Vereinbarkeit existiert nicht, sagt Claudia, eine Frau und Mutter mit Vollzeitjob und Blog als “Nebenjob” bzw. Leidenschaft und Hobby. Warum es für sie keinen Wechsel zwischen den Welten geben kann und warum sie sagt, Vereinbarkeit existiert nicht, erfahrt ihr hier im Interview.
Wer bist du?
Ich bin Claudia, Mama von einer kleinen Maus, Frau von einem tollen Mann, Tochter von liebevollen Eltern, Schwester von einem klasse Bruder, Kollegin von vielen interessanten Kollegen, Freundin von verrückten Jungs & Mädels, Gründerin von einem Online-Magazin und 37 Jahre alt 🙂
Woher kommst Du und wohin gehst Du?
Örtlich: Ich komme aus dem schönen Bremen und leben in der Nähe von München – ob wir hier für immer bleiben? Wer weiß.
Beruflich: Ich komme aus einer grundsoliden Beamtenfamilie und bin die erste, die in der freien Marktwirtschaft ihren Weg gesucht und gefunden hat. Beamtenfamilie prägt – aber trotzdem möchte ich den Weg in die (Teil-)Selbstständigkeit gehen und mein eigener Boss werden.
Ob ich den Mut habe, mich komplett unabhängig zu machen, wird die Zeit zeigen. Das Beamtenkind steht eben auf Sicherheit. 😉
Was willst Du über Deine Familie sagen?
Außer dem, was ich oben schon verraten habe? 😉
Ich wollte nie Kinder, kann mir inzwischen mein Leben ohne die kleine Prinzessin nicht mehr vorstellen. Wie auch? Sie macht unser Leben bunt und wirbelt es ordentlich durcheinander.
Ist das immer super? Nein.
Manchmal hätte ich gerne etwas mehr Pause. Aber trotzdem würde ich nicht eine Minute Pause gegen Zeit mit ihr eintauschen. Niemals nicht.
Das ist die tägliche Schizophrenie von uns Eltern, denke ich.
Warum und was arbeitest du?
Ich habe zwei Jobs:
Einmal mein Vollzeitjob in der Telekommunikationsbranche, den ich liebe. Ich arbeite dort seit über 15 Jahren und gehe trotzdem jeden Tag noch gerne dort hin. Ohne den Ausgleich mit meinen Kollegen könnte ich auch keine so gute und entspannte Mutter sein, da bin ich mir sicher. Arbeit hilft mein Privatleben zu entspannen.
Und dann ist da noch mein Sidebusiness, dem Fulltime-Magazin.de, dass ich gerne vorantreiben möchte.
Eltern leisten so viel in der heutigen Gesellschaft, aber wer bringt ihnen bei, dass Zeit etwas ist, dass wir irgendwie handeln müssen? Niemand.
Und da komme ich ins Spiel: Das Online Magazin soll allen Eltern die Möglichkeit geben zu lernen ihre Zeit und sich selbst besser zu managen. Damit am Ende des Tage mehr Zeit übrig bleibt für das, was man liebt: Zeit für die Familie. Und für das, was man als Eltern vermisst: Zeit für sich.
Erzähle uns etwas von Deinem beruflichen Werdegang!
Ich verknüpfe hier einmal beide Wege: ich habe nach meinem Studium und Umzug nach München einen Blog begonnen – und immer das Schreiben als meinen kreativen Aderlass empfunden.
Mal habe ich mich in meinem Beruf weiterentwickelt – und das Bloggen pausierte – und mal habe ich meinen Job “einfach gemacht” und so mehr Zeit für das Bloggen gehabt.
Lustigerweise habe ich heute mein Zeitmanagement so gut unter Kontrolle, dass ich einen guten Job in meinem Vollzeitberuf abliefere, Zeit für meinen Mann und meine Tochter habe – und nebenbei das Magazin auf die Beine stellen kann.
Als nicht-Mama habe ich das nicht geschafft.
3 Dinge, die Dir am schwersten fallen, beim Wechseln zwischen den Welten und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf!
1 – Der Wechsel von Fremdbestimmt zu Eigenbestimmt.
Privat ist Fremdbestimmtheit groß geschrieben – und in der Arbeit bin ich Eigenbestimmt. Der Wechsel zurück in Fremdbestimmt ist an manchen Tagen schwer. Vor allem, wenn es ein anstrengender Tag im Office gewesen ist.
2 – Die Trennung der Welten.
Manchmal sitze ich in der Arbeit und mir fallen tausend Sachen ein, die ich noch “privat” erledigen muss.
Und auch umgekehrt. Gerade für mein Sidebusiness finde ich es unglaublich schwer den Kopf auszuschalten, weil mein Herz so daran hängt. Da schießen immer Ideen in den Kopf und ich habe immer zu wenig Zeit. Leider.
3 – Vereinbarkeit existiert nicht – es gibt keinen Wechsel zwischen den Welten!
Vereinbarkeit existiert nicht in meiner Welt! Den Gedanken zu verstehen, fand ich schwierig, weil ich ein sehr positiver Mensch bin.
Aber Vereinbarkeit ist einfach Blödsinn, weil man – sobald man nicht ein 0-8-15 Leben hat – aus dem Raster fällt und die Vereinbarkeit sich auflöst.
Man braucht den richtigen Job, die richtige Partnerschaft, das richtige Kind, die richtige Unterstützung etc pp.
Den Gedanken habe ich schwer akzeptieren können. Deswegen gibt es eigentlich auch keinen Wechsel zwischen den Welten – denn ich muss flexibel genug sein jederzeit alles im Kopf zu haben, um Beruf und Familie bedienen zu können.
3 Dinge warum du nicht tauschen wollen würdest!
1 – Meine kleine Familie
2 – Mein Online-Magazin
3 – Mein Leben
Ich liebe Herausforderungen. Und so sehr ich auch Routinen schätze, so sehr finde ich es spannend neues zu entdecken und zu erleben. Ich könnte mir kein Leben mehr ohne diesen Spagat vorstellen, weil er mein Leben so imperfekt macht, wie es jetzt ist. Und ich liebe es genau so.
Mit allen Höhen und Tiefen.
Was liegt dir besonders am Herzen?
Ich sträube mich dagegen in das “Feministenhorn” zu blasen, aber was mir seit dem Beginn meiner Selbstständigkeit immer wieder auffällt: Frauen machen sich klein, nehmen sich zurück und denken nicht an die Zukunft.
Wie gerne möchte ich meine Geschlechtsgenossinnen manchmal schütteln und sagen: WACH AUF!
Es ist fahrlässig sich nicht um seine eigene Zukunft zu kümmern, “nur” weil man gerade ein Familie gegründet hat.
Frauen lassen sich aus dem Job drängen, lassen sich gängeln, vernachlässigen ihre finanziellen Möglichkeiten, ihre Rente und ihr Humankapital.
Männer machen hingegen einfach weiter, auch wenn Kinder kommen. Ich möchte, dass das aufhört – schließlich sind die Zeiten, in denen wir “nur” Frauen waren, vorbei!
Wie seht ihr das? Vereinbarkeit existiert nicht – oder doch?
Wollt ihr Eure Geschichte erzählen? Dann macht mit bei meiner Interviewreihe zur Verinbarkeit von Familie und Beruf.
Wir suchen Deine Geschichte zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf
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