Werbung/Buchrezension
Da wir wegen Corona ohnehin zuhause sitzen, liegt es nahe uns ein schönes Zuhause zu gestalten. Seit unserem Umzug ist immer noch einiges liegen geblieben. Ein ganzes Haus mitsamt Werkstatt, fünfköpfiger Familie und Gartenpflanzen umzuziehen geht sicher nicht an einem Wochenende. So ein Monsterumzug bedarf viel Geduld und noch Wochen und Monate danach gibt es unerledigte Baustellen.
Auch einfach aus dem Grund, dass man irgendwann so erschöpft ist, dass nichts mehr geht. Dabei helfen, dass selbst ein großer Umzug nicht in Chaos ausartet, hilft das neue Buch von Andrea Bruchwitz: “Mein neues Zuhause”. Das Umzugsjournal bietet jede Menge Checklisten, Ideen und Praxistipps für einen entspannten Umzug und ist im Knesebeck Verlag erschienen.
Hier habe ich bereits vor zwei Jahren über ihr ebenfalls sehr nützliches Buch “Perlen statt Plunder“, ein Ratgeber wie man sein Leben minimalistischer gestalten kann, berichtet. Auch auf ihrem englischsprachigen Blog findet ihr zahlreiche Tipps und Anregungen für einen achtsamen und minimalistischen Lifestyle.
Ein schönes Zuhause!
Egal ob ihr gerade Euren Umzug plant, schon mittendrin steckt oder – wie wir – noch immer nicht geschafft habt, alles an den richtigen Platz zu bringen – das Umzugsjournal “Mein neues Zuhause” hilft euch beim Ausmisten, Einrichten und Planen.
Es gibt Moodboards für Wohnaccessoires, Farbfamilien und Lieblingsshops, um sich ein schönes Zuhause zu gestalten. Neben den nach Räumen geordneten Listen zum Ausmisten gibt es Platz und Anregungen, um einen Grundriss und Miniaturmöbel auf Millimeterpapier einzuzeichnen und sich ausgiebig mit der Einrichtung zu beschäftigen. Dem folgen Raumanalysen und praktische Listen für Zeitmanagement und zu erledigende Aufgaben rund um den Umzug. Wer dieses Journal benützt, braucht keine losen Zettel, sondern hat hier alles kompakt enthalten.
Mit diesem Buch lassen sich auch Upcycling, Verschönerungsarbeiten und DIY-Projekte angehen. Es bleibt auch noch Jahre nach dem Umzug in das neue Heim ein treuer und hilfreicher Begleiter. Bei mir stehen für ein schönes Zuhause als nächste Punkte auf der Liste: Gartenmöbel und Fensterläden neu streichen, (puuh, das dauert lange!) Außerdem habe ich wie jedes Frühjahr verschiedene Gartenprojekte: Neben dem Gemüsegarten und einem Blühstreifen mit Wildblumen sowie neuen Sträuchern für eine bienenfreundliche Hecke mit Frühblühern wie Kornellkirsche und Weide, aber auch Holunder und und Haselnuss. Außerdem wollen wir eine Vogeltränke bauen.
Im Haus und auf der Terrasse will ich auch einige Verschönerungsarbeiten erledigen, z.b. den Klavierhocker neu beziehen und Wärmeschlangen für die zugigen, alten Fenster nähen. außerdem besteht noch immer das große Projekt Dachboden. Dort soll ein drittes Kinderzimmer entstehen.
Ordnung ins Chaos
Auch mir nutzt das Buch gerade jetzt in diesen Momenten, um einmal strukturiert an die Aufgabe zu gehen, sich durch Ausmisten ein schönes Zuhause zu gestalten. Ich miste gefühlt ständig aus, aber es liegt wie immer in einer Großfamilie auch immer viel Kram herum. Dafür denke ich mir jetzt – Zimmer für Zimmer – neue Ordnungssysteme aus. Allerdings ist es bei Familien mit dem Ausmisten wohl nicht getan. Alle Familienmitglieder müssen dazu angehalten werden, ihre Sachen und Zimmer auch aufzuräumen.
Bei mir hat das Chaos auf dem Schreibtisch auch immer viel mit meinen zahlreichen Projekten und Ideen zu tun. Ich habe viele Einfälle, kreative Ideen und Schreib-Projekte. Dazu sammeln sich Material und Unterlagen, die leider in Stapeln herumstehen. Projekte anzugehen und abzuarbeiten, heißt also bei mir in einem tieferen Sinne aufzuräumen. Denn dann können diese Stapel endlich weg! Doch meistens sind dann schon die nächsten Ideen da…
Dazu kommen Seiten zum Seele baumeln lassen. Hier kann die Leserin niederschreiben, was ihre neue Nachbarschaft ausmacht, Lieblingsorte und -aktivitäten in der neuen Wohnung benennen sowie die Lieblingsplätze in der neuen Umgebung festhalten. Mit dem Aufschreiben dieser Orte ist ein Trick verbunden: Wer sich mit diesen Fragestellungen beschäftigt, nimmt seine Umgebung ganz anders wahr: Bevor man etwas aufschreiben kann, muss man genau hinschauen, seine Umgebung erkunden und entdecken. So erreicht der Neuling schneller Vertrautheit mit den unbekannten Stadtviertel. Die neue Stadt bleibt nicht länger fremd sondern wird erobert, entdeckt, zu etwas Vertrautem gemacht.
Die neue Umgebung vertraut machen
Das ist eine wunderschöne Idee, denn nicht allen Menschen fällt es an einem neuen Ort leicht sich daheim zu fühlen. Bei mir zum Beispiel war es so, dass ich vor lauter Homeoffice, Kinderbetreuung und dem Umzug selbst, viele Monate lang mir gar keine bis sehr wenig Zeit genommen habe, die Stadt wirklich kennen zu lernen. Mein Job als selbständige Autorin bringt es nun mal mit sich, dass ich keinen Arbeitsweg habe. Und wenn ich wohin muss, dann reise ich meistens gleich weiter weg und komme also auch wieder nicht mit meiner neuen Stadt in Berührung.
Bei mir war der Trick, der mir mein neues Zuhause näher gebracht hat, ein Zufall: Erst als ich mich auf mein Fahrrad geschwungen habe, um das Auto sooft wie möglich aus ökologischen Gründen stehen zu lassen, gelang es mir Innsbruck näher zu kommen. Trotz unserer doch zahlreichen Ausflüge im ersten Sommer ins Schwimmbad, in den Zoo, in die Berge oder zu Kultur und Brauchtum, fühlte ich mich bis letzten Herbst noch immer nicht angekommen – also auch ein Jahr nach dem Umzug nicht. Das hat zum einen damit zu tun, dass ich durch meinen Job einfach keine Zeit hatte, die Stadt unsicher zu machen. Die vielen Geschäftsreisen, Haushalt, Schreiben, Blog und Kinder – und abends dann meistens zu müde, um sich mal zu verabreden.
Nur wenn Besuch kam, ging das. Doch letzten Herbst habe ich angefangen Lebensmittel mit Foodsharing zu retten. damit habe ich mich selbst überlistet: Jetzt gab es plötzlich eine Notwendigkeit mit dem Rad durch die Stadt zu fahren.
Zuhause ist ein Gefühl
Seitdem ich durch die Straßen und Gassen Innsbrucks radle, Schleichwege entdeckte und neue Routen ausprobiere, bin ich hier angekommen! Es war mir selbst nicht so klar, wie wichtig das Entdecken der neuen Umgebung ist. Wahrscheinlich hatte ich das vergessen, weil ich beim letzten Umzug in derselben Gegend umgezogen bin. Da musste ich nichts neu entdecken. Außerdem sind Dörfer einfach viel schneller entdeckt als Städte. Da ist es dann wohl eher das umland, die Region, die darauf wartet, entdeckt zu werden.
Damit das diesmal auch gelingt, habe ich mich gleich noch einmal überlistet. Indem ich ein Projekt angenommen habe, das mir Freude macht und mir hilft, das Innsbrucker Umland kennen zu lernen. Ich schreibe und wandere für meinen Kinderwanderführer “Rund um Innsbruck”, der 2021 erscheinen wird. Dazu aber an anderer Stelle mehr. Manchmal muss man sich eben selbst überlisten.
Wer seine erste, zweite oder dritte Heimat – das ist ganz egal – kennenlernt, beginnt sich wohlzufühlen, sich und seine Antennen auszubreiten. Durch das Erkunden des Raums passiert noch etwas anderes. Du stößt unweigerlich auf Menschen, findest welche, die zu dir passen, an Orten, die zu dir passen. Ich weiß aus Erfahrung, dass es immer wieder von Neuem geht. Es ist möglich, Wurzeln zu schlagen und sich immer wieder neu ein schönes Zuhause zu bauen.
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