Arbeit als Ausgleich zum Muttersein? Ganz ehrlich: Deshalb habe ich auch wieder angefangen zu arbeiten als meine Zwillinge ein gutes Jahr alt waren. Ich habe diese Blase aus Windeln, Babybrei, Zahnweh und Gebrüll, das ich nicht einordnen konnte, und einfach nicht mehr gepackt. Die Arbeit als Ausgleich zum Muttersein mit drei Kleinkindern hat mir dabei geholfen, mich wieder wie eine Erwachsene zu fühlen. Ich konnte wieder nachdenken, tiefsinnige Gespräche führen und das wichtigste: Ich konnte wieder schreiben.
Doch bei Mami rocks Autorin Sabine, die sich mit diesem Interview zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf vorstellt, geht es nicht nur um die Liebe zu ihrer Arbeit als Ausgleich zum Muttersein. Sie lädt Euch ein, mit ihr nachzudenken über das, was es heute so wertvoll macht, Teil einer Familie zu sein. Um Familienglück zu spüren, ist es nicht nötig, traditionelle Rollenbilder aufrecht zu erhalten – im Gegenteil, Modernität bringt frischen Wind und jede Menge Selbstentfaltung ins Familiengefüge.
Aber lest selbst, warum die Autorin ihre Arbeit als Ausgleich zum Muttersein empfindet.
Wer bist Du?
Ich bin Sabine, 36 Jahre, komme aus Tirol und arbeite aktuell als Content Managerin in Teilzeit. Obwohl mich die große, weite Welt begeistert, hat es mich mit meinem Studium nicht weiter als in unsere Hauptstadt Innsbruck und für ein Auslandsjahr nach Grenoble verschlagen. Aber immerhin konnte ich mit meiner früheren Arbeit nach Ost- und Westafrika reisen und Entwicklungsprojekte kennenlernen.
Dem Traum in die große weite Welt zu ziehen, kam mein Mann dazwischen: Der ist lieber daheim bei Freunden und Familie. Und irgendwie verstehei ch ihn: Immerhin leben wir ja dort, wo andere Urlaub machen. Da muss man nicht weit fahren, um tolle Dinge zu erleben und interessante Menschen zu treffen.
Woher kommst Du und wohin gehst Du?
Ich komme aus Tirol und wohne in einem typischen Tiroler Dorf wo der Bürgermeister und der Pfarrer noch Institutionen sind und Traditionen hoch gehalten werden. Schön langsam aber sicher schleicht sich auch das moderne Leben in den Häusern der Dorfbewohner ein und bricht so manche altbackene Herangehensweise der alteingesessenen Dorfbevölkerung auf. Nicht zuletzt auch die in den letzten Jahren neu geschaffenen Kinderbetreuungsangebote ermöglichen es den Müttern, ihren Berufen nachzugehen. Vermutlich werde ich wohl bis zum Rest meines Lebens in diesem Dorf bleiben. Immerhin haben wir hier unser Haus mit Garten gebaut, das uns viel Fleiß, Kraft, Energie und nicht zuletzt auch viel Geld gekostet hat.
Was willst Du über Deine Familie sagen?
Ich habe vor kurzem einen Zeitungsbericht gelesen, in dem stand, dass die aktuelle österreichische Regierung in unseren Schulen das Unterrichtsprinzip „Erziehung zur Gleichstellung von Frauen und Männern“ als Querschnittsmaterie in allen Fächern streichen will. Und das, obwohl es mit der Gleichstellung eh nur langsam voran geht. Was fehlt, sind oft die Vorbilder.
Wir erfahren das in unserer Familie immer wieder. Seit unsere Kinder (6 & 3 Jahre) da sind, haben wir beschlossen, dass wir uns die Kindererziehung teilen und beide auch Verantwortung zu Hause übernehmen. Wir machen Halbe Halbe, gehen beide Teilzeit arbeiten und kommen so auch gut ohne die Nachmittagsbetreuung im Kindergarten über die Runden. Wir kennen nur Wenige, die es ähnlich machen.
Was uns von anderen unterscheidet?
Bei uns bleibt auch der Papa zwei Nachmittage in der Woche daheim, holt die Kinder vom Kindergarten ab, erledigt die Einkäufe, kocht, bügelt die Wäsche, putzt die Fenster, geht mit den Kindern zum Arzt. Gerade in der dörflichen Arztpraxis und beim Einkaufen macht er immer wieder die Erfahrung, dass ihm die Leute im Wartezimmer oder an der Einkaufskasse Respekt und Bewunderung aussprechen, dass er als Mann mit zwei kleinen Kindern diese Aufgaben erledigt. So etwas ist mir als Mutter noch nie passiert.
Ich finde es toll, dass mein Mann dieselben Erfahrungen rund um die Kinderthemen machen kann wie ich. Es macht ihm nichts aus, dass er oft der einzige Mann unter Frauen ist, wenn er zum Beispiel beim Elternabend teilnimmt. Unser Anspruch ist, dass wir beide in gleicher Weise für die Kinder da sind.
Warum und was arbeitest Du?
Seit kurzem arbeite ich mit 20 Wochenstunden als Content Managerin bei einer Agentur. Lange Jahre habe ich in einer großen bekannten NGO zuerst im Kommunikationsbereich und später in der Freiwilligenbegleitung gearbeitet. Bevor die Kinder kamen, habe ich die Kommunikationsabteilung für zwei Jahre geleitet, war verantwortlich für sechs Mitarbeiter/innen.
Mit der Geburt meiner Kinder habe ich mich dazu entschieden, nicht mehr Vollzeit zu arbeiten, sondern die wertvolle Zeit den Kindern zu widmen. Meine Karriere habe ich in den Wind geschossen. Obwohl mein damaliger Arbeitgeber mir Möglichkeiten schuf, Teilzeit in einem anderen Bereich zu arbeiten, musste ich irgendwann feststellen, dass ich mich zu sehr von dem entfernt habe, was ich eigentlich gerne mache. Es war schwierig für mich zu akzeptieren, dass ich meine Rolle und meine Aufgabe für die ich früher gebrannt habe, im Betrieb verloren hatte. Deshalb hab ich vor kurzem – trotz der hervorragenden Rahmenbedingungen, die es für mich gab – gekündigt und mir einen neuen Job gesucht.
Arbeit als Ausgleich zum Muttersein
Ich arbeite, weil ich durch meine Arbeit Anerkennung bekomme und ich mich durch die Arbeit definiere. Ich mag es, wenn ich an einer Aufgabe arbeiten und wachsen kann und am Ende ein gutes Ergebnis habe. Ich mag den Austausch mit anderen Menschen zu Themen, die mich interessieren und meinen geistigen Horizont erweitern. Ich sehe meine Arbeit als Ausgleich zum Muttersein – Arbeit macht mich vollwertig und macht mich ganz. Ich wäre nicht glücklich, nur Hausfrau und Mutter zu sein. Es liegt mir nicht so sehr, mich nur einer Aufgabe zu widmen. Von allem ein bißchen ist für mich ideal.
3 Dinge, die Dir am schwersten fallen, beim Wechseln zwischen den Welten!
Die Dinge in Balance zu halten und meinen Ansprüchen gerecht zu werden. Ich interessiere mich für so viele Dinge und würde auch gerne an mehreren verschiedenen Projekten arbeiten, als ich zeitlich kann. Ich neige dazu, mir immer wieder Sonderprojekte aufzuhalsen, die ich schlussendlich nicht bewältigen kann, weil mich meine Kinder brauchen.
Die Organisation der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Es ist unglaublich wie viel organisatorischer Aufwand dahinter steckt, um die Ferien, Krankheiten oder freie Tage der Kinder auf die Reihe zu bekommen.
Auf mich selbst zu schauen. Ich versuche es immer allen Recht zu machen – dem Arbeitgeber, den Kindern, meinem Mann, dem Kindergarten, den Großeltern, den Freunden, den Nachbarn und Bekannten, die um einen Gefallen bitten etc. Dieser Spagat zerreißt mich manchmal fast. Aber ich bin schon besser geworden: Ich habe gelernt besser auf meine Bedürfnisse zu hören, NEIN zu sagen und auf mich zu schauen. Im Zweifelsfall leidet der Haushalt unter meiner Zeitknappheit.
3 Dinge, warum Du nicht tauschen wollen würdest!
Die wunderschönen Tage mit meinen Kindern und meinem Mann im Garten, in der Natur, am Badesee, wenn wir glücklich sind und gemeinsam lachen.
Die besonderen Beziehungen zu Freunden (alten und neuen) und zu Verwandten, die sich durch den Umstand, dass wir Kinder haben und uns gegenseitig unterstützen, so intensiviert haben.
Die Lebenserfahrung die das Elternsein und die Arbeit als Ausgleich zum Muttersein mit sich bringt. Erst jetzt verstehe ich so viele Dinge, die ich früher nie nachvollziehen konnte.
Was liegt Dir besonders am Herzen?
Es wird höchste Zeit, meinem Mann Danke zu sagen. Wir sind ein tolles Team. Ohne ihn und seine Bereitschaft, Teilzeit zu arbeiten und sich so in die Erziehung und in den Haushalt einzubringen, könnte ich nicht arbeiten gehen. Ich würde das nicht alles unter einen Hut bringen.
Wir suchen Deine Geschichte zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Wenn Du auch etwas sagen möchtest zum Thema Mütter und/oder Väter und Vereinbarkeit von Familie und Job oder mit Familie auf Reisen #kiezmitkindern freue ich mich sehr auf Deine Mail an contact@mamirocks.com – egal ob du vom zuhause arbeiten überzeugt bist, täglich ins Büro gehst, einen anderen Job hast, der ebenso wie der Beruf Lehrerin gut mit dem Muttersein vereinbar ist oder ganz einfach Hausfrau aus Überzeugung bist.
Hier gibt es schon einige individuelle Einblicke. Diese Portraits zeigen Wege auf wie Menschen die Vereinbarkeit von Familie und Job zu managen versuchen – denn ein Herz für Eltern soll jeder für uns vor allem auch gegenüber sich selbst haben: perfekt ist nicht wichtig. Auch wenn Du etwas anderes zu sagen hast, melde dich gerne! Ich freue mich über mögliche Gastautoren.
Eine ganz normale Mama Mama im Spagat Mama WahnsinnhochDrei Lari Lara Mami und Gör Meine Svenja
Mäusemamma Mama on the rocks Mamis Nähkästchen Val Maia Mami rocks Verena Mami rocks
Von Herzen und bunt Dachbuben Minimenschlein RadioMama Fledermama MAMA Berlin
Die Rabenmutti Mama und die Matschhose Hausnummersechs Around about Munich Papajahre Sandra schreibt
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