktiv diese Materialströme gestalten, nach und nach. Fällt zum Beispiel auf, dass sich viel ungenutztes Spielzeug staut, ist es hilfreich, nicht nur nach Möglichkeiten zu suchen, wo das Spielzeug weiter verwendet werden könnte, sondern vor allem auch am Material-ZUFLUSS für die Zukunft zu arbeiten. Mit den Schenkenden, also Großeltern, Familie, Freunden vor Weihnachten und Geburtstagen das Gespräch zu suchen, ist sinnvoll. Dabei konstruktiv und wertschätzend bleiben. Denn geschenkt wird ja aus gutem Willen. Warum es wichtig ist, im Kinderzimmer für weniger Plastik zu sorgen, und worauf die abgesehen von Spielzeug noch achten kannst, habe ich hier im Artikel zusammengestellt: https://www.laboratorium-nachhaltigkeit.de/kinderzimmer-ohne-plastik/
Weg vom Öko-Perfektionismus: Was empfiehlst Du Menschen, die wenig Zeit haben zum Selber kochen, halbar machen, fermentieren etc.?
Ganz grob kann man sagen: Je weniger verarbeitet und je frischer ein Lebensmittel ist, desto größer die Chance, es unverpackt zu bekommen. Haltbarmachen ist für viele Menschen im Alltag tatsächlich ein zu großer Aufwand. Das Zubereiten von Mahlzeiten dagegen kann man mit ein bisschen Tipps, Tricks und Nachdenken vom Aufwand her so weit reduzieren, dass es plötzlich realistischer wird.
Dabei hilft das Etablieren neuer Routinen: Wo kann ich einkaufen, was sich für mich gut anfühlt? Alles klar, diesen Ort peile ich jetzt immer dienstags nach der Arbeit an, wenn ich sowieso unterwegs bin – und genieße das Einkaufen mit gutem Gewissen. (Das ist echte Lebensqualität). Wie könnte ich vermeiden, mittags immer irgendeinen verpackten Snack auf die Schnelle zu kaufen? Ein paar leere Weck-, Schnapp- oder Schraubgläser griffbereit halten, abends z.B. Salat und Gemüse schnippeln, Salatdressing in separatem Gläschen „schüttelmixen“, fertig ist das Mittagessen für den nächsten Tag.
Zum Thema „Essen to go“ gibt’s 10 leckere, gesunde und schnelle Rezepte für unterwegs unter https://www.laboratorium-nachhaltigkeit.de/essen-to-go/ Natürlich ist das jetzt nicht DIE Lösung, die für alle Menschen passt. Es geht um individuelle Lösungen, die einem selbst gut tun. Als ersten Schritt empfehle ich gerne auf das zu verzichten, was einem ohnehin nicht gut tut – und dazu gehört auch, sich seines schlechten Gewissens oder seiner Unzufriedenheit bewusst zu werden, wenn man z.B. mittags immer einen schnellen, in Müll verpackten Snack kauft.
Weitere Tipps zum entspannten Backen mit Kindern oder wie es gelingt, das selber kochen in der Familie zu einem Event oder gemeinsamen Spaß, Ritual oder Aktivität am Wochenende werden zu lassen, findet ihr REzeptvorschläge zum Beispiel zum Knödel machen hier.
Hast du noch einen persönlichen Tipp für Menschen, die schon sehr nachhaltig leben und eue Motivation brauchen?
Hört auf, „Nachhaltigkeit“ zu denken – Denkt größer! Ihr wollt die Welt retten, richtig? Ihr wollt für eure Kinder eine gute Zukunft gestalten und ihr wollt wissen, dass die nächsten Generationen auf der Erde einen lebenswerten Ort haben. Sprengt eure Grenzen, wurschtelt nicht nur im eigenen Alltag vor euch hin, sondern traut euch zu wachsen.
Generiert positiven Impact! Setzt euch das zum Ziel. Ich biete eine kostenfreie „Positive Impact Session“ an, ganz einfach buchbar über meinen Onlinekalender unter https://www.laboratorium-nachhaltigkeit.de/kontakt/ – Wenn du spürst, dass jetzt etwas Anderes kommen darf, wenn du auf der Suche bist oder irgendwie unzufrieden im Status Quo, dann ist die Positive Impact Session genau das Richtige für dich. Völlig egal, wo du gerade stehst, was Nachhaltigkeit in deinem Privat- und Berufsleben sowie im eigenen Business angeht.
Gestern war ja schon wieder der Fünfte des Monats und ich habe einen Spaziergang durch Innsbruck gemacht. Da ich ausnahmsweise meine Kamera dabei hatte,…