Wie unsere Kinder selbstbewusst werden

Mit Kindern wandern in den Alpen

Wie unsere Kinder selbstbewusst werden, wieso das nebenbei geht und keine große Sache ist, und wie ich ihnen dabei im Alltag bei den kleinen Dingen helfe, beschreibe ich heute an einem ganz gewöhnlichen Werktag in meinem Tagebuchblog.

So gewöhnlich war dieser Werktag dann doch nicht. Diese Woche hatte sich ein Magen-Darm-Virus bei uns eingeschlichen. Zwei von drei Kindern waren also seit Wochenbeginn zuhause und nicht in der Schule. Trotzdem musste ich arbeiten. Das ist jetzt alles schon viel einfacher, wo die Kinder etwas größer sind.

Das gesunde Kind aber, das gerade eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein getankt hatte, weil es am Wochenende mit seiner Naturgruppe alleine mit zehn anderen Kindern auf eine Hütte gewandert ist. Dazu hatte er selbständig seinen rucksack gepackt und das schwere Dinge, komplett mit allem für die Hüttenübernachtung, selbst auf den Berg geschleppt. Bei Regenwetter. Solche Erfahrungen sind meiner Meinung nach, elementar, dass Kinder selbstbewusst werden. Sie haben das ganz allein geschafft.

Mit den Aufgaben wächst das Kind – und sein Selbstbewusstsein

Da ich nun aber genau das erste Mal den Kostnix-Laden selbst aufsperren wollte, damit die Leute dort hingehen und sich was mitnehmen können: tolle Kleidung und Geschirr und Bücher, Geschenkpapier und Schulhefte und alles, was sonst noch von Menschen abgegeben wird, die zuviel haben. Es kostet nix und ich habe ja schon über das Kostnix und seine wichtigen, unterstützenswerten Aktionen berichtet. Jetzt bin ich aber seit kurzem selbst im Team und betreue den Kostnix-Laden an einem Tag in der Woche für zwei Stunden. Da das eine Kind sogar Fieber hatte und eingeschlafen war, habe ich dann doch ein schlechtes Gefühl gehabt.

Nun sagt also dieses Kind, es kümmert sich um den Kranken, ich könne ruhig zu meinem Ehrenamt gehen. Es wäre in Ordnung! Ich habe den beiden noch eine Brühe hergerichtet, die sie nur aufwärmen sollten und auf Bedarf etwas Suppennudeln hinzufügen. Quizfrage an die Kinder wurde richtig beantwortet: Was ist das Wichtigste, wenn ich mir alleine etwas koche? Herd ausschalten. 100 Punkte.

ganze Familie krank
Kräuter fürs Immunsystem sind oft ganz gewöhnliche Küchenkräuter und Knollen.

Tee habe ich selbst gekocht und in eine große Thermoskanne gefüllt. Auch bei 11-Jährigen ist mir der Wasserkocher ein Greuel. Das kochende Wasser umzufüllen sehe ich als keine geeignete Aufgabe, um Kinder in ihrer Selbständigkeit zu unterstützen. Zu schnell geht da was schief. Aber da sie sich selbst bereit erklärt hatten – das eine gesunde und das nur noch etwas kranke Kind – den dritten, sehr Kranken zu versorgen, habe ich sie in ihrem Vorhaben unterstützt. Ja, ich war sogar sehr ankbar, dass ich nicht absagen musste.

Es hat auch alles gut geklappt und als ich wieder zuhause angeradelt kam, mit ein paar neuen Büchern vom Kostnix für die Kinder im Gepäck, war alles gut. Witzig, ich habe den Besuch im Buchladen gestrichen, damit ich schneller wieder bei den Kinder sein konnte, denn mein Mama-Gewissen lässt mich dann da manchmal trotzdem nicht in Ruhe. Es ist aber gerade ganz wichtig, dieses Helikopter-Mama-Gebaren auszuschalten, damit Kinder selbstbewusst werden.

Kinderbücher für Große - Lesealter 9 bis 12 Jahre

Selbständig und selbstbewusst werden in kleinen Schritten

Wenn die Kinder nicht von sich aus ein starkes Selbstbewusstsein haben, kann ich sie damit unterstützen, mich zurückzunehmen. Ich übernehme nicht alles für das Kind, was es selbst tun kann. Indem es Dinge, auch unbequeme, die es zuerst vielleicht nicht machen mag, selbst erledigt, wächst sein Sebstwertgefühl und sein Selbstbewusstsein. Es leistet etwas, es bekommt etwas hin, es hat Erfolg, indem es etwas zu Ende bringt. Egal mit welchem Resultat: Hauptsache, das Kind erledigt das allein. Hier habe ich über den Montessori Grundsatz Hilf mir es selbst zu tun für Kleinkinder geschrieben. Natürlich ist es kontraproduktiv das Kind dann anschließend zu kritisieren und zu belehren. Ganz schlechte Idee.

Natürlich wollen Kinder nicht immer alles selbsttun. Heute zum Beispiel wäre es dann am späten Nachmittag dem Kind lieber gewesen, ich würde es zu seiner Naturgruppe fahren und wieder abholen, mit dem Auto. Im Winter, als es abends noch so dunkel war und es den Weg noch nicht kannte, haben wir das auch gemacht. Schon letzte Woche habe ich nachgeguckt und gesehen, dass der Bus gleich neben der Schule mit dem Roller gut von dort aus erreichbar ist. Letze Woche wollte das Kind nicht. Gut, ich wollte keinen Streit und habe es abgeholt. Diese Woche habe ich es wieder probiert. Das Kind war bereit mit Bus und Roller zu fahren. !0 vor acht kam das Kind vergnügt wieder angerollert. Es sei die ganze Strecke mit dem Roller gefahren, das wäre praktischer gewesen. Und schneller. Es hat nicht länger gedauert als meine Auto-Abholung. Auch ich gewinne mit der Selbständigkeit der Kinder meine Freiheit in kleinen Schritten zurück. So habe ich meine Arbeit am nachmittag erledigen und mich um den Kranken kümmern können.

Harmonie und Geborgenheit zuhause

Jetzt habe ich gar nicht besonders chronolgisch erzählt bzw. den Vormittag ausgelassen. Aber der zeichnete sich auch durch nichts aus, außer dass ich meine Schreibarbeit am Rechner öfter als gewöhnlich unterbrochen habe, um Tee zu kochen. Yoga habe ich nur in der Kurzversion von fünf Minuten geschafft, um vor der Meditation überhaupt wach zu werden.

Seit ich täglich meditiere, habe ich zwar nicht abgenommen, aber dafür geht es bei uns um einiges harmonischer zu. Das ist mir sehr wichtig, denn es klappt nicht immer. Oft bin ich genervt und gestresst, wenn ich das Gefühl habe, ich schaffe meine Arbeit nicht. Die Kinder brauchen aber ihre Familie als einen harmonischen und geborgen Raum, in den sie sich zurück ziehen können.

Damit Kinder selbstbewusst werden, braucht es diese Geborgenheit. Auch ein Freund, der sich regelmäßig am nachmittag mit ihnen trifft oder so eine Jugendgruppe ist sehr hiflreich, um den Kindern Stabilität und Halt zu geben.

WMDEDGT im Mai habe ich jetzt einmal so fokussiert, denn das Tagebuchbloggen ist für mich ein Anlass zur Reflektion und ich kann mich besser auf das Besinnen, was greade so in unserer Familie von Bedeutung ist. Ich wünsche Euch alles Gute und viel Energie für den Alltag! Verena

Hier verlinke ich Euch auch noch ein paar Bücher zum wertschätzenden Umgang mit Kindern und Heranwachsenden, die ich gerade gelesen habe.

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